Merken

Immer eine Sünde wert

Sommer, Sonne, Ausflugsziele: Bei Kianks in Mücka gibt’s nur selbst gemachtes Eis. Das hat Tradition in dem kleinen Café.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Carla Mattern

Mücka. Kaum zu glauben. Aber ehe das kalte Eis in die Waffel oder die Glasschale darf, muss es erst einmal 100 Grad überstehen. Dann wird es runtergekühlt auf sieben Grad Celsius und darf in die Eismaschine. Reinhard Kiank schwört auf diese Herstellungsweise, mit der schon sein Vater Gerhard sein Eis produzierte. Zum einen werde dadurch der Geschmack viel besser, zum anderen habe es noch nie Beanstandungen durch Hygienekontrolleure gegeben, erzählt Reinhard Kiank. Im Grunde genommen: Für Generationen ist das Kiank’sche Eis eine Sünde wert gewesen. Seit 1950 rühren die Kianks aus natürlichen Zutaten Eis. Nach Mücka Eis essen gehen oder fahren, das hieß auch für die Jahrgänge, die heute schon Großeltern oder Rentner sind, Eis naschen ohne Reue. Zumindest für den Geldbeutel, und war er noch so schmal, blieb der Ausflug ins Eiscafé der Kianks eine verschmerzbare Aktion. Legendär sind die Preise von anno dunnemals. Zehn Pfennig pro Kugel Eis kostete das kalte Vergnügen. Reinhard Kiank schmunzelt, wenn er hört, dass noch heute bei Klassentreffen Ausflüge in Kianks Eis-Café eine Rolle spielen. Wahre Eisschlachten wurden geschlagen. Das Motto: Wer schafft das meiste Eis?

40 Jahre sorgte Kianks Vater für Eisgenuss. Ganz so viele Jahre wird das Ehepaar Kiank das wohl nicht schaffen. 1990 übernahm der Konditor Reinhard Kiank das Eisgeschäft. Zusammen mit seiner Frau Elke bieten sie an der Bautzener Straße 161 in Mücka verschiedene Sorten an. Experimente mit Chilli und Pfeffer, grünem Tee, Bier, Spinat oder anderen ausgefallenen Zutaten sind tabu. Die Lieblingssorten der Kunden seien Schoko-, Vanille- und Erdbeereis. Die gehen am häufigsten über die Theke. Sichtbar in der Kühltheke sind sechs Sorten Eis. In dieser Woche Vanille, Schoko, Erdbeere, Apfel, Kirsch und Nuss. In weiteren Zwei-Liter-Behältern bieten die Kianks auch das selbst gemachte Eis in den Geschmacksrichtungen Stracciatella, Pfirsich, Himbeere, Ananas und Banane an. Nicht zehn Pfennige wie zu Gerhards Zeiten kostet eine Kugel, sondern fünfzig Cent. „Das soll auch so bleiben. Es sei denn, der Milchpreis verdoppelt sich“, so Reinhard Kiank. Für die 14 verschiedenen Eisbecher zahlen Kunden zwischen 2,60 Euro bis 4,40 Euro. Auch selbst gemachte Torten sind im Angebot oder werden auf Bestellung gefertigt.

Zu den Gästen gehören nicht nur Stammgäste oder Durchfahrende, die die Eisfahne am Haus zum Anhalten lockt. Es kommen Ausflügler per Rad, Motorrad oder mit dem Auto ganz gezielt nach Mücka, erzählt Elke Kiank. Die 59-Jährige kommt eigentlich aus dem Textilgewerbe im Oberland. Sie mag am liebsten das Nuss-eis. „Ich muss jeden Tag Eis essen. Wenn ich das Eis in der Rührmaschine habe, kann ich den Geschmack ja noch verändern“, sagt Reinhard Kiank.

Außer montags öffnen die Kianks täglich ab 11 Uhr und meist bis 18 Uhr. In diesem Jahr mit dem ausgefallenen Frühling sei schon sehr viel Eis geschleckt worden. Drinnen hat das Café etwa 20 Plätze, draußen etwa 30. Voll besetzt seien die aber selten. Und wenn, dann am Wochenende. Manche melden sich sogar vorher an. Wie eine Gruppe von 30 Bikern, die an einem Sonnabend im vergangenen Jahr einen Zwischenstopp bei Kianks einlegen wollte. Fast hatte der Eismacher ihnen schon zugesagt, da fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, dass er an diesem Tag Geburtstagsgäste zum 60. erwartete.