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Jüngling wieder auf den Beinen

1996 wurde die Bronzefigur an der Prager Straße gestohlen. Jetzt bekommt sie einen neuen Platz.

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© Sven Ellger

Von Daniel Krüger

Lange galt die Plastik "Der Jüngling" des sächsischen Bildhauers Wilhelm Landgraf als verschollen. Unbekannte hatten die Figur 1996 aus den Touristengärten entwendet. 2015 meldete sich der reuevolle Dieb überraschend bei der Morgenpost und bat um eine anonyme Rückgabe. Seitdem war der Jüngling im Amt für Kultur und Denkmalschutz eingelagert. Zum 20. Todestag des Künstlers Landgraf hat sich die Stadt Dresden nun entschieden, das Werk wieder im öffentlichen Raum auszustellen.

Nach einigem Überlegen war man sich im Kulturamt einig: Das Städtische Klinikum sollte es sein. Hier ist am Standort Friedrichstadt bereits Landgrafs Skulptur der sich kämmenden Frau zu finden. Ramona Eichler, die im Amt für die Kulturförderung zuständig ist, war deshalb überzeugt davon, dass ein weiteres Werk des Künstlers am Neustädter Klinikum das bisherige Kulturkonzept der Stadt am besten ergänzt. Bei solchen Entscheidungen sei es besonders wichtig, dass sich die Kunst gut in den Gesamteindruck einfügt, betont sie.

Aus diesem Grund habe man auch keine Ausschreibung für die Aufstellung gemacht, so Eichler, sondern gleich den Kontakt zur Klinik gesucht. Hier war es aber zunächst schwierig, einen Platz für den Jüngling zu finden. Denn große Teile des Klinikums Neustadt sind flächengeschützt. Dort darf es wenig bis keine baulichen Veränderungen geben.

Zwischen Haus 35 und Haus 37 an der Industriestraße wurde allerdings eine Grünfläche gefunden, die alle Beteiligten glücklich macht. Schön für jeden einsehbar sei der Jüngling jetzt, freut sich Sandra Bendmann, Personalchefin des Städtischen Klinikums. Auch für Lutz Blase, den medizinischen Direktor, ist es besonders wichtig, dass sich nun sowohl Patienten der Klinik als auch Passanten an der Kunst Landgrafs erfreuen können.

Dass der Jüngling wieder seinen Platz in Dresden findet, war auch der Wunsch der Witwe Barbara Landgraf. Die 87-Jährige habe darunter gelitten, dass der Jüngling so lange weg und dann eingelagert war, weiß Christian Gebhardt, ein Bekannter der Familie. Der ehemalige Zimmermann ist begeisterter Freund der sächsischen Bildhauerei und setzt sich für die Erhaltung im Krieg zerstörter und verschwundener Werke ein. Damit der Jüngling nicht nochmal gestohlen wird, wurde er dieses Mal übrigens einzementiert.