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Im Zeichen der Zukunft

Riesiges Interesse beim Tag der offenen Tür an der Grundschule Rothenburg. Der neue Schulkomplex ist in aller Munde.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Es ist Kultur angesagt an diesem frühen Freitagnachmittag. Ein paar Grundschüler lassen Kostproben ihres musikalischen Könnens hören, andere tragen Gedichte vor. Im Publikum wird geklatscht. Doch die Eltern, neben ihnen auch Stadträte und Lehrer, sind noch aus einem anderen Grund erwartungsvoll: Der diesjährige Tag der offenen Tür an der Grundschule Rothenburg steht im Zeichen des neuen Schulzentrums, das in dem Areal zwischen Grabenstraße, Uhsmannsdorfer Straße und Jahnstraße entstehen soll. Erst kürzlich waren im Stadtrat drei mögliche Varianten vorgestellt worden, die seitdem die Diskussionen in der Neißestadt beherrschen.

So auch gestern in den Fluren und auf dem Freigelände der Grundschule. Tobias Förster und Martin Nappert vom Schulelternrat haben einen Infotisch aufgebaut, an dem sie mit interessierten Rothenburgern ins Gespräch kommen wollen. Außerdem liegt hier ihr offener Brief, den sie zuvor allen Stadträten und der Bürgermeisterin in den Briefkasten gesteckt haben. Generell sei man froh, so Förster, dass sich in Sachen Schulneubau jetzt etwas bewege. Allerdings dürfe dies nicht zulasten bestehender, gut funktionierender Strukturen geschehen. Und er zeigt auf eine Passage in dem offenen Brief: „Dass es bei einer Planung vom Reißbrett durchaus Sinn macht, Grundschule und Hort an einem Standort zu vereinen, ist unbestritten. Wir befürchten allerdings, dass die konkreten Gegebenheiten vor Ort in Rothenburg dafür zu wenig Platz bieten, zumal der Hort an seinem aktuellen Standort über ein großzügiges Außengelände mit hochwertigen und differenzierten Spiel- und Bewegungsangeboten verfügt. Auch die Räumlichkeiten des Hortes sind bereits hochwertig saniert, ansprechend und benutzerorientiert gestaltet.“ Er würde es außerdem für sinnvoll erachten, wenn sich Grund- und Oberschule nicht auf einer Seite der Uhsmannsdorfer Straße auf die Pelle rücken und nur durch einen Schulhof getrennt würden. Durch die unterschiedlichen Unterrichtszeiten an beiden Einrichtungen komme es immer zu Überschneidungen von Freizeit- und Lernphasen, der Lärm sei für die jeweils anderen störend. „Aus unserer Sicht scheinen da dauerhafte Nutzerkonflikte vorprogrammiert.“

Stadtrat Henry Wittig (CDU) befürchtet keine Reibereien und befürwortet deshalb die Koexistenz von Grund- und Oberschule auf einer Straßenseite. „Wir haben hier die einmalige Chance, etwas Wegweisendes für die Zukunft unserer Stadt zu errichten. Sicherlich müssen beim Bau Kompromisse gemacht werden. Wir stehen aber unter Zeitdruck. Im Oktober sollte deshalb eine Entscheidung fallen.“

Terence Böhme stammt aus Rothenburg, war einige Zeit im Rhein-Main-Gebiet und ist mit seiner Familie nun wieder zurückgekehrt. „Ein wesentlicher Grund für uns war die Schulsituation. Art und Ausstattung der Einrichtung sind mit der im Westen nicht zu vergleichen. Hier wurde alles mit Konzept gemacht, insgesamt sehr liebevoll gestaltet.“ Zwei seiner Kinder gehen an der Uhsmannsdorfer Straße zur Schule und „sind hier sofort angekommen“, wie der stolze Papa meint. Deshalb sei es für ihn wichtig, die gewachsenen Strukturen mit Grundschule und Hort auch im neuen Schulzentrum zu erhalten.

Christiane Migge, die sich als interessierte Rothenburgerin diesen Tag der offenen Tür ebenfalls nicht entgehen lässt, findet es generell schön, dass die Schulen künftig im Zentrum der Stadt vereinigt werden. An ein Konfliktpotenzial wegen zu großer Nähe glaubt sie nicht. „Früher sind wir auch von der ersten bis zur zehnten Klasse in die Schule gegangen. Größere Reibereien gab‘s nicht.“

Pfarrer Daniel Schmidt kritisiert die Eile, mit der die Stadträte den Beschluss jetzt durchpeitschen wollen. „Dass die Polizeihochschule Erweiterungsbedarf hat, ist schon seit drei Jahren bekannt. Anfangs hat man zu sehr getrödelt – zum Beispiel, als es um die Entscheidung Friedensstraße oder Zentrum ging.“ Außerdem sei bisher zuviel intern gelaufen, ohne die Öffentlichkeit in die Prozesse einzubeziehen. „Ich bin dafür, dass wir intensiv über das Projekt reden. Da sollte es nicht auf ein paar Tage ankommen.“ Deshalb sei es aus seiner Sicht auch nicht verkehrt, wenn die Entscheidung erst im November-Stadtrat falle.

Jan Hufenbach, ebenfalls Papa eines Grundschulkindes, kritisiert die mangelnde Einbeziehung der unmittelbar Beteiligten: „Hat denn schon mal jemand Eltern und Kinder gefragt?“ Er finde es nicht gut, wenn die Zukunft des Schulstandortes ausschließlich von Planern, Architekten und Stadträten getroffen werde, die über keinerlei pädagogischen Hintergrund verfügten. Zudem stört ihn die personelle Verquickung von Stadtrat und Sportvereinen. Es sei klar, dass man Interessen versuche durchzusetzen.

Bürgermeisterin Heike Böhm lädt am Montag, 1. Oktober, 18 Uhr zu einer weiteren Infoveranstaltung zum künftigen Schulstandort in das frühere Bürgerzentrum in der Friedensstraße ein. Dabei sollen noch einmal die drei momentan in der Diskussion befindlichen Varianten vorgestellt werden.