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Neues Zuhause für die Möwen

Der Flutungsponton wurde im Frühjahr aus dem Berzdorfer See genommen. Er war Brutplatz für die Lachmöwen. Bekommen sie nun eine Vogelschutzinsel?

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© LMBV

Von Susanne Sodan

Görlitz. Matthias Fiebig ist ganz schön verwundert gewesen, als kürzlich der Mitarbeiter eines Vermessungsbüros vor ihm stand. Der Mann fragte, ob er sein Boot beim Segelstützpunkt, der von Fiebig mitbetreut wird, unterstellen dürfe. „Ich war wirklich erstaunt.“ Nicht wegen der Frage des Mannes, sondern weil er von Vermessungen oder Untersuchungen am See vorher noch gar nichts gehört habe, erzählt Matthias Fiebig. Er verwies den Mann an den Hafen.

Tatsächlich haben dieser Tage geotechnische Untersuchungen im westlichen Böschungsbereich des Berzdorfer Sees stattgefunden, bestätigt der Bergbausanierer LMBV. Vogelschutzinsel, den Begriff mag Uwe Steinhuber, Sprecher der LMBV, nicht so gerne hören. Bei Vogelschutzinsel habe man gleich eine bestimmte Vorstellung von einer schwimmenden Konstruktion mit Ankern im Kopf. „Die Arbeiten sind aber ergebnisoffen“, sagt er. Gesucht wird nach geeigneten „Ersatzstätten für Lachmöwen“, teilt er mit. Ersatz für den Flutungsponton, der im Frühjahr aus dem Wasser genommen wurde. Mithilfe dieser Anlage wurde der See über die Jahre geflutet. Und Lachmöwen hatten sie als Brutstätte für sich entdeckt.

Lachmöwe, hört sich nach Ostsee an. „Es ist aber eine Binnenlandmöwe“, erklärt Markus Ritz von der Naturforschenden Gesellschaft Görlitz. „Es gibt nur noch wenige Kolonien, in Sachsen steht die Lachmöwe auf der roten Liste.“ Auf dem Ponton im Berzdorfer See lebte eine Kolonie von rund 130 Paaren. „Dass der Ponton raus musste, kann ich nachvollziehen“, sagt Ritz. Es gab statische Schwierigkeiten mit der Konstruktion, die außerdem ihren Zweck erfüllt hatte. „Aber eigentlich wurde der Ponton dieses Jahr zu spät aus dem Wasser genommen. Die Brutzeit hatte im Frühjahr schon wieder begonnen.“

Er und die Naturforschende Gesellschaft waren es immer, die eine Vogelschutzinsel wollten. Mit den aktuellen Ideen und Planungen haben Markus Ritz und die Ornithologen aber nichts zu tun. Um den Ponton abzubauen und aus dem See zu holen, hatte die LMBV eine naturschutzrechtliche Befreiung von der Landesdirektion Sachsen bekommen. „Zugleich beauflagte der Bescheid die LMBV mit der Ermittlung geeigneter Ersatzstätten für Lachmöwen“, teilt Uwe Steinhuber mit. Dabei seien auch die Untere Naturschutzbehörde des Landkreises und die Landesdirektion Sachsen mit einzubeziehen. Wo und wie solch ein Ersatz entstehen könnte, ist offen. Eine Idee wäre eine Aufschüttung im Wasserbereich nahe der Rutschung P. Eine Schüttung würde, anders als eine Inselkonstruktion, im Nachhinein keine technischen und finanziellen Aufwendungen mehr brauchen. Eines steht aber fest: Was immer es wird, es soll außerhalb und ohne Beeinflussung der nutzbaren Wasserfläche entstehen. Das schreibt Uwe Steinhuber in seiner Antwort sogar fett. Es soll also ein Ort sein, der bereits jetzt zum Naturschutzgebiet am Seewesten zählt.

50 Meter Abstand zum Ufer brauche es aber, um mögliche Fressfeinde fernzuhalten, erklärt die Untere Naturschutzbehörde. Auch sie geht derzeit von einer geschütteten Insel aus natürlichem Material aus, „welche mindestens die Abmaße des beseitigten Pontons aufweisen“ soll, teilt Landkreissprecherin Julia Bjar mit. Normalerweise muss eine Kompensation für den Verlust eines Brutplatzes vorab erfolgen, erklärt sie. Das war hier aber nicht möglich, weil der Ponton aus Sicherheitsgründen sehr kurzfristig abgebaut werden musste. „Der Ersatzstandort soll nach aktuellem Stand zu Beginn der Brutsaison 2020 zur Verfügung stehen“, so Julia Bjar.