Merken

Nachfolger für Lolek und Bolek

Tiere gehören zum pädagogischen Konzept der Kita Uhsmannsdorf. Daran ändert auch der Wolf nichts.

Teilen
Folgen
© SZ/Steffen Gerhardt

Von Steffen Gerhardt

Für die Kita Uhsmannsdorf soll es wieder Ziegen geben. Darin sind sich Erzieherinnen und Eltern einig. Das wurde auch am Mittwoch deutlich auf der Elternversammlung gesagt und für gut befunden. Denn Tiere gehören zum pädagogischen Konzept der Kindereinrichtung „Gummistiefelchen“, heißt es vom Vorstand. Und daran halte man fest – und auch der Wolf ändert das nicht.

Das Raubtier hatte in der Nacht zum 13. August die zweite, noch verbliebene Ziege im Kita-Gelände gerissen und gefressen. Bereits wenige Wochen vorher war die weiße Ziege Opfer eines Wildtierangriffes geworden. Ob das auch der Wolf war, ist umstritten. Aber an der braunen Ziege konnte der Wolf eindeutig nachgewiesen werden. Seitdem arbeiten die Erziehrinnen im Ausnahmezustand und versuchen zur Normalität zurückzukehren. Die dem Riss folgende Medienpräsenz und die Aktivitäten der Wolfsschützer wühlten den Ort auf.

Normalität herstellen heißt auch, dass wieder Ziegen angeschafft werden, als Nachfolger für Lolek und Bolek, wie sie genannt wurden. „Angebote haben wir schon viele bekommen, wir könnten eigentlich einen Tierpark mit Ziegen aufmachen. Das freut uns sehr, dass uns so viel Hilfsbereitschaft entgegengebracht wird“, sagt Kita-Leiterin Ilona Pfuhl. Trotzdem will man sich damit noch Zeit lassen.

Die neuen Ziegen sind dabei das geringere Problem. Vielmehr beschäftigt Eltern und Erzieherinnen die Frage: Wie geht es mit dem Wolf weiter? Daher war die Elternversammlung am Mittwoch auch keine der sonst üblichen. Mit Vertretern des Landratsamtes Görlitz, Dezernentin Heike Zettwitz und Uwe Gutte von der Unteren Jagdbehörde, den beiden Landtagsabgeordneten Thomas Baum (SPD) und Lothar Bienst (CDU) sowie Referatsleiter Thomas Gröber vom sächsischen Landwirtschaftsministerium wurde das Thema diskutiert. Grundtenor war die Aussage: „Wir wollen uns nicht vor dem Wolf schützen müssen.“ Und: Der Kindergarten soll zu keiner Festung werden.

Am Mittwoch wurde der Kita von Amts wegen noch mal bestätigt, dass die Ziegen gesichert untergebracht waren. Der Mindeststandard war gegeben. Letztendlich soll der Wolf mit einem Sprung über den Zaun sich der Ziege bemächtigt haben. Die beiden Landtagsabgeordneten sagten ihre Hilfe und Unterstützung zu, was die Wolfsproblematik auf politischer Ebene betrifft. Den Anwesenden wurde versichert, dass der Freistaat die Probleme mit den Wolfsrissen kennt und auch Maßnahmen ergreift. Aber solange im bundesdeutschen Gesetz der Wolf als schützenswertes Tier ausgewiesen ist, ist es schwer, auf Landesebene dagegen vorgehen zu können.

Somit fällt die Stellungnahme aus dem Landratsamt mager aus, wie es denn nun in Uhsmannsdorf weitergehen soll. Pressesprecherin Julia Bjar versichert, dass das Landratsamt sich nach wie vor in enger Abstimmung mit der Kindereinrichtung und mit dem Sächsischen Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft befindet. Das bestätigt auch die Kita-Leitung, dass es eine gute Zusammenarbeit mit der Kreisbehörde gibt. Die Diskussion mit den Eltern zeigte, dass es auch um die Sicherheit bei Ausflügen geht. So führt die Einrichtung jedes Jahr den Waldkindergarten durch und Waldtage finden statt. Die Erzieherinnen fragen sich jetzt: Wer trägt die Verantwortung, wenn es zu einem Zwischenfall mit dem Wolf kommt? Sollte wegen dem Raubtier der Waldbesuch gestrichen werden?

Viele Fragen sind mit dem Wolfsriss verbunden. Nicht alle konnten am Mittwoch von den Behörden und Politikern umfassend und zufriedenstellend beantwortet werden. Bis dahin, was mit dem Wolf geschieht, der nicht nur in Uhsmannsdorf für Unruhe sorgt. Auch aus dem Rothenburger Raum wurden Risse gemeldet und Sichtungen am Tag bestätigt.

Aus dem Landratsamt heißt es dazu: „Das Verfahren zur Prüfung von Maßnahmen entsprechend des Managementplanes Wolf läuft noch und ist gegenwärtig noch nicht abgeschlossen.“ Damit bleibt offen, ob es zu einer Entnahme kommen wird oder nicht – und die Ungewissheit, ob sich nicht andere Wölfe im Rothenburger Raum breitmachen. Auf ein Wort