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Löcher im Himmelblau

In der Technitzer Kirche ist eine Innensanierung nötig. Außen wird die Gemeinde nach 20 Jahren gerade fertig.

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© Jens Hoyer

Von Jens Hoyer

Döbeln. Als die Kirche in Technitz vor 167 Jahren geweiht wurde, hat sie im Inneren vermutlich ganz anders ausgesehen. „Ursprünglich war die Kirche wohl weiß gestrichen“, sagte Pfarrer Lutz Behrisch. Die jetzige Farbfassung mit blauen Decken und Wänden und rohem Holz an den Emporen stammt erst aus den 1920er Jahren, als sie renoviert wurde. „Wir werden noch in diesem Jahr ein Gutachten zur früheren Ausmalung in Auftrag geben“, so Behrisch. Bei der evangelischen Kirchgemeinde Technitz macht man sich Gedanken über eine Sanierung des Kirchensaals und welche Farbe er bekommen soll, während draußen die Handwerker gerade am letzten Bauabschnitt zur Instandsetzung der Fassade arbeiten.

Jens Neuhäuser von der Firma Steinschmiede und seine Kollegen wechseln und reparieren die kaputten Natursteinelemente an der Nordfassade der Kirche.
Jens Neuhäuser von der Firma Steinschmiede und seine Kollegen wechseln und reparieren die kaputten Natursteinelemente an der Nordfassade der Kirche. © Jens Hoyer

Aus der Ferne bot die Technitzer Kirche schon lange ein angenehmes Bild: der leicht geneigte Turm und die Südfassade sind in einem vorzeigbaren Zustand, schon vor Jahren verputzt und angestrichen. Auch das Dach ist neu. Wer die unschöne Seite der Kirche sehen wollte, musste zur Nordfassade gehen. Dort bröckelte der Putz und zerfiel der Sandstein. Das ist Vergangenheit, denn gerade sind die Handwerker dabei, die Außensanierung zu vollenden. Der alte Putz ist runter und der neue Unterputz ist drauf. Die Firma Steinschmiede arbeitet gerade an den Gesimsen und Gewänden aus Naturstein. Zum Glück im Schatten. Das heiße Wetter war für den Bau nicht unbedingt förderlich. „Es gibt einige größere Risse im Unterputz“, sagte Behrisch.

Die Mitarbeiter der Firma Steinschmiede haben ganze Abschnitte der alten Sandsteingesimse aus der Mauer gestemmt. Dort war der Naturstein so bröselig, dass er komplett ersetzt werden muss. An anderen Stellen war der Sandstein besser erhalten. Dort müssen nur kleinere Ausbesserungen vorgenommen werden. Die hohen Kirchenfenster sind ausgebaut. Die Tischlerei Schreppel in Leisnig fertig nach dem Vorbild neue an, sagte Behrisch. Statt aus Nadelholz sind diese aus Eichenholz hergestellt – sie sollen wieder viele Jahre halten. Voraussichtlich im September, wenn die Klempner auch neue Blechabdeckungen montiert, der Deckputz fertig ist und die Maler frische Farbe aufgebracht haben, wird die Sanierung beendet sein.

Dass sich die Handwerkerpreise allgemein nach oben bewegen, hat auch die Kirchgemeinde gespürt. Mit rund 209 000 Euro wird die Sanierung zehn Prozent teurer als gedacht. „Aber wir sammeln ja auch noch Geld. Beim Schulanfang am Wochenende sind Spenden in Höhe von über 800 Euro hereingekommen“, sagte Behrisch. Für die Sanierung der Fassade erhält die Gemeinde Fördermittel aus dem Fonds für Dorfentwicklung und einen Zuschuss der Landeskirche.

Geldbeschaffung war schon immer ein Problem. 20 Jahre hat die Gemeinde gebraucht, um die Außensanierung abzuschließen. Die Farbe des Turms, der damals als erstes neu verputzt wurde, ist schon wieder großflächig heruntergewaschen und soll erneuert werden. Weil das Einrüsten des Turms sehr teuer ist, wird das von einem speziellen Hubsteiger aus erledigt, sagte Behrisch.

Wie die Innensanierung der Kirche finanziert werden soll, das weiß heute noch niemand. Klar ist nur, dass sie nötig ist. Die Decke zeigt nach den Wassereinbrüchen früherer Jahrzehnte deutliche Schäden, die Farbe fehlt und der Putz bröckelt. Der Sandsteinfußboden ist verwittert und die elektrische Anlage so alt, dass sie fürs Museum taugt. „Da sind noch Keramikdosen aus den 1920er Jahren verbaut“, sagte Behrisch. „Auch über die Heizung müssen wir uns Gedanken machen.“

Das für Sonntag, 17 Uhr, geplante Liedermacherkonzert in der Technitzer Kirche fällt aus organisatorischen Gründen aus. Stattdessen soll es Sommerkino geben.