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Lkw-Maut: Die Kunden zahlen drauf

Wegen der neuen Gebühr steigen auch im Landkreis Bautzen die Preise – zum Beispiel für Heizöl und Getränke.

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© Uwe Soeder

Von Jana Ulbrich

Bautzen. Kopfschüttelnd und genervt sitzt Roland Mayer vor einem dicken Packen Papier, ein Stapel von fast 600 eng beschriebenen Seiten: die Monatsabrechnung von Toll Collect, der Gesellschaft, die für den Bund die Lkw-Maut eintreibt. Die Maut gilt seit Juli nicht mehr nur auf der Autobahn, sondern auch auf allen Bundesstraßen. Den Getränkegroßhändler Mayer, der hier die ganze Region beliefert, kommt das teuer zu stehen: 150 000 Euro wird er allein in diesem Jahr dafür zahlen müssen, hat er ausgerechnet. Das ist keine Summe, die er mal schnell noch irgendwo wegdrücken könnte. „Ich muss das machen wie alle anderen auch“, sagt der Unternehmer aus Preuschwitz bei Bautzen. „Ich schlage das auf die Preise auf.“

Zwischen einem und sechs Cent verlangt er für einen Kasten Bier oder Wasser jetzt mehr – je nachdem, wie viele Kilometer seine Fahrzeuge ihn transportieren mussten. Seit die Maut auch für jeden Bundesstraßen-Kilometer fällig wird, haben sich die Kosten für diesen Posten in Mayers Unternehmen mehr als verdoppelt. Und ab Januar sollen sie nochmals drastisch steigen. Das Bundeskabinett hat eine weitere Erhöhung der Maut schon beschlossen. „Mit welcher Rechtfertigung eigentlich?“, fragt sich der Großhändler und wundert sich, dass es zu dem Thema in der Öffentlichkeit noch gar keinen Aufschrei gegeben hat.

Roland Mayer zahlt in seiner Branche praktisch auch noch doppelt: Das erste Mal, wenn seine Fahrzeuge die Getränke bei den Herstellern abholen, das zweite Mal, wenn sie sie an die Kunden und Getränkemärkte ausliefern. Allein im Auslieferungsverkehr kommen an die 45 000 Kilometer jeden Monat zusammen – größtenteils auf Bundesstraßen. „Das braucht man sich ja nur mal auszurechnen“, sagt Meyer. „Und das bezahlt am Ende alles der Kunde“. Die Kunden bezahlen die Lkw-Maut am Ende auf alle Waren, die von irgendwoher nach irgendwohin gebracht werden.

Großer Kostenfaktor

„Wir müssen die Mehrkosten auf die Preise umlegen, anders geht es nicht“, bestätigt auch Brennstoffhändler Gerd Balla. Allein im Juli, dem ersten Monat mit Bundesstraßen-Maut, musste der Fuhrunternehmer 1 500 Euro mehr an den Bund bezahlen als bisher. Dabei hat er wegen der steigenden Ölpreise noch gar nicht so viel Heizöl ausgeliefert wie sonst um diese Zeit. „Bei unseren sieben Fahrzeugen sind 1 500 Euro im Monat ein hoher Kostenfaktor“, sagt Balla. Er wird die Maut auf seine Handelsspanne aufschlagen, sagt er. Manche andere Kollegen in der Branche berechnen den Kunden jetzt auch extra eine Anfahrtspauschale, weiß er.

Auch Andreas Eisoldt sitzt verärgert am Schreibtisch und rechnet. Der Geschäftsführer der Oberlausitzer Transportbeton-Gesellschaft TBR weist die Maut auf den Rechnungen an seine Kunden jetzt extra aus. „Sie sollen ja wissen, dass wir keinen Cent daran verdienen, wenn wir den Preis für den Kubikmeter Beton um ein bis drei Euro anheben“, sagt er. Dabei sei der riesengroße Aufwand, den er mit der Mautabrechnung hat, noch gar nicht eingerechnet.

Die TBR betreibt mehrere Betonmischanlagen in der Oberlausitz und versorgt Baustellen in der ganzen Region. 15 Fahrzeuge sind jeden Tag hauptsächlich in den Kreisen Bautzen und Görlitz unterwegs. „Wir bezahlen die Maut für alles, was wir angeliefert bekommen, und für alles, was wir ausliefern“, sagt Eisoldt. „Die Politik hat uns das einfach übergestülpt“, ärgert sich der Unternehmer. „Niemand hat mit uns gesprochen.“ Mehr als sieben Milliarden Euro will der Bund ab jetzt an Maut einnehmen – zweieinhalb Milliarden Euro auf den Bundesstraßen.