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Mittelsachsen verdienen mehr

Von 2006 auf 2015 ist der Verdienst um 390 Euro brutto gestiegen. Trotzdem bleibt der Kreis unter dem Durchschnitt.

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© Franziska Koark/dpa

Von Maria Fricke

Döbeln. Rund 2 110 Euro stehen bei den Mittelsachsen im Durchschnitt am Ende des Monats als Bruttoverdienst auf dem Gehaltszettel. So sah die Situation nach Angaben von Antje Schubert, Sprecherin der Agentur für Arbeit, zumindest im vergangenen Jahr aus. Aktuellere Zahlen liegen der Agentur nicht vor. Schubert verdeutlich jedoch, dass sich im Bereich Geld Einiges getan hat in den vergangenen Jahren. Sowohl der durchschnittliche Verdienst ist gestiegen als auch die Zahl der im Niedriglohnsektor Beschäftigten gesunken. Trotzdem hat der Landkreis noch nachzuholen.

Denn noch immer liegt der Verdienst unter dem durchschnittlichen monatlichen Bruttowert von Sachsen. Und zwar um 210 Euro. Angestellte im Freistaat erhalten demnach im Schnitt rund 2 320 Euro brutto pro Monat. Doch Mittelsachsen nähert sich dem an. Von 2006 zu 2015 ist der Verdienst monatlich von 1 720 Euro auf 2 110 Euro gestiegen. Am meisten verdienten die Menschen 2015 in Dresden (rund 2 500 Euro), dicht gefolgt von Leipzig (rund 2 430 Euro) und Chemnitz (2 300 Euro). Am geringsten sind die durchschnittlichen Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer 2015 im Erzgebirgskreis (1 970 Euro), Vogtlandkreis (2 070 Euro) sowie im Landkreis Görlitz (2 070 Euro) gewesen.

Am meisten verdienen könne, wer auch einen qualifizierten Berufsabschluss oder ein Studium habe, so sagt Arbeitsagentursprecherin Antje Schubert. „Die Höhe des Einkommens hängt aber nicht nur von der formalen Qualifikation ab, sondern auch vom Anforderungsniveau der ausgeübten Tätigkeit“, ergänzt Schubert.

In welchen Branchen die Verdienste besonders gut sind, das werde von der Agentur nicht statistisch erfasst. Vereinzelt gab es in der Vergangenheit auch Einkommensmillionäre im Kreis, die in einem Veranlagungszeitraum, meist innerhalb eines Kalenderjahres, ein zu versteuerndes Einkommen von einer Million Euro oder mehr erzielt hatten. Für 2013 meldet das Finanzministerium zwei in Mittelsachsen. Im darauffolgenden Jahr waren es sieben. Aktuellere Informationen liegen dem Finanzministerium bisher nicht vor.

Viele würden am Ende des Monats sicher gern mehr auf dem Konto haben. „Ein gewisser Trend nach oben ist zu erkennen, jedoch in sehr geringem Maße“, beschreibt Antje Schubert. Den Arbeitgebern sei durchaus bewusst, dass sie mit mehr Geld auch einen potenziellen Arbeitnehmer für sich gewinnen könnten. Aber gerade für kleinere Handwerksunternehmen oder auch Arbeitgeber im Bereich Hotel- und Gastgewerbe sei es noch immer ein Kampf, höhere Löhne anbieten zu können.

Vor allem um Arbeitsplätze zu sichern, die eine hohe beziehungsweise spezifische Qualifikation benötigen, rücke das Thema Verdienst immer stärker in den Fokus der Unternehmen. Mit dem Mehr an Geld sollen nicht nur die freien Stellen besetzt, sondern vor allem auch die bereits gefundenen qualifizierten Fachkräfte gehalten werden, so Kreissprecher André Kaiser. Dabei spielten neben Lohn und Gehalt inzwischen auch Fragen der Arbeitgeberattraktivität eine immer größere Rolle. Das Landratsamt beschäftigt sich im Rahmen der Fachkräfteallianz mit dem Verdienst.

Wo es noch hakt, ist beim Einkommen für diejenigen, die aus der Arbeitslosigkeit herauskommen. „Der Agentur für Arbeit in Freiberg fällt auf, dass trotz der guten Arbeitsmarktlage und dem Fachkräftebedarf immer noch ein relativ niedriges Entlohnungsniveau bei Neueinstellungen aus der Arbeitslosigkeit angeboten wird“, informiert Schubert.

Doch nicht nur die Gutverdiener profitieren von der aktuellen Entwicklung. Seit 2012 sinkt der Anteil der Beschäftigten, die für Niedriglohn arbeiten. Bisher sind es 3,5 Prozent weniger. Wer in einem solchen Bereich arbeitet, der verdient ein Drittel weniger als den mittleren Lohn, besagt die Definition. Die Niedriglohnschwelle lag zuletzt nach dpa-Informationen bei 2 056 Euro brutto im Monat. Auch in Mittelsachsen sind vor allem gering Qualifizierte, Jüngere, Frauen, befristet Angestellte, Ausländer sowie Minijobber davon betroffen. Besonders gering ist der Verdienst in den Branchen Gastgewerbe, Dienstleistungen wie Reinigung, Friseur oder Verkauf, bei Angestellten im Lager und der Logistik sowie in der Land- und Forstwirtschaft.

Für einen zusätzlichen zweiten Job entscheiden sich vor allem Beschäftigte aus der Reinigungsbranche. Oftmals dürfen die Geringverdiener nur Teilzeit arbeiten oder bekommen lediglich einen Minijob. Aus der „Not“ heraus würden die Angestellten dann einen Zweitjob übernehmen.

Im vergangenen Jahr gingen in Mittelsachsen über 74 000 Frauen und Männer einer sozialversicherungspflichtigen Vollzeitbeschäftigung nach. Rund 15 200 waren im unteren Entgeltbereich beschäftigt.