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Honig mit Adelswappen

Der Zabeltitzer Imker Fritz Woitaß wandert durchs Bienenjahr und neuerdings auch in den Weinberg von Radebeul.

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© SZ-Archiv/Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Radebeul/Zabeltitz. Wenn der Wein blüht, wird Fritz Woitaß einen Stuhl nehmen und sich in die Nähe seiner Bienenstöcke setzen. Nicht weil er Langeweile hat, sondern weil er unbedingt wissen will, ob seine Bienen nicht doch in den Wein fliegen. „Wein ist ein Windbestäuber, aber wenn bei mir zu Hause in Zabeltitz der wilde Wein blüht, dann ist dort richtig Betrieb drin“, erzählt er. Mag sein, dass das nur bei den wilden Weinen vorkommt und nicht bei so edlen Kultur-Weinstöcken wie an den Hängen von Schloss Wackerbarth.

Und er murmelt fast: Besser, sie fliegen nicht an die Weinblüten, sonst bedeutet das noch mehr Papierkram nach den Weinskandalen der letzten Zeit. Im letzten Jahr hat der Zabeltitzer bei seinen Kontrollgängen am Hang jedenfalls nichts dergleichen bemerkt. Fünf Völker hat er erstmals an den Hängen von Wackerbarth aufgestellt. Ein Experiment, aus dem ein wunderbarer Wildblüten-Honig hervorgegangen ist, wie er sagt. Mit keiner anderen Blüte vergleichbar, Honig aus Wildblumen und Kräutern von den Hanglagen, die vom Staatsbetrieb nicht gemäht werden und die auf besonders mineralischem Boden gedeihen.

Klar und golden ruht der erste „Weinberg-Honig“ in eckigen Gläsern im Verkaufsraum von Fritz Woitaß. Wer genau hinschaut, erkennt wallende blaue Federn und einen stolzen Adler auf dem Deckel des Glases – es ist das Familienwappen derer zu Woitaß, welches Fritz Woitaß mit Erlaubnis führen darf.

„Wenn ich mal mehr Zeit habe, beschäftige ich mich sicher noch mal mit der Familiengeschichte“, sagt Woitaß lachend. Momentan begnügt er sich damit, von einem Zweig der Familie entdeckt worden zu sein. Auch wenn sich seine 30 Völker jetzt um ihre Königin zusammendrängen, in der Wintertraube sind – wie es heißt, um die Wärme zu halten – Imker haben auch jetzt jede Menge Arbeit.

Königin-Handel und Schlepper

Rahmen und leere Waben müssen gesichtet, zu alte getauscht, in neue Rahmen Mittelwände für den Wabenbau eingelötet werden. Sprich: Das gesamte Equipment wird durchgesehen, denn das Bienenjahr beginnt zeitig. Ab stabilen acht Grad Celsius kommen die ersten Bienen im Frühjahr zum Reinigungsflug nach einem langen Winter heraus, und dann geht es auch schon los. Woitaß wird seine Bienenmagazine 2018 nicht nur in die Weinhänge von Schloss Wackerbarth stellen, er wandert auch mit dem Lauf der Natur.

Den Anfang macht wie stets der Raps. Dessen Nektar sammeln die Bienen in Wildenhainer Flur bei Heppners und Krilles. Beide spritzen ihren Raps nicht. Zur Lindenblüte geht es in den Zabeltitzer Barockpark, zur Robinienblüte ins Alte Lager Zeithain und zur Aronia nach Coswig. Der Waldhonig wird in Rechenberg-Bienenmühle eingetragen, in der Königsbrücker und Gohrischheide wartet schließlich köstlicher Heidehonig. In Linz bei Gerald Müller finden die Bienen den Nektar des Buchweizens.

Eine Besonderheit ist die Phacelia-Blüte, die Woitaß bei Gelegenheit gern mitnimmt. Nur so und weil der Zabeltitzer genau die Blütezeit vor Ort beobachtet, entstehen übers Bienenjahr um die 14 Honigsorten. Die sofort mit dem Ende jeder einzelnen Tracht ausgeschleudert werden müssen, bevor es wieder hinaus geht. Für so viel Arbeit braucht es gesunde, starke Völker. Von besonders guten Völkern zieht sich Woitaß schon mal selbst eine neue Königin heran. Meistens kauft er die Königin aber von speziellen Züchtern. Keine leichte Sache. Denn seit Jahren blüht der unseriöse Königin-Handel.

Faulbrut bereitet Sorgen

„Das ist wie eine Mafia“, sagt Woitaß. So kann sich der vermeintliche Züchter rasch als Mittelsmann entpuppen, der die Königinnen im Paket aus Kroatien oder sonst wo her bezieht. Das ist nicht nur Geldschneiderei, sondern gefährlich. Denn mit solchen „Paket-Bienen“ aus dem Süden wird auch der Beutekäfer eingeschleppt.

Dabei haben die hiesigen Imker schon mit der amerikanischen Faulbrut zu kämpfen. Das Sperrgebiet erstreckt sich inzwischen gerade über Teile von Dresden. Woitaß schätzt zudem, dass 70 bis 80 Prozent der billigen Import-Honige Sporen der Faulbrut enthalten. Für den Menschen ist die Krankheit ungefährlich, aber sie vernichtet die hiesigen Bienenvölker.