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Neue Räume für die Bibliothek

Die Baumaßnahmen des Zentralgasthofes Weinböhla und damit des Sanierungsgebietes „Ortsmitte Weinböhla“ sind abgeschlossen.

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© Norbert Millauer

Von Uta Büttner

Weinböhla. Entspannt, bei hellem Licht und im Warmen sitzt die Leiterin Delia Schmidt mit einer Leserin im neuen Domizil der Bibliothek im zweiten Obergeschoss des Weinböhlaer Zentralgasthofes. Noch vor wenigen Tagen undenkbar. Als die Bibliotheksmitarbeiterinnen Ende November die neuen Räume mit insgesamt rund 300 Quadratmetern Fläche bezogen, war das gesamte Geschoss eine einzige Baustelle. Die Handwerkerarbeiten waren noch in vollem Gange. Strom und Heizung: Fehlanzeige. Doch nun ist alles fertig.

Zur offiziellen Einweihung am Donnerstag voriger Woche bedankte sich Delia Schmidt bei ihrer Mitarbeiterin Kathrin Kohler-Thomas: „Du bist mit mir durch Kälte, Dreck und Dunkelheit getobt und jetzt haben wir es geschafft. Und nun wünschen wir uns viele Leser.“ Am 5. Februar öffnet die Bibliothek ihre Türen für Besucher.

Neben der neuen Bibliothek entstand im Dachgeschoss ein etwa 240 Quadratmeter großer Vereinsraum. Dieser bietet Platz für etwa 50 Personen. Aufgrund der vielen Holzbalken und dem vorhandenen Denkmalschutz galt es, die hohen Anforderungen des bautechnischen Brandschutzes umzusetzen. So sind beispielsweise alle Holzbalken mit entsprechenden Materialien ummantelt. Nur noch einige wenige Restarbeiten wie die Fertigstellung der Fluchtwege sind nötig, dann steht der Vereinsraum zur Verfügung.

Vom zweiten Obergeschoss – der Bibliotheksebene – gelangt man über eine Wendeltreppe in das Dachgeschoss. Zusätzlich wurde ein neuer Treppengang vom Haupttreppenhaus dorthin gebaut.

Mit der etwa eine Million Euro teuren Baumaßnahme ist der Zentralgasthof nach 20 Jahren vollständig saniert. „Mich freut besonders, dass wir damit das Herzstück in Weinböhla mit einer multifunktionalen Nutzung komplett ausgebaut haben“, sagt Bürgermeister Siegfried Zenker (CDU).

Damit ist eine Vision des ehemaligen Bürgermeisters Reinhard Franke in Erfüllung gegangen, der bei der Einweihung ebenfalls anwesend war. Seinem Mut und Engagement ist es zu verdanken, dass das Gebäude nicht abgerissen wurde. Denn Anfang der 90-er Jahre war der Zentralgasthof völlig heruntergekommen. Schwamm machte sich damals breit – vom Dach bis zum Erdgeschoss. 1997 begann man mit den ersten Sanierungsarbeiten. Reinhard Franke sagt: „Es ist ein gutes Gefühl. Vor allem, dass alles finanziert ist und die Folgekosten greifbar sind.“

Seit Februar dieses Jahres wurden die beiden Geschosse komplett ausgebaut. Zudem entstanden zwei Fluchtwege und eine neue Gaube an der Westseite. Insgesamt 15 Gewerke waren involviert. Um den Betrieb der Arztpraxen so wenig wie möglich zu stören, erfolgten der Materialtransport und der Zugang für die Handwerker über zwei außen angebrachte Gerüsttürme. Trotzdem verlief nicht alles reibungslos. Deshalb bedankt sich die Gemeinde bei allen Beteiligten für das Verständnis.

Ein Großteil der Baukosten wurde aus Eigenmitteln der Gemeinde bezahlt. Und ein Teil – rund 377 000 Euro – kam über die Sanierungsbeiträge der Grundstückseigentümer im Sanierungsgebiet „Ortsmitte Weinböhla“ in die Kasse. „Diese Beiträge der Bürger sind Ausgleichszahlungen für die Wertsteigerung ihrer Grundstücke“, erläutert Bauamtsleiter Lutz Heinl. Besonders erfreut ist die Gemeinde, dass alle Sanierunsbeiträge bezahlt wurden. Mit der letzten Sanierungsmaßnahme im Zentralgasthof wurde nun das Projekt Sanierungsgebiet im Ortskern beendet.

Noch stehen die Türen für die Bibliotheksbesucher nicht offen. Doch die etwa 15 000 Bücher, Videofilme und CDs stehen bereits an Ort und Stelle. Kerstin Palffy von der Gemeindeverwaltung und seit vielen Jahren selbst Bibliotheksmitglied, entdeckt während der Einweihung einige interessante CDs und sagt: „Ich war schon lange nicht mehr in der Bibliothek. Aber wenn sie für die Leser eröffnet wird, muss ich die mir unbedingt ausleihen.“ Bis dahin haben Delia Schmidt und ihre Mitarbeiterin noch viel zu tun. Beispielsweise muss noch alles beschriftet werden: „Wir wissen zwar, wo die Krimis und Schachbücher stehen, aber die Leser noch nicht.“