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„Nicht das Bike, die Natur spielt die Hauptrolle“

Im Erzgebirge gibt es eine neue Radstrecke. Den besonderen Reiz eines Stoneman erläutert der Erfinder aus Italien.

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© Egbert Kamprath

Von Mandy Schaks

Im Erzgebirge gibt es seit wenigen Tagen eine zweite Radstrecke, die in Deutschland einmalig und lizenziert ist. Nach dem großen Erfolg des Stoneman Miriquidi im Westerzgebirge für Mountainbiker gibt es nun eine Strecke für Rennradfahrer. Die Stoneman Miriquidi Road verbindet Altenberg und Oberwiesenthal. Die SZ sprach mit Roland Stauder, der den Stoneman begründet und zur Marke entwickelt hat.

Roland Stauder ist in Südtirol zu Hause und war Profi-Mountainbiker. Von seinen Erfahrungen profitiert nun das Erzgebirge.
Roland Stauder ist in Südtirol zu Hause und war Profi-Mountainbiker. Von seinen Erfahrungen profitiert nun das Erzgebirge. © Egbert Kamprath

Herr Stauder, Sie sind der Erfinder eines ganz besonderen Raderlebnisses, das nach Italien auch Deutschland, die Schweiz und demnächst noch Österreich erobert. Was macht den Stoneman aus, unterscheidet diese Strecken von anderen Radtouren?

Stoneman steht für gut markierte Mountainbike- und Rennradstrecken. Ab einem beliebigen Startdatum von Mai bis Oktober hat man maximal drei Tage Zeit, um alle auf der Strecke installierten Checkpoints zu erreichen. Jeder, der die Herausforderung in ein, zwei oder drei Tagen schafft, wird auf der Stoneman-Homepage als Finisher genannt und erhält eine einmalige, handgemachte Stoneman-Trophäe in Gold, Silber oder Bronze.

Die Herausforderungen

Die Mountainbike-Strecke Stoneman Miriquidi führt von und nach Oberwiesenthal über 162 Kilometer diesseits und jenseits der Grenze.

Die Stoneman Miriquidi Road ist nun die Straßenvariante für Rennradfahrer über 290 Kilometer.

Anmeldungen sind im Internet möglich: road.stoneman-miriquidi.com bzw. stoneman-miriquidi.com oder beispielsweise bei Logis-Partnern.

Bike-Schulen sind so etwas wie Fahrschulen für Auto-Neulinge. Dort kann man Fahrtechniken erlernen wie für Singletrails, wo die Pfade schmal sind, dass nicht zwei Radfahrer aneinander vorbei passen. Es gibt zum Beispiel die BIKEacademy Erzgebirge von Marco Hösel in Zwönitz oder die Bike-Schule Kettenjagd Rabenberg.

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Das klingt wirklich nach Männern mit steinernen Waden, nach echtem Stoneman, und unheimlich viel Anstrengung. Ist das nur was für Profis und für Männer?

Nein, das tolle beim Stoneman ist, dass drei Generationen die Strecken fahren können. Der jüngste Teilnehmer war zehn Jahre und der älteste weit über 70. Bei Rennen, im Starterblock und bei Abfahrten, geht es oft sehr hektisch zu. Den Stoneman kann man fahren, wann und mit wem man möchte und trotzdem kann ein großes Ziel verfolgt und erreicht werden. Sehr viele Frauen sind auch Stoneman-Finisher.

Haben Sie ein paar Tipps, wie den Stonemann auch Freizeitradler bewältigen können, wenn sie die Herausforderung suchen?

Die Stoneman-Strecken können in ein, zwei oder drei Tagen bewältigt werden. Für sportlich ambitionierte Biker sind die Strecken in dieser Zeit machbar. Um Tagesetappen von 60 Kilometer und 1 500 Höhenmeter drei Tage hintereinander fahren zu können, müssen Freizeit-Biker solche Distanzen im Vorfeld schon gefahren sein. Auch technische Grundkenntnisse sind notwendig. Es gibt bei allen Stoneman-Strecken „Singletrails“, die bestimmtes Können voraussetzen. In Bike-Schulen kann man sich bei Techniktrainings darauf vorbereiten.

Was ist bei der technischen Ausrüstung für solche Touren zu beachten? Und welches Budget ist dafür einzuplanen?

Die Stoneman-Strecken können mit handelsüblichen Mountainbikes ab 1 000 Euro befahren werden. Spezialbikes mit unterschiedlichen Federelementen und Gewichten tragen dazu bei, dass sich der Komfort und die Geschwindigkeit ändern. Rennräder ab 1 000 Euro. Mir ist wichtig, dass nicht das Bike, sondern die Natur die Hauptrolle spielt.

Nach dem Stoneman in den Dolomiten entwickelten Sie eine exklusive Mountainbike-Strecke für das Erzgebirge, die vor vier Jahren im Westerzgebirge eröffnet wurde. Sie gilt in Deutschland als einmalig. Wie sind Sie auf das Erzgebirge gekommen?

Ich hatte das Glück, Herrn Lutz Heinrich kennenzulernen, ehemals Bürgermeister von Oberwiesenthal. In ihm erkannte ich meinen Tatendrang. Als er den Stoneman-Dolomiti gefahren ist, leuchteten seine Augen. Seitdem sind wir Freunde, und ich legte die Mitbewerber wie Garmisch-Partenkirchen, Schwarzwald und den Chiemgau beiseite. Es war toll mitzuerleben, wie Herr Lutz Heinrich das Feuer für den Stoneman in seiner Heimat entzündete und wie schnell die Begeisterung zu spüren war.

Nun hat der Tourismusverband Erzgebirge mit Partnern weiter an dem Erfolgsmodell gearbeitet und nach Ihrem Vorbild eine Straßenvariante von Oberwiesenthal nach Altenberg an den Start gebracht. Kennen Sie die Strecke? Wie würden Sie diese besondere Tour charakterisieren?

In meiner Heimat gibt es bereits seit fünf Jahren eine Stoneman-Strecke für Rennradfahrer. Dass ein solches Angebot auch ins Erzgebirge kommt, war sehr naheliegend. Ich vertraue dem Tourismusverband Erzgebirge e.V. und seinen Partnern, dass die Strecke gut gewählt wurde. Ich bin die Strecke bisher nur mit dem Auto abgefahren.

Der Stoneman begeistert Fans nun schon in drei Ländern. Wie erklären Sie sich den Erfolg?

Die Stoneman-Finisher sind begeistert von ihren Abenteuern, Grenzerfahrungen und Naturerlebnissen. Die Biker selbst sind unser bestes Marketing, wenn sie glücklich ihren Freunden davon erzählen!

Wie sind Sie eigentlich auf die Idee mit dem Stoneman gekommen?

Die Idee ist mir in meinem letzten Jahr als Profi-Mountainbiker gekommen. Ich wollte etwas Neues kreieren und die Menschen für die Schönheit der Natur begeistern.

Sie hatten damals eine Vision. Haben Sie schon eine neue?

Beim Stoneman-Dolomiti kann ich meine Visionen ausleben! Es gibt neben Bike und Road bereits Stoneman-Hike, also Wander-und Berglauf-Strecke, und Stoneman-Kids, ein Fahrrad- und Wander-Abenteuer für Kinder mit ihren Eltern. Stoneman-E-Bike und Stoneman-Snow, bei dem die Strecke mit Skiern bezwungen wird, sind die nächsten Visionen.

Wie schätzen Sie die Radfahrer-Zukunft ein? Welche Rolle wird Radfahren künftig im Alltag der Menschen, aber auch im Tourismus spielen?

Im Tourismus ist es ein Trend und nicht mehr wegzudenken. Ich denke, dass das Radfahren noch großes Potenzial hat. Speziell in Städten könnten sehr viele Autos ersetzt werden.