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127 Kilometer: Die Siedler sind da

Der Besiedlungszug ist zu Ende gegangen. Auf der letzten Etappe wurde abgekürzt – dank einer neu gebauten Straße.

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© Falk Bernhardt

Von Falk Bernhardt

Sachsenburg. Mit dem Lied „Hoch auf dem gelben Wagen“ auf den Lippen sind die rund 180 Teilnehmer des 25. Historischen Besiedlungszuges am Sonntag gegen 14 Uhr auf dem Seidelhof in Sachsenburg eingezogen – früher als geplant. Angehörige und auch viele Zuschauer standen aber schon Spalier und spendeten Applaus. Wenige Minuten später flossen doch ein paar Tränen, als Michael Ehnert als Lokator (Anführer des Trosses) die Schlussworte sprach und die tolle Gemeinschaft lobte, die in den vergangenen acht Tagen zusammengewachsen sei.

Der erste Dank der Siedler galt den etwa 50 Pferden, dann den Kutschern, die die 15 Planwagen sicher über insgesamt 127 Kilometer – verteilt auf sieben Etappen – gelenkt hatten. Der gestrige Abschnitt konnte laut Ehnert in Absprache mit der Polizei noch um reichlich fünf Kilometer verkürzt werden. So durfte das Siedlervolk den bereits sanierten, aber für Fahrzeuge noch gesperrten Straßenabschnitt von Frankenberg bis zur „Fischerschänke“ in Sachsenburg nutzen. „Für mich die positive Überraschung in diesem Jahr“, sagte Ralf Jarmuzweski aus Frankenberg, für den es die 15. Teilnahme war. Auch in diesem Jahr konnte er innerhalb der Siedlergemeinschaft wieder seinen Geburtstag feiern, nun den 47. Ehrentag.

Das war am Donnerstag in Hartha, als der Tross seinen Ruhetag eingelegt hatte. „Ich habe so viele Freunde in der Runde, das passt immer“, sagte der Mann, den viele nur „Ivan“ nennen, und der in der mittelalterlichen Bergstadt Bleiberg die Taverne führt. „Außerdem spielte da die Gruppe Mockingbird Men, das war wie für mich bestellt.“ Musik, Gaukelei und Reiterspiele gab es an jeder Station, und natürlich auch das Stück der trosseigenen Theatergruppe „Anfissa“. Dass die Laiendarsteller jeden Abend das gleiche Märchen zum Besten gaben, wussten erfahrene Siedler natürlich und freuten sich dieses Mal über „Schneeweißchen und Rosenrot“– und zwar jedes Mal aufs Neue. Schließlich wurden die Ereignisse des Tages immer in die Geschichte eingebaut.

Gestern ging für viele dann das große Märchen zu Ende: Hinter den Planwagen wartete schon die Zivilisation, also die Familienkutsche. Zuvor stimmte Thomas Luther von der Theatergruppe aber noch das traditionelle Abschiedslied an: „Nehmt Abschied, Brüder“. Das ist die deutsche Version von „Auld Lang Syne“.

Für die Vereinsmitglieder gab es gestern noch einiges zu tun. Die historische Kleidung wurde zurückgenommen. Heute sollen die Zelte zum Trocknen aufgehängt werden. Die Planwagen müssen zurück in die „Garage“ am Schloss Sachsenburg, das nur einige hundert Meter vom Seidelhof entfernt steht.

Auf Public Viewing hatte gestern kaum jemand Lust, Tour de France auf Leinwand war für einige aber doch interessant. Das Siedlertreffen, ein Wiedersehen der Teilnehmer, ist am letzten Septemberwochenende auf dem Bleiberg geplant. Auch die nächste Auflage des Besiedlungszuges sei laut Vereinschef Andreas Rausch schon sicher. Der 26. Tross soll am 6. Juli 2019 starten. (FP)