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Malteser übernehmen Rettungswache

Ab 1. Januar wird sich das Deutsche Rote Kreuz aus Großenhain zurückziehen. Allerdings nicht freiwillig.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus und Birgit Ulbricht

Großenhain. Der Mann am anderen Ende der Leitung ist außer sich: Ob die Zeitung denn schon wisse, was die Mitarbeiter der DRK Großenhain GmbH am Freitag mal eben so erfahren hätten. Der Malteser Hilfsdienst solle ab 1. Januar 2019 die Rettungswache Großenhain übernehmen. Noch am Sonntag habe es eine Informations-veranstaltung gegeben, seit Montag liefen die Personalgespräche. „Wir sind völlig fassungslos! Nach über 30 Jahren guter Arbeit, die wir wirklich hier alle in jeder Minute zugunsten der Menschen geleistet haben, werden wir hier so abserviert“, sagt der Mann, der seinen Namen nicht genannt haben möchte. Abgesehen davon, dass davon auszugehen sei, im besten Fall zu schlechteren finanziellen Konditionen übernommen zu werden. Größter Kritikpunkt ist wie bereits seit Monaten schon, die Art und Weise der Ausschreibung selbst. „Was hier passiert, ist hanebüchen! Auf die Ausschreibung hat sich keiner gemeldet, und nun wurde die Neuvergabe klammheimlich den Maltesern zugeschoben“, empört sich der langjährige DRK-Mitarbeiter. Davon könne keine Rede sein, kontert der Landkreis Meißen als Verantwortlicher. „Die DRK Großenhain gGmbH wurde angefragt. Leider konnte zu dem vom DRK unterbreiteten Angebot mit den Krankenkassen kein Einvernehmen erzielt werden“, so Behördensprecherin Kerstin Thöns.

Ehrenamt war eingepreist

Auch die Kritik des DRK, die in einem offenen Brief geäußert wurde, weist sie zurück. Der Vorwurf, das ehrenamtliche Engagement bei Großschadensereignissen wäre nicht beachtet worden, ist schlicht falsch. Das ehrenamtliche Engagement im Bereich des Katastrophenschutzes, der Schnelleinsatztruppen (SEG) und der organisatorischen Leitungsdienste wurde mit einem Anteil von 15 Prozent bei der Ausschreibung gewichtet. Zudem habe niemand anderes als das DRK öffentlich Kritik geübt. Vielleicht war auch das Einigen nicht Recht.

Zur Erinnerung: Gegenwärtig werden die vier Wachenbereiche von der DRK-Großenhain GmbH, der Riesaer Elbland gGmbH, der Malteser Hilfsdienst gGmbH in Meißen sowie der Johanniter-Unfall-Hilfe in Radebeul betrieben. Bereits Mitte Juli hatten sich die vier im Landkreis aktiven Vereine des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) mit einem Schreiben an Landrat Arndt Steinbach (CDU) und die Kreisräte gewandt. Sie kritisierten damals das Verfahren zur Vergabe des Rettungsdienstes im Kreisgebiet. Ausgeschrieben war der Zeitraum von sechs Jahren am 10. Mai europaweit. Der Zuschlag sollte im Oktober erfolgen. Doch während die Angebote für die Rettungswachen in Meißen, Radebeul, Katzenberg, Riesa und Gröditz längst ausgewertet sind, gab es für den Bereich Rettungswache Großenhain nichts zu sichten.

„Es entspricht den Tatsachen, dass für das Los 6, Großenhain, kein Angebot abgegeben wurde“, bestätigte Kerstin Thöns von der Landkreis-Behörde damals auf Anfrage der SZ. Die Vergabe erfolgt nun neu, nicht europaweit und zu geänderten Konditionen. Letzteres hofft jedenfalls das DRK Großenhain, das sich ebenfalls nicht an der ersten Ausschreibung beteiligt hatte. Die Konditionen hätten „ein zu hohes wirtschaftliches Risiko für das DRK Großenhain bedeutet“, so Geschäftsführer Torsten Freymuth. Da die Vergabe aber nicht zum 1. Januar 2019 realisierbar sein wird, war eine übergangsweise Lösung notwendig. Das DRK Großenhain wäre doch bereit gewesen, die Rettungswache auch übergangsweise weiterzuführen, betont Torsten Freymuth noch einmal. Doch dazu kam es nun nicht – die Kassen und der Landkreis haben sich in internen Gesprächen anders entschieden, weil sie die Forderungen des DRK für zu hoch hielten. Was das nun bedeutet? Die Mitarbeiter haben jetzt vier Wochen Zeit, sich zu entscheiden, ob sie zu den Maltesern wechseln. Zu welchen Konditionen heute noch bleibt offen.

Dann werden die Schilder des DRK an der Rettungswache entfernt und neue Schilder angebracht. Auch die Fahrzeuge werden allesamt an die Malteser übergeben. Denn sie gehören dem Landkreis, der sich in dem Objekt eingemietet hat.

Ob die Malteser nun die Fahrzeuge auch alle mit neuem Schriftzug versehen lassen? Möglicherweise lohnt sich das gar nicht. Denn spätestens ab Ende 2019 greift die reguläre Neuvergabe und vielleicht zieht das DRK 2020 dann ja wieder in die Wache am Bobersberg ein.