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Hotelruine sucht Käufer

Lange war das Haus am Stadtrand von den Immobilienportalen verschwunden. Nun ist es zurück – mit einer wichtigen Änderung.

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© Screenshot/SZ

Von Eric Weser

Gröditz. Das einstige Hotel Garni in Gröditz steht wieder zum Verkauf. Das seit Jahren leer stehende Gebäude, das sich am Ortgang von Riesa aus hinter Bäumen versteckt, wird über die Plattform Ebay Kleinanzeigen für eine Viertelmillion Euro angeboten. Das zumindest ist die dort angegebene Verhandlungsbasis. Ein rapider Preisverfall: Vor etwas mehr als drei Jahren war das Gebäude noch für stattliche 100 000 Euro mehr auf einer einschlägigen Immobilienseite angepriesen worden.

Damals war ein Makler aus der Region mit dem Verkauf der Immobilie beauftragt. Jetzt ist ein Geschäftsmann offenbar rumänischer Herkunft damit befasst. Er stelle den Kontakt zu den Eigentümern her, lässt er auf Nachfrage wissen. Beim Eigentümer soll es sich auch um einen Rumänen handeln. Schon über zehn Jahre sei derjenige im Besitz des Gebäudes, teilt der Mittelsmann mit.

Unter den sonstigen Angeboten des Händlers, der nach eigenem Bekunden in Unterfranken ansässig ist, sticht die Gröditzer Immobilie heraus. Ansonsten bietet er eher Dinge an, die mit Mobilität zu tun haben und für deutlich weniger Geld zu haben sind: vom Jetski über Porsche-Schalensitze bis zum Aufsitzrasenmäher. Auf verschiedenen Internetseiten wird der Mann als Inhaber eines Gebrauchtwagenhandels geführt.

In Gröditz wird allerdings bezweifelt, dass die einstige Hotel-Immobilie zu diesem Preis einen Abnehmer findet. Nicht zuletzt wegen der Lage gleich neben der Zugstrecke Riesa-Elsterwerda. Auch Nebengleise, die ins Stahlwerksgelände führen, verlaufen gerade mal 30 Meter hinter dem Haus. Schon zu Zeiten, als das Gebäude noch als Hotelunterkunft diente, sei das ein Manko gewesen, erinnert sich ein Gröditzer Firmenchef, der damals Kunden hatte, die dort nächtigten. – In der aktuellen Verkaufsanzeige ist von einem – so wörtlich – „sanierungsbedürftiges Zustand“ des Hauses die Rede. Aber auch davon, dass alles „absolut dicht und trocken“ sei. Begibt man sich vor Ort, sieht das allerdings ein wenig anders aus: eingeschlagene Fensterscheiben, mit Graffiti besprühte Wände, abgerissene Tapeten. Die Außenanlage ist verwildert. Im Frühjahr vorigen Jahres hatte es außerdem einen Brand gegeben. Damaligen Feuerwehrangaben zufolge hatten im Inneren Möbelstücke und Unrat gebrannt. Ermittlungen zur Brandursache hatte die Polizei seinerzeit nach eigenen Angaben nicht aufgenommen. Dem Gebäudezustand dürfte der Vorfall aber nicht zuträglich gewesen sein.

Entstanden vor der Wende

Entstanden war der Plattenbau Ende der 1980er-Jahre, er gehörte damals zum Gröditzer Stahlwerk. Anfangs als Arbeiterwohnheim konzipiert, diente das Gebäude nach der Fertigstellung in der Nachwendezeit als Hotel Garni – als Hotel ohne Restaurant. Einer früheren Betreiberin zufolge übernachteten in dieser Zeit viele Monteure und Vertreter in den mehr als 40 Zimmern mit seinerzeit 70 Betten. Seit fast 20 Jahren steht das Gebäude inzwischen leer.