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Landwirte befürchten Drama im Herbst

Die Trockenheit hat vor allem Futter verdörren lassen. Das wird im Winter fehlen, weil der Regen der letzten Tage zu spät kam. Die Bauern wollen ihre Tiere jetzt schnell loswerden.

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© dpa/Peter Förster

Von Kay Haufe

Bernhard Probst bekommt inzwischen täglich Anrufe von seinen Lieferanten, ob er zusätzliche Rinder schlachten würde. „Alle wollen Vieh loswerden, weil sie Angst haben, dass ihr Futter über den Winter nicht reicht“, sagt der Bio-Landwirt aus Podemus. Er selbst hat damit noch keine Probleme, weil das Luzerne-Feld nahe des Hofes die Trockenheit gut überstanden hat. Doch vor allem nordsächsische Bauern haben viele Wochen überhaupt keinen Regen gehabt, außer dem der letzten zwei Tage. „Sie mussten jetzt schon Heu verfüttern, das für den Winter gedacht war, und haben Angst, dass sie ihre Tiere nicht mehr verkaufen können. Denn durch das Futterproblem werden gerade viele Kühe angeboten“, sagt Bernhard Probst. Doch helfen kann er ihnen nicht, denn in seiner Fleischerei werden nur so viele Tiere geschlachtet, wie in den eigenen Podemus-Märkten auch Fleisch gekauft wird. Das sind etwa 15  Rinder pro Tag. „Ich habe keine Lagermöglichkeiten“, sagt Probst.

Spurlos vorbeigegangen ist die Trockenheit auch an seinen Feldern und Obstwiesen nicht. Vor allem die Kartoffeln brächten gerade mal die Hälfte der sonstigen Erträge. „Die Mutterkartoffeln bringen statt bis zu 12 Knollen jetzt maximal vier“, sagt der Landwirt. Die Kunden freuen sich gerade über große Kartoffeln in seinen Läden. „Zwar sind sie recht groß, werden aber nicht lange reichen“, sagt Probst. Beim Getreide ist abzusehen, dass nur kleine Körner geerntet werden können. „Seit Dienstag hat es rund 20 Liter bei uns geregnet. Das bräuchten wir nochmal, damit sich die Bestände wieder gut erholen.“

Doch damit ist in den nächsten Tagen nicht zu rechnen, weiß auch David Niedergesäß von der Gutsverwaltung Schönfelder Hochland. Auf den Feldern zwischen Bühlau und Eschdorf ist die gleiche Regenmenge wie in Podemus angekommen. „Die ersten Schauer haben den Staub gelöscht und die Blätter benetzt, am Donnerstag war es ergiebiger“, sagt der Betriebsleiter des Landwirtschaftsunternehmens. Das war auch dringend nötig, damit die Weideflächen für die Rinder wieder gesunden können und die Maisernte noch zu retten ist. Auch Niedergesäß hat Sorge, dass es nicht mehr genügend Futter gibt. „Die Bauern in Ost- und Süddeutschland haben alle das gleiche Problem. Das wird die Preise nach oben treiben.“

Auf den 1 600 Hektar Ackerland des Unternehmens ist die Gerste bereits geerntet. Die Ausbeute ist 30 Prozent geringer als üblich. Ähnlich sieht es beim Raps aus, der zur Hälfte abgeerntet ist. Getreide und Raps seien dieses Jahr durch Sonne und Trockenheit zwei Wochen eher eingebracht worden. Wie die Ausbeute beim Weizen ausfallen wird, kann Niedergesäß in einer Woche sagen, dann fahren die Mähdrescher durch die gelben Felder. Sorgen machen sich die 22 Mitarbeiter um den Mais, der zu klein für die Jahreszeit ist und wenig Kolben angesetzt hat. Für ihn kommt es jetzt auf jeden Liter Wasser an, um den Verlust wieder aufzuholen. „Beregnen können wir nicht, da wir viele kleine und steile Lagen haben und nicht über die Technik verfügen.“

Da geht es Obstbauer Robert Rüdiger besser. Seine Flächen unterhalb des Hosterwitzer Elbhangs konnte er mit Brunnenwasser gießen. Doch mit sinkendem Grundwasserstand versiegen auch diese Reserven immer wieder. „Mit Trinkwasser zu beregnen, wäre viel zu teuer, da warte ich, bis wieder etwas Brunnenwasser zusammengekommen ist“, sagt er. Seine Kunden mussten dieses Jahr dennoch mit kleinen Erdbeeren vorliebnehmen. Die Pflanzen seien nicht vertrocknet, hätten aber lediglich den halben Ertrag gehabt.

Ähnlich sieht es bei den Sauerkirschen aus, von denen immer noch einige geerntet werden können. Auch die Äpfel an den Bäumen würden dieses Jahr wohl deutlich kleiner werden als normal. Seine Kundschaft zeige jedoch viel Verständnis für die Folgen der extremen Trockenheit und halte ihm die Treue. Derzeit können noch Johannisbeeren gepflückt und Blumen geschnitten werden.

In einer Frage sind sich aber alle Landwirte einig: Im Herbst wird sich zeigen, welche Schäden die Dürre finanziell angerichtet hat. „Das alles hat Auswirkungen auf Angebot, Nachfrage und Preise. Einige Landwirte wird es besonders hart treffen. Im Herbst kommt das Drama, wenn alles abgerechnet ist“, ist Biobauer Bernhard Probst überzeugt.