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Lieber hässlich als laut

Der Stadtrat stimmt für den Bau von Lärmschutzwänden mit zwei Metern Höhe. Das war der Wunsch vieler aktiver Bürger.

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© Daniel Schäfer

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. In einer teils emotional geführten Debatte stimmte der Stadtrat von Bad Schandau jetzt für Lärmschutzwände entlang der Bahnstrecke. Seit Monaten wird über die Pläne der Deutschen Bahn diskutiert. Die hatte eine Machbarkeitsstudie für freiwillige Lärmschutzmaßnahmen erarbeiten lassen. Dafür sorgte das Planungsbüro Obermeyer. Die Pläne lagen öffentlich im Rathaus aus, zudem gab es Bürgerversammlungen. Es war die Frage zu beantworten, ob in einem touristisch geprägten Gebiet wie Bad Schandau das Landschaftsbild wichtiger ist oder die Erholung durch Ruhe. Die Räte von Stadt Wehlen hatten kürzlich Lärmschutzwände abgelehnt. In Bad Schandau wurde mehrheitlich anders entschieden. Die SZ erläutert die wichtigsten Punkte des Beschlusses und die Änderungen zur Obermeyer-Studie.

© SZ

Längere Wand für Schmilka
Für Schmilka war eine 900 Meter lange und zwei Meter hohe Lärmschutzwand auf der Elbseite der Gleise vorgeschlagen. Von den Schmilkaern, die sich aktiv in die Diskussion eingebracht hatten, sei deren Bau unterstützt worden, erklärt Bad Schandaus Bürgermeister Thomas Kunack (WV Tourismus). Die Wand wäre von der Grenze aus gesehen vor dem Hirschgrund zu Ende gewesen. In der Folge hätten einige Häuser in Schmilka kaum Lärmschutz gehabt und weitere einen eingeschränkten. Bad Schandau hat deshalb eine Verlängerung erbeten. In Abstimmung mit der Bahn soll die Wand nun 265 Meter länger werden. Stattdessen soll auf Schienenstegdämpfer verzichtet werden, deren Lärmschutz ohnehin nur als gering eingeschätzt wird. Außerdem würden dafür regelmäßig Schallmesswagen unterwegs sein. Die Folgekosten dafür könne man sich sparen.

Krippen beidseitig
Regelrecht eingehaust werden soll die Bahn in Krippen. Ab dem neuen Güterbahnhof, dessen Lärmschutz noch gesondert geplant wird, bis zum Bahnhof Bad Schandau soll auf der Elbseite des Gleises eine zwei Meter hohe Schutzwand errichtet werden, die Lärm absorbiert. So sollen Bewohner und Gäste in Postelwitz als auch Bad Schandau ruhiger leben können. Für Stadtrat Volker Zimmermann (WV Tourismus) ist das ein absolutes Unding. „Das kann ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, in diese schöne Landschaft eine solche Wand zu ziehen. Das ist ein Schandmal“, sagte er in der Ratssitzung. Andere Redner verwiesen darauf, dass sich in allen öffentlichen Veranstaltungen die vom Bahnlärm Betroffenen mit übergroßer Mehrheit für diesen Lärmschutz ausgesprochen hätten. Zudem soll in Krippen auf der Hangseite zwischen Vereinshaus und Bahnhof Krippen eine weitere Wand errichtet werden. Die soll ab Schienenoberkante zwei Meter hoch werden. Die Krippener müssen von jeher die höchste Belastung durch die Bahn ertragen. Das will die Mehrheit der Stadträte mit ihrem Beschluss nun maßgeblich lindern.

Lücke am Bahnhof
Am Bahnhof in Bad Schandau soll aber keine Wand über den Bahnsteig geführt werden. Erst hinter dem Bahnhof in Richtung Königstein soll eine weitere zwei Meter hohe Wand auf der Elbseite errichtet werden. Das soll den Bahnlärm im Ortsteil Prossen dämpfen. Für den Bahnhofsbereich könnte es aber noch eine Detailplanung geben.

Güterbahnhof ist extra Projekt
Was den möglichen Lärmschutz für Postelwitz-Steinbrüche betrifft, wurde darauf verwiesen, dass das im Rahmen der Lärmschutzplanung für den Güterbahnhof Bad Schandau-Ost mit betrachtet wird. Der Güterbahnhof soll am Ende von Krippen Richtung Schöna entstehen. Hier ist die Bahn schon einen Schritt weiter. Es läuft bereits das Planfeststellungsverfahren. Der erste Entwurf der Pläne lag bereits im Rathaus Bad Schandau aus. Einige Bürger haben sich dazu schon schriftlich geäußert. Die Landesdirektion muss am Ende abwägen, welche Änderungswünsche eingearbeitet werden. Diese Pläne spielten bei der Abstimmung jetzt im Stadtrat keine Rolle.

Finanzierung noch nicht gesichert
Für die empfohlenen Maßnahmen aus der Obermeyer-Studie in Schmilka, Krippen und Bad Schandau werden die Kosten auf 13,7 Millionen Euro geschätzt. Von den Anwohnern, die jetzt unter einer nächtlichen Lärmbelastung über dem anzupeilenden Grenzwert von 55 Dezibel leiden, würde sich der Anteil in Bad Schandau um 87 Prozent und in Rathmannsdorf um 96 Prozent reduzieren. Dem wollte sich die Mehrheit der Räte nicht verschließen. Sieben stimmten für die zwei Meter hohe Wand, drei dagegen bei einer Enthaltung. Bevor gebaut werden kann, sind noch weitere Verfahren nötig. Unter anderem muss sich die Bahn mit dem Bund auf eine anteilige Finanzierung einigen.