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Hotel Saxonia wird doch kein Swingerclub

Der Eigentümer will sich von der Riesaer Immobilie trennen – und hat schon konkrete Vorstellungen.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Ruhe ist eingekehrt im Saxonia. Seit Monaten schon sind die letzten Asylbewerber aus dem ehemaligen Hotel ausgezogen. Ende November läuft auch der Mietvertrag mit dem Landratsamt aus. Und dann? Diese Frage stellt sich auch Paul Kugler. Seit 2005 gehört ihm die Immobilie. Noch Anfang dieses Jahres hatte er gegenüber der Sächsischen Zeitung erklärt, in das Gebäude könnte ein Swingerclub ziehen, später hatte er das Hotel auch der Stadt angeboten, für soziale Zwecke, wie es damals hieß. Auch dieses Vorhaben zerschlug sich allerdings schnell.

Mittlerweile hat Paul Kugler die Entscheidung getroffen, sich von der Immobilie nahe des Riesaer Bahnhofs zu trennen. Der Grund sei vor allem die Entfernung zwischen seinem Wohnort und Riesa. Vom nordrhein-westfälischen Moers sind es fast 600 Kilometer – weit „vom Schuss“, um es mit Kuglers Worten zu beschreiben. In der Vergangenheit habe die große Distanz zu Problemen beigetragen, erklärt der gebürtige Schwabe. Er spielt damit auf die Mieter an, die das Hotel betrieben hatten, ehe im Jahr 2015 der Landkreis Meißen das Gebäude anmietete, um dort Asylbewerber unterzubringen. Er wolle nicht mehr der Miete hinterherrennen, sagt Kugler. „Ich hab’ die Nase voll.“

Gleichzeitig hofft der Unternehmer, der in Nordrhein-Westfalen ebenfalls mehrere Immobilien besitzt, dass das Haus nicht ab Dezember einfach nur vor sich hin verfällt. „Es gibt ja sicherlich Menschen, die eine Existenz gründen wollen“, hofft Paul Kugler – und regt an, das Saxonia wieder als Hotel zu nutzen, wie das auch vor dem Mietverhältnis mit dem Landratsamt der Fall gewesen ist.

Er habe sich darüber schon mit Hoteliers in der Region ausgetauscht und nachgefragt, wie denn der Bedarf in der Stadt sei. „Da hieß es, die Kapazitäten seien zu gering.“ Eine Aussage, die auch von anderen Seiten öfter zu hören ist. Speziell während der Tanzwochen in Riesa müssen die Besucher aus aller Herren Länder in weiter entfernte Städte ausweichen, etwa nach Radebeul. Erst vor wenigen Wochen bestätigte Michael Wendt vom Tanzverband IDO, dass das bei der Vergabe der Showtanz-WM zuletzt eine Rolle gespielt habe. Das Saxonia mit seinen insgesamt 42 Zimmern könnte da zumindest teilweise Abhilfe schaffen. Stellt sich die Frage, ob die Großveranstaltungen allein den Hotelbetrieb rechtfertigen. Paul Kugler jedenfalls gibt sich optimistisch: Wenn das Saxonia in die richtigen Hände käme, könne wieder ein gut laufender Hotelbetrieb aus der Immobilie am Bahnhof werden. Vorausgesetzt, der neue Betreiber sei voll bei der Sache. Halbherzig werde das wohl nichts, vermutet der Hoteleigentümer. Auch deshalb will er lieber verkaufen als vermieten. „Eigentum verpflichtet, da ist man ganz anders bei der Sache.“ Einen Teil der Zimmer im Erdgeschoss könne man ja an Dauergäste festvermieten, schlägt er vor. „Davon könnte man schon die monatlichen Mietkosten decken.“ Es gebe ja viele ältere Leute, die nicht im Heim leben wollen, aber gleichzeitig auch nicht mehr in der eigenen Wohnung.

Was den Preis für die Immobilie angeht, hat der Eigentümer schon sehr konkrete Vorstellungen. Um auch Existenzgründern eine Chance zum Start in die Selbstständigkeit zu geben, schwebt ihm ein Mietkauf-Modell vor, sozusagen eine Art von Kauf auf Rate. „Ich würde jetzt einmal die 4 200 Euro Kaltmiete als Maßstab nehmen“, erklärt er im Gespräch mit der SZ. Für einen Mietkaufvertrag würde er die auf 5 000 Euro aufstocken, bei einer Laufzeit von zehn Jahren. „Das heißt, nach zehn Jahren wäre das Hotel dann das Eigentum des Mieters.“ Er finde, das sei „ein faires Angebot“, sagt Kugler.

Größere Umbaumaßnahmen sollten dafür nicht nötig sein. Zwar hatte das Landratsamt 2016 eine sechsstellige Summe in das Gebäude gesteckt. Seine Skepsis von damals hat Kugler aber abgelegt: „Lediglich im Eingangsbereich müsste man wohl eine Wand entfernen lassen. Das ist aber kein Riesenakt.“ Ansonsten sei vor allem am Brandschutz gearbeitet worden – und für den lägen die Standards bei Asylbewerberheimen über dem für Hotels. Wenn sich nicht sofort ein Nachnutzer findet, stünde das Gebäude ab Dezember erst einmal leer. „Das wäre für mich eine kleine Katastrophe. Ich bin zu weit weg, um regelmäßig nach dem Rechten zu sehen.“ Eine Vermietung sei aber nur die allerletzte Option.

Kontakt: [email protected] oder Telefon: 0152 53006414.