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Im Bachata-Tanzfieber

Ein Arnsdorfer organisiert in Zittau Tanztraining. Eine Baustellenparty soll darauf neugierig machen.

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© privat

Von Anja Gail

Arnsdorf/Zittau. Baustellenparty in einer alten Turnhalle. Auf 200 Quadratmetern Parkett dürfte Platz sein für Tanzbegeisterte. Wie sich der Holzboden dafür macht, das soll sich an diesem Sonnabend zeigen. Robert Lorenz aus Arnsdorf ist in Zittau seit dem Sommer mit Freunden, Bekannten und seiner Familie dabei, die ehemalige Hochschulturnhalle in ein Tanzstudio zu verwandeln. In dem über 100 Jahre alten Gebäude unweit der Friedensstraße soll künftig regelmäßig der aus Lateinamerika stammende Bachata trainiert werden können.

Robert Lorenz hat den Bachata als Tanz voller Lebensfreude schon mal für sich entdeckt. Ansteckung sei da vorprogrammiert, ist er sich sicher.
Robert Lorenz hat den Bachata als Tanz voller Lebensfreude schon mal für sich entdeckt. Ansteckung sei da vorprogrammiert, ist er sich sicher. © Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Erst entspannen, sich etwas erwärmen, bereits bekannte Schritte und Drehungen wiederholen, eventuell neue einstudieren und das alles danach beim Tanzen festigen, so sieht es das Konzept vor. Dafür haben mehrere Tanzbegeisterte aus der Oberlausitz eine gemeinnützige Bachata Akademie gegründet. Das ist weder eine Geschäftsidee noch ein Vereinsbetrieb, sondern ein Freizeitvergnügen, das anstecken soll. Das Gebäude hat ihnen ein Bekannter verpachtet. Den nötigen Umbau stemmen die Mitstreiter aus eigener Kraft. Unterstützer jeglicher Art sind deshalb jederzeit gern gesehen. Auch dafür soll die Baustellenparty am Sonnabend gut sein. Reine Tanzveranstaltungen sind hier auch künftig nicht vorgesehen. Den anderen Veranstaltern will das Bachata-Team keine Konkurrenz machen. „Es geht uns ausdrücklich um Tanztraining und das immer mit dem Ziel, gemeinsam zu einem Festival oder großen Partys zu fahren, um dann dort zu tanzen“, sagt Robert Lorenz.

Ein Bachata-Festival in Berlin hat diese Idee vor einigen Jahren ins Rollen gebracht. Margit und Wolfgang Lorenz, die Eltern des 35-Jährigen, tanzen selbst sehr gern, vor allem recht flott. Das haben sie in keiner Tanzschule gelernt. Bewegung und Sport, Konzentration für Körper und Geist waren ihnen schon immer sehr wichtig. Wolfgang Lorenz brachte als Trainer in Görlitz nicht nur dem eigenen Sohn das Fechten bei. Beim Tanzen hielt es Robert Lorenz wie seine Eltern. Er schaute sich immer mal Schritte und Drehungen bei anderen ab, studierte das eine oder andere über Jahre beim Discofox ein. Auf der Suche nach Tanzlokalen stieß er auf das ehemalige „Stadt Zittau“ in Hörnitz, wo auch der Hörnitzer Faschingsverein seine Partys organisierte. Dort lernte er Anett Friedrich, eine tanzbegeisterte Unternehmerin aus Großschönau, kennen. „Willst Du mitkommen?“, sprach sie ihn vor einigen Jahren an. Sie suchte einen Tanzpartner für einen Bachata-Kongress in Berlin.

Neugierig geworden, entschloss sich der junge Mann, der außerhalb seines Tanzlebens als Finanzdienstleister arbeitet, aber nicht ganz aus der Kalten zu starten. Durch Zufall entdeckte er einen Bachata-Kurs in Dresden. „Ich war von Anfang an begeistert davon“, erzählt er. Zurück im Alltag fand er jedoch vor Ort keine Möglichkeit, um ausschließlich Bachata weiter zu üben. Hinzu kam, dass er nun auch stärker noch als beim Discofox den Anspruch verfolgte, das Führen so gut beherrschen zu lernen, dass er vor allem mit unbekannten und ungeübten Partnerinnen tanzen konnte. Durch seine Verbindungen in die Salsa-Szene in Görlitz, Bautzen und Zittau ergab sich der Kontakt zu einem weiteren Bachata-Fan. So ging es im Februar dieses Jahres mit drei Pärchen und privaten Trainingseinheiten in Geschäftsräumen in Zittau los. „Im Mai sind wir dann gemeinsam auf ein Festival gefahren. Es war so toll, zu erleben, wie wir dort schon mithalten konnten“, erzählt der Arnsdorfer. Inzwischen hatte er auch von Kursen in Cottbus erfahren. Dorthin ist dann auch Margit Lorenz mit hingefahren. Auf die Dauer war auch das jedoch zu aufwendig. So fiel die Entscheidung, mit anderen Enthusiasten selbst eine Akademie zu gründen. Inzwischen ist die Zahl der Mitstreiter auf um die 40 gewachsen. Deshalb sollte nun auch so schnell wie möglich ein Ort zum Trainieren ausfindig gemacht werden. Die alte Hochschulturnhalle und die Bekanntschaft mit dem Eigentümer kamen wie gerufen. Seit Anfang Juni läuft der Ausbau in privater Initiative. Seit etwa zehn Jahren stand das Gebäude jetzt leer, das ganz früher auch ein Restaurant und später als „Stadt Wien“ bekannt gewesen war. Den Putz ausbessern, Wände streichen, Schwellen beseitigen, schmale Durchgänge verbreitern, eine Treppe verlegen und den gesamten Eingangsbereich für ein Tanzstudio herrichten, all das ist teils schon erledigt oder noch in Arbeit. Der größte Posten wird der Einbau moderner Sanitäranlagen. Sämtliche Veränderungen sind auf das Tanzen zugeschnitten. Zur Baustellenparty am Sonnabend wird mit allem improvisiert. Es wird die erste und einzige Baustellenparty sein. Ab 19 Uhr sind Tanzbegeisterte willkommen. Sie können zu Beginn des Abends Grundschritte und erste Drehungen in einem kleinen Einführungskurs lernen. Danach ist Party angesagt. Tanz- oder Wechselschuhe müssen, Getränke können mitgebracht werden. Die gibt es ansonsten auch über eine Kasse des Vertrauens.

Bachata-Baustellenparty am Sonnabend ab 19 Uhr in Zittau, An der Viehweide 1. Parkplätze sind in den Nebenstraßen rund um die Akademie ausreichend vorhanden.

www.facebook.com/BachataAkademie