Merken

Hier wollen viele Azubi sein

Die Agrargenossenschaft Ebersbach gehört zu Sachsens besten Ausbildungsfirmen in den grünen Berufen.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Jörg Richter

Ebersbach. In vielen Betrieben im ländlichen Raum wird dringend Nachwuchs gesucht. Nicht in der Agrargenossenschaft Ebersbach. „Wir suchen keine Azubis. Wir suchen sie aus“, sagt deren Vorstandsvorsitzender Oliver Schmidt schmunzelnd. Er hat guten Grund zum Lachen. Denn die Ebersbacher besitzen einen so guten Ruf, dass sich im vorigen Jahr zehn Jugendliche um eine Ausbildung in der hiesigen Agrargenossenschaft beworben haben. Im nächsten Jahr dürften es noch mehr sein. Denn die Qualität der hiesigen Lehre hat sich bis nach Dresden herumgesprochen. Genauer gesagt, bis ins Sächsische Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft.

Landwirtschaftsminister Thomas Schmidt hat im Oktober Sachsens beste Ausbildungsbetriebe in den grünen Berufen ausgezeichnet. Die Ebersbacher erhielten den zweiten Preis. „Die Agrargenossenschaft Ebersbach ist ein Unternehmen, das bereits seit 1991 kontinuierlich ausbildet und das mit Herzblut“, sagt Jörg Förster, der stellvertretender Pressesprecher des Landwirtschaftsministeriums.

Durch Kooperation mit anderen Betrieben lernen die Lehrlinge auch andere Betriebsstrukturen und Betriebszweige kennen. Denn die Agrargenossenschaft geht neue Wege und teilt sich auch Azubis mit anderen Unternehmen. Das Zauberwort heißt „Ausbildungsverbund“. Zurzeit erhält ein Lehrling des Hofguts Kaltenbach in Eberbach praktische Erfahrungen in der Tierhaltung. „Diese Nachbarschaftshilfe scheint sich zum Trend zu entwickeln“, sagt Oliver Schmidt. Vielleicht seien es eben diese neuen Wege, die das Ministerium in seiner Laudatio mit „Herzblut“ beschreibt, mutmaßt der 40-jährige Diplom-Agraringenieur.

Er glaubt, dass das Geheimnis des Erfolges aber einen anderen Hauptgrund hat. „Unser Betrieb ist breit aufgestellt“, sagt Oliver Schmidt. Hier gibt es sowohl Pflanzenproduktion als auch Tierhaltung mit Rindern und Schweinen. Azubis erhalten zudem Einblicke in die Kälber- und Ferkelaufzucht, die Milcherzeugung und in die Bullen- und Schweinemast. „Dieses breite Spektrum ist für die Ausbildung ein absoluter Vorteil“, betont der Vorstandsvorsitzende, der auch Jugendlichen, die es in der Schule eher schwer haben, eine Chance gibt. Acht- und Neunklassenabgänger können hier zum Fachwerker ausgebildet werden, auch wenn deren Ausbildung für die Betriebe schon etwas anspruchsvoller sei.

Kein Freifahrtsschein

Das Landwirtschaftsministerium würdigt auch, dass Azubis nach der dreijährigen Ausbildung in der Regel von der Agrargenossenschaft Ebersbach einen Arbeitsvertrag erhalten. Das bestätigt Oliver Schmidt und sagt: „Jeder, der bleiben will, wird übernommen.“ Allerdings sei das kein Freifahrtsschein. Die Jugendlichen müssten auch das entsprechende Engagement und die Liebe zum Beruf des Landwirts vorweisen. Das versucht er bereits in den Bewerbungsgesprächen zu erfahren. „Wenn jemand kommt und will nur Traktor fahren, da werde ich skeptisch“, so Schmidt.

Seit 2005 vergibt das sächsische Umwelt- und Landwirtschaftsministerium aller zwei Jahre die Preise für die besten Ausbildungsbetriebe in den grünen Berufen. Es ist eine Initiative des Berufsbildungsausschusses (BBiA), dem höchsten Gremium für die Belange der beruflichen Aus- und Fortbildung.

In diesem Jahr gingen 29 gültige Bewerbungen ein. Eine eigens mit Mitgliedern des BBiA eingerichtete Jury ermittelt nach einem abgestimmten Prozedere die Sieger und Platzierten. Mit der Agrarproduktion „Elsteraue“ aus Zwenkau und der Grüne Landschaft GmbH aus Tharandt gab es zwei Erstplatzierte. Beide erhielten ein Firmenschild mit der Aufschrift „Bester Ausbildungsbetrieb der Grünen Berufe im Freistaat Sachsen 2017“ sowie einen Videoclip. Die Siegerbetriebe konnten ein für sie kostenloses Video zum Vorstellen des eigenen Unternehmens und zum Einstellen in den eigenen Internetauftritt anfertigen lassen.

Auch wenn es diesmal nicht ganz für den ersten Preis gereicht hat, so ist doch Oliver Schmidt sehr glücklich über die Auszeichnung. „Das ist nicht nur eine öffentliche Würdigung unserer Arbeit, sondern vor allem die allerbeste Werbung, die wir uns wünschen können“, sagt er. Auch nächstes Jahr müssen die Eberbacher nach keinem Azubi Ausschau halten, denn die Azubis kommen wieder zu ihnen.