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Längere Wege zum Zahnarzt?

Die Notdienste für Bautzen und das Umland werden zusammengelegt. In Kamenz und Pulsnitz ist davon keine Rede.

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© dpa

Von Sebastian Kositz & Frank Oehl

Besuche beim Zahnarzt zählen gemeinhin nicht zu den angenehmen Freizeitbeschäftigungen, sondern eher als notwendiges Übel. Erst recht, wenn der Zahn richtig schmerzt. Damit Betroffene aber auch an Wochenenden und Feiertagen Hilfe erhalten, bieten Zahnärzte z.B. auch in der Region um Bautzen seit jeher Not- und Bereitschaftssprechstunden an. Doch die Kassenzahnärztliche Vereinigung Sachsen (KZV) setzt an diesem System jetzt den Bohrer an. Schmerzpatienten in und um Bautzen drohen deshalb ab 2018 teilweise deutlich längere Wege zum Behandlungsstuhl.

Bisher gibt es in der Region eine engmaschige Notfallversorgung, teilen sich Zahnmediziner in Bautzen, im Oberland sowie im Heide- und Teichland jeweils in den einzelnen Gebieten in die Not- und Bereitschaftsdienste. Doch damit ist Ende des Jahres Schluss. Stattdessen hat die Kassenzahnärztliche Vereinigung die drei bislang eigenständigen Notdienstkreise zusammengefasst. Somit ist ab Januar für das gesamte Gebiet zwischen tschechischer Grenze und südlichen Seenland an Wochenenden und Feiertagen nur noch ein Zahnarzt für den Notdienst eingeteilt. In extremen Fällen müssen Schmerzpatienten dann bis nach Sohland, Königswartha, Malschwitz oder Weißenberg fahren.

Als Begründung für die Kürzung des Angebots wird einmal mehr auf sinkende Einwohnerzahlen verwiesen. Denn gerade in den ländlichen Räumen kämen an den Wochenenden lediglich ein bis zwei Patienten in die Notfallpraxen, argumentiert Thomas Breyer, Sprecher der Zahnärzte in Sachsen. Der Aufwand, dass an jedem Wochenende eine Praxis einen kompletten Bereitschaftsdienst anbiete, sei nicht mehr gerechtfertigt. Ein Anliegen, das die Ärzte in der Region um Bautzen herum so an die KZV herangetragen hätten. Überdies gäbe es im ländlichen Raum eine überschaubare Anzahl von Zahnärzten, die dann wiederum vergleichsweise oft an der Reihe sind.

Doch die Neuerungen stoßen nicht bei allen Zahnärzten auf Zustimmung. In der Kreisstadt sehen etliche Kollegen die neuen Regeln durchaus kritisch. Dass Patienten mit Schmerzen künftig erst etliche Kilometer durch die Landschaft gondeln, hält beispielsweise Zahnarzt Carsten Herkner für nicht mehr zumutbar. Und: Gerade ältere Menschen, die nicht mehr Auto fahren und auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind, würden aus Sicht des Mediziners so von der Notfallversorgung kategorisch ausgeschlossen. „Viele ältere Menschen ziehen doch gerade wegen der kurzen Wege zu den Ärzten vom Land in die Stadt“, erklärt Carsten Herkner.

Viele ältere Patienten

Anders als auf dem Land werden die Sprechstunden und die Rufbereitschaft an den Wochenenden und Feiertagen in Bautzen deutlich reger genutzt. Im Schnitt, so sagt Carsten Herkner, schauen in seiner Praxis 15 Betroffene vorbei. An besonderen Tagen, etwa zu Weihnachten oder Ostern, sind es zudem deutlich mehr. Der Rekord bei Carsten Herkner liegt bei fast 40 Patienten während eines Dienstes. Vielfach seien ältere Hilfesuchende darunter, oft genug sitzen demnach Menschen im Alter jenseits der 80 Jahre in seinem Wartezimmer.

Bei der KZV verweisen die Verantwortlichen indes allerdings auf andere Ecken des Freistaats, wo vormals eigenständige Notdienstkreise inzwischen zusammengelegt worden sind. Zum Beispiel die Region um Meißen und Nossen. „Da gab es anfangs auch Bedenken, ob die Menschen von Meißen nach Nossen und umgekehrt fahren“, erklärt Thomas Breyer. Doch diese Bedenken hätten sich als unbegründet erwiesen, sagt der Sprecher. Zwar gebe es auch dort in Einzelfällen lange Anfahrtswege, wenn der diensthabende Zahnarzt am anderen Ende des Gebiets liegt. Betroffene würden dann aber auch auf näher befindliche diensthabende Zahnärzte in die benachbarten Notdienstkreise ausweichen.

In den Bereich Kamenz und Rödertal ist keine Zusammenlegung von Notzahnarztbereichen vorgesehen. Hier werden die Dienste zwischen den Zahnheilern abgesprochen. Evelin Kirschner aus Cunnersdorf plant für den Raum Kamenz immer ein halbes Jahr im Voraus. „Dabei bleibt es auch.“ Derzeit ist jeder niedergelassene Zahnarzt ihres Beritts höchsten zwei- oder dreimal im Jahr dran. „Wir haben keine Probleme damit.“ Ähnliches vermeldet Zahnärztin Berit Hartmann, die in Großröhrsdorf für das Rödertal zuständig ist. „Wir nutzen dazu einen Stammtisch. Wir treffen uns regelmäßig, tauschen Probleme aus und legen wie bisher die Notdienste fest. Das klappt.“ Auf ein Wort