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„Ich rieche und schmecke jetzt viel intensiver“

Ein Pirnaer hat früher täglich eine Schachtel Zigaretten geraucht. Er schafft es, aufzuhören und hat für alle einen Rat, die es ebenso versuchen wollen.

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© Daniel Schäfer

Pirna. Markus Wiesenberg aus Pirna hat es geschafft. Seit dem 28. August raucht er nicht mehr. Das war in den neun Jahren davor anders. Pro Tag brauchte er eine Schachtel. Hilfe kam vom Klinikum Pirna, das einen Rauchentwöhnungskurs angeboten hatte, an dem Wiesenberg teilnahm. Mit SZ sprach er über seine Sucht, das Aufhören und die neue Lebensqualität, die er jetzt gewonnen hat.

Diese Zeiten sind für Markus Wiesenberg vorbei. Der Pirnaer nahm erfolgreich ein einem Rauch-Stopp-Kurs teil.
Diese Zeiten sind für Markus Wiesenberg vorbei. Der Pirnaer nahm erfolgreich ein einem Rauch-Stopp-Kurs teil. © Archiv SZ

Herr Wiesenberg, haben Sie manchmal noch das Verlangen, sich eine Zigarette anzuzünden?

Nein, jedenfalls nicht zur Zeit. Vielleicht kommt dieser Punkt noch später. So war es bei meiner Mutter, die aber trotzdem nicht rückfällig geworden ist.

Rauch-Stopp-Kurs

Inhalt: Dieses Angebot des Pirnaer Klinikums richtet sich an alle, die mit dem Rauchen aufhören wollen. Mit jedem Teilnehmer wird eine Analyse zum persönlichen Rauchverhalten erstellt. Basiswissen zum Thema Tabak und Rauchen wird vermittelt und ein Rauchstopp gemeinsam vorbereitet.

Beginn: Der nächste Kurs Rauchfrei in sechs Wochen startet am 16. November, immer donnerstags von
16 bis 18 Uhr.

Kosten: 100 Euro Kursgebühr und 20 Euro Materialkosten (werden größtenteils von den Krankenkassen übernommen)

Informationen: Anmeldung über Sybille Heinrich, auch kurzfristig, Struppener Straße 13, 01796 Pirna, 0350171186060

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Sie rauchen nicht mehr. Was ist das für eine Gefühl?

Ohne Zigarette auszukommen, ist gar nicht so extrem schwierig, wie ich immer gedacht habe. Früher habe ich vor dem Frühstück angefangen und vor dem Schlafen aufgehört. Jetzt hat sich meine Lebensqualität eindeutig verbessert. Ich rieche und schmecke viel intensiver.

Haben Sie ein Beispiel?

Wenn ich mit meinem Hund im Wald spazieren gehe, rieche ich jetzt die Blätter und die Pilze. Auch die Gewürze im Essen schmecke ich jetzt intensiver. Als ich noch rauchte, hatte ich immer einen Nikotingeschmack im Mund. Außerdem hat sich meine Ausdauer wesentlich verbessert. Treppen komme ich beispielsweise viel leichter nach oben.

Und der Kostenpunkt?

Das ist natürlich auch ein westlicher Aspekt. Ich habe die Zigaretten immer in Tschechien gekauft, das war schon günstiger als in Deutschland, aber ich spare jetzt täglich 3,20 Euro.

Wie lange hat es gedauert, bis die Sucht nach einem Zigarettenzug aufhörte?

Nach Kursbeginn habe ich anderthalb Wochen weiter geraucht. Während dieser Zeit sollte ich mein Rauchverhalten feststellen und unter anderem dokumentieren, wie viele Zigaretten ich täglich benötige. An einem Tag musste ich genau aufschlüsseln, wann, wo und warum ich geraucht habe. In der zweiten Woche setzte ich schließlich einen Tag fest, an dem ich mit dem Rauchen für immer aufhöre. Im Anschluss daran habe ich mir anderthalb Wochen Nikotinpflaster aufgeklebt. Mit Hypnose wurde in dem Kurs nicht gearbeitet. Nochmals: Es war gar nicht so schlimm, von heute auf morgen aufzuhören. Deshalb ist es ja auch so blöd von mir gewesen, dass ich nicht schon früher das Rauchen eingestellt habe. Ich weiß aber auch, dass andere aus der Gruppe mehr zu kämpfen hatten.

Was ist die Grundvoraussetzung, um das Rauchen aufzugeben?

Der Betroffene muss es selber wollen und sich sagen: Ich schaffe es. Diese Entscheidung muss im Kopf fallen. Einer aus unserem Kurs wurde von seinem Arzt angemeldet. Er hat nicht durchgehalten.

Also lautet Ihre Botschaft: Jeder kann aufhören, wenn er es will.

Eindeutig ja. Ich weiß aber auch, dass viele es gar nicht wollen. Vielleicht, weil sie Angst davor haben, etwas im Leben zu verlieren. Rauchen ist ja nicht nur Sucht, sondern auch Genuss. Ich selber weiß noch, dass ich es immer sehr schön fand, im Winter draußen zu stehen, mir bei Schneefall eine Zigarette anzuzünden. Man identifiziert sich mit dem Rauchen.

Was sagen Ihre Freunde und Familie?

Sie freuen sich sehr und sind auch stolz auf mich, so wie ich es bin. Einige waren aber auch skeptisch, da es ja mein erster Versuch war, mit dem Rauchen aufzuhören.

Was machen Sie bei einem Rückfall ?

Dann würde ich wieder von vorne anfangen, wie man es uns im Kurs geraten hat. Das heißt, sich einen Tag aussuchen, ab dem man konsequent nicht mehr raucht. Ich persönlich kann mir aber nicht vorstellen, dass mir je wieder eine Zigarette schmecken würde.

Das Gespräch führte Mareike Huisinga.