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Mit dem Psychiater durch die Fastenzeit

Markus Domula ist mit seiner Arbeit in der JVA Zeithain bekannt geworden. Jetzt trifft man ihn an unerwarteter Stelle.

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© Anja Jungnickel

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Skäßchen. Markus Rudolf Domula ist 41 und ein großer Schlanker mit Wuschelzopf. Dem gängigen Bild eines Arztes entspricht der Neu-Niegerodaer, der voriges Jahr mit seinem Partner aufs Dorf gezogen ist, vielleicht nicht. Doch sein Name ist in Sachsens Fachkreisen schon in aller Munde: Domula baute in der Justizvollzugsanstalt Zeithain die bundesweit erste, auf Crystal spezialisierte Suchttherapiestation auf. Das war 2014. Sein Name ging mehrfach durch die Presse. Die Häftlinge nannten ihn liebevoll Doc.

2016 war für den Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie allerdings in Zeithain Schluss. Seitdem arbeitet Domula selbstständig in Dresden und Coswig.

Seine Dienste als Seminarleiter bietet der kontaktfreudige und unkonventionelle Arzt derzeit den Kirchgemeinden rund um Skäßchen an – kostenfrei als Gemeindearbeit. Es ist ein Seminar in der Fastenzeit, an dem jeder teilnehmen kann, der mehr Achtsamkeit lernen will. Mit dem herkömmlichen Fasten hat das weniger zu tun, wohl aber mit mehr Innerlichkeit und Selbstbeobachtung.


Markus Domula schlägt eine Klangschale an und lässt die sieben Gäste des Infoabends lauschen. Manchen hat dabei das Ticken der Wanduhr gestört, andere haben das gar nicht gehört. „Genau darum geht es: Um das Annehmen von Störendem, statt es ärgerlich auszuschließen“, sagt der 41-Jährige, der nicht nur dem Christentum, sondern auch dem Buddhismus verbunden ist. Was er meint, macht er an einem Beispiel deutlich: Wie fährt man auf einer Straße, die lauter Schlaglöcher hat? „Doch am besten so, dass die Schlaglöcher umfahren werden“, sagt Domula.

Was er den Seminarteilnehmern vermitteln will, ist, besser zu lenken, den Geist zu lenken, um angenehmer und ausgeglichener zu leben. Das beginnt mit der immer wiederkehrenden Frage: „Was brauche ich jetzt?“ Psychiater Domula will mit den Seminargästen Techniken des intensiven Erlebens und der konzentrierten Wahrnehmung üben.

Welche Methoden das sind, interessiert natürlich die potenziellen Teilnehmer schon im Vorhinein. Eine ältere Frau fragt nach Hypnose und erzählt, dass ihr autogenes Training nicht immer hilft. Doch mit Hypnose will Markus Domula hier nicht arbeiten. Es geht eher um Körperreisen im Liegen, „um den Geist geschmeidiger zu machen“. Auch um Sensibilisierungstraining durch Fühlen, Hören, Schmecken, Riechen, Sehen. Mit dem Genuss von Tee fängt es zum Infoabend schon mal an. Jeder hat recht bald verstanden, wie eine Schulung des inneren Wahrnehmens geht. Hat man damit erst einmal „den Geist geschmeidiger gemacht“, wie Markus Domula es ausdrückt, sei die Spur gelegt, psychischen Stress zeitiger wahrzunehmen, der eigenen Gereiztheit zuvorzukommen, sich selbst innerlich zu führen und sein Stressniveau schneller runterzufahren. Also eine Art geistige Fahrschule.


Ein älterer Teilnehmer, der bereits Therapieerfahrung hat, freut sich: „Da kann ich mein Wissen ja festigen“, sagt er. „Im Gegenteil, Sie werden lockerlassen“, sagt Facharzt Domula und muss schmunzeln. In seiner unverkrampften Art macht er es den sieben Teilnehmern leicht, sich für das Seminar zu entscheiden. Auf zwölf Mitstreiter kann der Kreis noch wachsen. Die Anwesenden legen sich auf den Donnerstagabend fest, ab 15. Februar, 19 Uhr geht es los. Letzter Termin ist kurz vor Ostern. „Wenn einer mal nicht kann, ist es nicht so schlimm“, so Markus Domula. Jeder sollte aber, wenn er hat, eine Isomatte, eine Decke und warme Socken mitbringen.

Wer sich noch anmelden will, kann das über 035248/886334 oder [email protected]