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Kamenz feiert seinen Flugplatz

Vor 100 Jahren begann die Ausbildung auf dem unfertigen Fliegerhorst. Das wird am 2. und 3. Juni festlich begangen.

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© Matthias Schumann

Von Frank Oehl

Kamenz. Seit wann wird in Kamenz geflogen? Nun, die Ereignisse vom 26. März 1911 sind genauestens dokumentiert. Damals stieg Oswald Kahnt (1883-1915) in seinen Grade-Eindecker, um am Garnisonsplatz zu seiner ersten Vorführungsschleife abzuheben. Das schlug ein wie eine Bombe, und prompt gründete sich ein Verein zur Förderung der Luftfahrt. Und 2011 feierte die Stadt mit vielen Gästen nicht nur den 20. Tag der Sachsen, sondern auch „100 Jahre Fliegen in Kamenz“.

Jetzt aber geht es um den Flugplatz, und da ist die Dokumentenlage offenbar nicht ganz so rosig, was womöglich am Weltkriegsgeschehen liegt. Fakt ist, dass 1918 die Fliegerausbildung im Norden von Kamenz begann. Allerdings auf einem noch unfertigen Fliegerhorst. Stadtarchivar Thomas Binder hat jetzt aus der Tagespresse von damals einen Befehl vom 20. Juli herausgelesen, der die preußische Fliegerersatzabteilung 12 anwies, sofort die Ausbildung in Kamenz zu starten.

OB Roland Dantz: „Die Stadt müsste das Fest zum einhundertsten Geburtstag des Flugplatzes also in den Ferien feiern, das wäre aber nicht zweckdienlich.“ Natürlich: Während vor 100 Jahren das Fliegen nur wenigen vorbehalten war, ist es jetzt sozusagen Urlaubsalltag. Zum Beispiel nach Mallorca. Deshalb wird „100 Jahre Flugplatz Kamenz“ vor den Sommerferien gefeiert. Nämlich am Wochenende 2. und 3. Juni. Am Dienstag wurde in der Firma Sächsische Luftfahrt Service GmbH (SLS) das Programm vorgestellt.

Jährlich etwa 16 000 Flugbewegungen

Dazu gehört in jedem Fall auch eine Ausstellung zur Geschichte des Flugplatzes, die stark auf der Publikation „Vom Exerzierplatz zum Verkehrslandesplatz“ von Gerhard Kaiser und Jürgen Buch aus dem Jahr 2005 fußt. Sie wechselt nach dem Festwochenende dann in den Lichthof des Rathauses. Und sie wird auch jene Entwicklung würdigen, die der Flugplatz Kamenz seit 1990 genommen hat. OB Dantz, der wieder die Schirmherrschaft des Festes innehat und schon jetzt auf Kaiserwetter hofft, erinnerte an die „gelungene Konversion einer Militärliegenschaft“, die gemeinsam mit dem Landkreis (erst Kamenz, seit 2008 Bautzen) erreicht wurde. Die geklärten Eigentumsverhältnisse und eine vergleichsweise günstige Betreibung durch den Verein Fliegerclub Kamenz hätten dem Verkehrslandeplatz eine gute Stellung im Vergleich zu anderen verschafft. Jährlich etwa 16 000 Flugbewegungen (Tendenz gleichbleibend) sprechen jedenfalls dafür.

Und vor allem auch die wirtschaftliche Nutzung, die ja auch eine große Photovoltaikanlage einschließt. Insgesamt sind derzeit 15 Unternehmen mit etwa 90 Beschäftigten vor Ort. Weitere 16 Hektar Fläche in Richtung Zschornau zeigen Entwicklungspotenziale auf, bestätigte Richard Pötschke, Geschäftsführer der Flugplatz Kamenz GmbH, die von der Stadt Kamenz (60 Prozent) und dem Landkreis Bautzen (40 Prozent) gemeinsam gehalten wird.

Erfolgreiche Ansiedlungen

Ein sehr gutes Beispiel war die Ansiedlung des Flugsportzentrums Bautzen vor acht Jahren. In der 2011 eingeweihten Halle werden heute moderne UL-Flieger hergestellt, die auf ein höheres Abfluggewicht ausgelegt sind. Dr. Peter Kuhn, geschäftsführender Gesellschafter: „Das Ultraleichtfliegen steht vor gravierenden Veränderungen, und wir sind darauf eingerichtet.“ So plane die EU die „Auflastung“ des UL-Startgewichtes von derzeit 472,5 auf dann womöglich 600 Kilogramm. „Wir haben unsere größeren Modelle jetzt auf der Messe in Friedrichshafen am Bodensee und beim Familientag auf dem Flugplatz in Dresden gezeigt. Das Interesse war riesig.“

Auf eine ähnliche Resonanz hoffen die Veranstalter um die Firma Saxonia Light Aviations Systems auch für das erste Juniwochenende. Das Fest wird von etwa 80 Partnern vorbereitet und bietet ein buntes Programm rund um das Thema Fliegen. An beiden Tagen ist von 15 bis 16.20 Uhr auch wieder eine Flugshow vorgesehen. Daneben ist eine Blaulichtmeile mit Feuerwehr, DRK und THW zum Ansehen und Mitmachen aufgebaut, werden sich die Kamenzer Oldtimerfreunde präsentieren, gibt es im Festzelt ein Kulturprogramm unter anderem mit dem Lessingblasorchester, dem Spielmannszug Oberlichtenau oder auch mit Kamenz Can Dance. Es wird Mitflugmöglichkeiten im Segler, im UL-Flugzeug, im Motorflieger, im Hubschrauber, in einer AN 2, in einem Ballon und sogar einem Luftschiff geben – wenn das Wetter mitspielt. Und für Kinderbelustigung sowie Speisen und Getränke ist eh gesorgt.

Mehr als 40 Unterstützer und Sponsoren um die Ewag Kamenz, die TG Autohandels GmbH, die Landskron Brauerei sowie Tomogara sorgen dafür, dass der Eintritt mit fünf Euro pro Erwachsenem (drei Euro ermäßigt und kostenlos für Kinder bis 14) durchaus erschwinglich bleiben kann.