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Immer die richtigen Argumente

Joanna Maria Kesicka wurde in Breslau geboren, wohnt in Görlitz. Sie ist eine erfolgreiche Debattiererin.

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© Nikolai Schmidt

Von Matthias Klaus

Görlitz. Wenn sie redet, tut sie es nicht nur mit ihrer Stimme. Der wache Blick, die Bewegungen der Hände, die gesamte Körpersprache – alles stimmt. Gesamtpaket, so nennt man das heute wohl. Joanna Maria Kesicka aus Görlitz hat es zu bieten. Muss sie auch. Denn schließlich ist sie eine erfolgreiche Debattiererin. „Ich rede eben gerne“, schmunzelt sie bescheiden.

Landesfinale „Jugend debattiert“ am 3. Mai Platz zwei, Bundesfinale der European Youth Debating Competition in Düsseldorf Ende April Platz drei, das sind die jüngsten Erfolge der Abiturientin. Bei letzterer Veranstaltung ging es die Zukunft der Chemie im weitesten Sinne. Jugendliche aus ganz Deutschland lieferten sich einen verbalen Schlagabtausch zum Thema „Leben, lernen, arbeiten und mobil sein in Smart Cities der Zukunft: mit oder ohne Kunststoff und Petrochemie?“ Mittendrin: Joanna Maria Kesicka aus Görlitz. Mit Erfolg: Dank ihres dritten Platzes vertritt sie nun Deutschland beim europäischen Finale in Wien im Oktober. Sie tritt dort gegen die Erstplatzierten aus den anderen EU-Staaten an, die an dem Wettbewerb teilgenommen haben. „Spaß kommt erst mit den höheren Ebenen“, lacht die Görlitzerin. Und debattiert wird auf Englisch. „Wenn es bei der Aussprache oder der Grammatik mal etwas hapert, wird ein Auge zugedrückt. Hauptsache inhaltlich kommt alles korrekt rüber“, sagt Joanna Maria Kesicka.

Sie wurde in Breslau geboren, kam mit acht Jahren nach Deutschland. Die Grundschule besuchte sie in Ebersbach-Neugersdorf. Joanna Maria Kesicka ist 16 Jahre alt. „Bald 17“, betont sie, so viel Zeit muss sein. Heute drückt sie die Schulbank nicht in der Neißestadt, sondern am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Löbau. Der Grund: Das Gymnasium bietet eine mathematisch-naturwissenschaftliche Ausrichtung. Deshalb ist sie zur Pendlerin geworden. „Mit dem Zug ist das ja kein Problem“, sagt die Görlitzerin. Medizin oder Jura  – - in diesen Richtungen kann sich die junge Dame ihre berufliche Zukunft vorstellen. Ein Praktikum in einer Anwaltskanzlei in Dresden hat sie schon hinter sich. Ob sie später nach dem Abi und Studium in der Gegend bleiben wird? Joanna Maria Kesicka ist sich da unschlüssig. „Ich bin eigentlich ein Großstadtkind“, sagt sie. Kulturelle Angebote der Metropolen, das reizt sie beispielsweise. „Wobei, da hat ja Görlitz auch Einiges zu bieten“, räumt Frau Kesicka ein. Zeit zum Überlegen hat sie ja noch. Derzeit besucht die Abiturientin die neunte Klasse. Am Debattieren reizt sie, dass sie nicht nur ihre Meinung ausdrücken, sondern andere in ein Gespräch verwickeln kann. „Ich kann mich in eine Situation hineinversetzen, nehme eine Art Anwaltsposition ein“, schildert Joanna Maria Kesicka. Recherche, das Vorbereiten auf ein Thema sei die eine Seite der Medaille. Die andere sei das Engagement. „Das ist ganz besonders wichtig“, sagt sie.

Wenn Joanna debattiert, vertritt sie ihre Schule, auch wenn der Wettbewerb eher außerschulisch angelegt ist. Und wenn die junge Dame mal nicht Fakten und Argumente durchgeht, engagiert sie sich im Schülerrat ihres Gymnasiums, im Kreis- und Landesschülerrat. „Ich bin eben ein sehr energiegeladener Mensch“, sagt Joanna Maria Kesicka. Bleibt bei all dem Engagement noch Zeit für „richtige“ Hobbys? „Ich sehe das, was ich gerade tue als Hobby“, sagt sie. Aber sie lese sehr gerne: „Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen streberhaft, ist aber so.“ Natürlich gehe sie auch gern an den See, mit Freunden. Von denen habe sie etliche, aus Görlitz, Löbau, aller Welt. „Beim Debattieren tauscht man sich aus, bleibt über die Veranstaltung hinaus in Kontakt“, sagt Joanna.