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„International wäre die Marke Apassionata wertlos“

Zwei Anbieter streiten sich, wer der wahre Nachfolger der berühmten Pferdeshow sei. Jetzt spricht die zweite Seite.

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© Apassionata World GmbH

Riesa. Tausende Besucher kamen Jahr für Jahr in die Riesaer Sachsenarena, um dort die Premieren der berühmten Pferdeshow Apassionata zu erleben. Seit geraumer Zeit liegen allerdings zwei Parteien im Clinch: Der Erfinder Peter Massine und die Apassionata GmbH hatten sich getrennt und gehen beide mit getrennten Programmen auf Tournee. Nachdem Massine (SZ vom 26. Juni) zu Wort kam, spricht nun Johannes Mock O‘Hara, Geschäftsführer der Apassionata World GmbH. Das Berliner Unternehmen nennt seine Show nun „Cavalluna“.

Johannes Mock O‘Hara ist Geschäftsführer der Berliner Apassionata World GmbH. Dort war bis 2017 Peter Massine Chef.
Johannes Mock O‘Hara ist Geschäftsführer der Berliner Apassionata World GmbH. Dort war bis 2017 Peter Massine Chef. © Apassionata World GmbH

Herr Mock O‘Hara: Wer steht denn aus Ihrer Sicht für die „echte“ Apassionata-Show?

Eine „echte“ Apassionata-Show gibt es in der momentanen Situation an sich nicht, da man Qualität, Professionalität und Erfolg nie und nirgends an Einzelpersonen festmachen kann. Wenn man allerdings danach geht, wo die meiste Erfahrung aus den vergangenen Shows heraus angesiedelt ist, muss man klar sagen: Bei Cavalluna bzw. in der Apassionata World GmbH, die wir nach wie vor sind. Wir vereinen mit all unseren langjährigen Mitarbeitern in Summe etwa 200 Jahre Apassionata-Erfahrung und haben alle Reiter-Equipen bei uns, die von Beginn an dabei waren. Die einzigen „Mitarbeiter“, die hätten ins Gewicht fallen können, wären Peter Massine und Holger Ehlers, doch gleichzeitig haben wir ohne diese beiden Personen zuletzt die messbar erfolgreichste Show aller Zeiten produziert. Der Erfolg von „Gefährten des Lichts“ hat uns auf allen Ebenen in unserem Tun bestätigt und die Frage nach „echt“ oder „unecht“ obsolet gemacht.

Warum haben Sie für die neue Show auf den Namen Apassionata verzichtet?

Dafür gab es mehrere Gründe und natürlich waren wir aufgrund einer einstweiligen Verfügung bezüglich der Namensverwendung genötigt, uns neu aufzustellen. Gleichzeitig haben wir unser Geschäftsfeld mit unserem Theater und Freizeitpark in München stark erweitert, das Unternehmen ist gewachsen. Hinzu kommt, dass wir uns mehr international orientieren wollen, wobei die Marke Apassionata wertlos und hinderlich wäre. Wenn man sich neu ausrichtet wie wir, zieht das zwangsläufig Konsequenzen nach sich, aber durchaus auch viele positive.

Woran lag es, dass Sie mit Ihrer jüngsten Show nicht in Riesa aufgetreten sind?

Für „Apassionata – Gefährten des Lichts“ hatten wir unser Wochenende traditionell in Riesa optioniert und in Absprache mit der Sachsenarena wurde auch der Vorverkauf eröffnet. Als einziger Partner der gesamten Tournee hat sich besagte Arena jedoch entschieden, den Vorverkauf zu stoppen und nicht mehr auf unsere Anfragen zu reagieren, obwohl wir uns alle Mühe gegeben haben, zu einer Einigung zu gelangen. Wir haben uns sogar an den Bürgermeister der Stadt gewendet, doch auch von dort kam keine Reaktion. Nachdem also jeglicher Kontakt zu unserem Unternehmen seitens der Sachsenarena eingestellt wurde, waren wir zu unserem Leidwesen gezwungen, kurzfristig eine Alternative zu suchen, die wir in Tulln (Österreich) dann auch gefunden haben. Das Ganze hat uns für die Zuschauer in Riesa sehr leidgetan, aber wenn ein eigentlich guter Partner vollkommen zumacht, ist man machtlos.

Wird Riesa in absehbarer Zeit wieder auf Ihrem Tourneeplan auftauchen?

Aufgrund der geschilderten Ereignisse kann ich momentan nicht sagen, ob wir das als Unternehmen noch wollen. Im Moment jedenfalls steht es nicht zur Debatte, da wir ja in der näheren Umgebung auch Städte wie Leipzig und Chemnitz besuchen und uns natürlich über jeden Zuschauer freuen, der bereit ist, etwas weiter zu fahren, um dafür aber die altbekannten und beliebten Showstars zu sehen.

Wie steht es im Rechtsstreit mit Herrn Massine? Ist in absehbarer Zeit aus Ihrer Sicht eine Lösung zu erwarten?

Es laufen mehrere Verfahren zu unterschiedlichsten Faktoren, die von diesem Gesellschafterstreit tangiert werden. Mal geht es gut für uns aus, mal gut für Herrn Massine. Daher kommt es zum Beispiel, dass, auch wenn im einstweiligen Rechtsschutz Herr Massine den Markennamen zugesprochen bekommen hat, uns zugesprochen wurde, dass wir uns auf unsere 15-jährige Tradition und unsere über sieben Millionen Zuschauer berufen können. So geht es hin und her und am Ende des Tages laufen alle Hauptsacheverfahren noch, vor allem auch der Prozess um den Markennamen – final entschieden ist nichts.

Die Fragen stellte Christoph Scharf.