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Knappe Sache in der Spiegelkurve

An der Oberen Straße in Hohnstein ist es nicht nur eng. Anwohner leben hier auch richtig gefährlich.

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© Anette Molle

Von Anja Weber

Hohnstein. Polternd quält sich ein Lastzug die Obere Straße in Hohnstein hinauf. Kaum dass er durch die Engstelle passt, ohne die Häuser zu berühren. Anwohnerin Anette Molle erlebt das mehrere Male am Tag. Und ihr wird dabei ziemlich mulmig. Denn egal wie, es sieht nicht nur gefährlich aus. Es ist auch so, sagt sie. Wenn sie oder ihre Nachbarn aus dem Haus treten, könnten sie schnell einen Fuß kürzer sein. Denn die Laster müssen ganz nah an den Wohnhäusern vorbei. „Das sind unhaltbare Zustände. Immer wieder haben wir gefordert, den Schwerlastverkehr von der Oberen Straße zu verbannen“, sagt Anette Molle. Sie hat die Situation schon mehrmals fotografiert.

Auch auf Facebook wird über die Gefährlichkeit der Spiegelkurve, wie sie bei den Hohnsteinern genannt wird, debattiert. So schreibt jemand: „Bei dem gestiegenen Schwerlastverkehr ist es für die Anwohner, wie auf einem Pulverfass zu leben.“ Und sie können von brenzligen Situationen erzählen. Und sie kritisieren schon länger, dass das Landratsamt es bislang abgelehnt hat, die Tonnage auf der Ortsdurchfahrt auf 7,5 oder gar auf 3,5 Tonnen zu begrenzen.

Aus Sicht des Landratsamtes ist das aber schwierig. Die Behörde weist darauf hin, dass die Straße aufgrund ihrer Widmung als Staatsstraße prinzipiell für alle Verkehrsarten nutzbar sei. Bei der Prüfung etwaiger Verkehrsverbote müsse genau diese Klassifizierung beachtet werden. Die Behörde dürfe nach den geltenden Vorschriften keine dauerhaften Verbote oder Beschränkungen des Verkehrs auf derart klassifizierten Straßen anordnen, ansonsten müsste die Straße neu gewidmet werden. Heißt, dann hätte der Landkreis oder die Stadt die Obere Straße an der Backe.

Außerdem ist das Landratsamt der Meinung, dass sich Begegnungsfälle mit größeren Fahrzeugen auch bei einer Tonnagebegrenzung nicht vermeiden ließen, da zum Beispiel der Lieferverkehr durchfahren müsse, ebenso Reisebusse. Der Schlüssel zur Lösung des Problems liege daher nicht im Verkehrsrecht. Das Landratsamt betonte wiederholt, dass nur bauliche Maßnahmen eine Lösung bringen würden.

Die Chance dazu hatte der ehemalige Hohnsteiner Stadtrat verspielt. Bürgermeister Daniel Brade (SPD) hatte bereits vor einiger Zeit die Idee, dass die Stadt die beiden ruinösen Denkmalhäuser hätte kaufen und abreißen lassen können. Der Bereich hätte mit Fördermitteln, die Hohnstein damals sogar bekommen hätte, umgebaut werden können. Inzwischen sind die Häuser in Privatbesitz und verfallen.