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Haupthalle im Görlitzer Bahnhof stundenlang dicht

Wegen eines einsamen Einkaufstrolleys musste ein Polizeiteam aus Dresden anreisen.

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© Danilo Dittrich

Von Matthias Klaus

Görlitz. Das sieht man auch nicht alle Tage: Polizisten mit Maschinenpistolen blockieren Donnerstagnachmittag den Ampelübergang von der Berliner Straße zum Bahnhof. In unmittelbarer Nähe: das Landratsamt. Haupt- und der Nebeneingang des Bahnhofs wiederum sind mit rot-weißen Bändern versperrt, Bundespolizisten stehen an den Ecken und passen auf, dass niemand durchgeht. Ein herrenloses Gepäckstück sorgt für einen Polizeieinsatz im und um den Görlitzer Bahnhof. Gegen viertel drei am Nachmittag wird das im DB-Reisezentrum entdeckt. Eine Bahnmitarbeiterin ruft daraufhin die Polizei. Und die zieht das volle Programm durch, dass für einen solchen Fall vorgesehen ist. Zuallererst eben die Absperrungen. Sie betreffen aber nur die Haupthalle. Dort müssen alle raus, Reisende, wie auch Mitarbeiter der Geschäfte ringsum.

Grau, harmlos: der Trolley, Grund der Aufregung.
Grau, harmlos: der Trolley, Grund der Aufregung. © Danilo Dittrich

Nicht jedem Reisenden ist klar, was die rot-weißen Bänder bedeuten. Eine der Hauptfragen der folgenden Stunden an die Bundespolizisten: „Fahren denn überhaupt noch Züge? Können wir noch in den Bahnhof rein?“ Ja, sie können. Der Bahnverkehr läuft während der gesamten folgenden Inspizierung weiter, Reisende können durch den Südausgang von und zu den Gleisen. Zugausfälle kommen nicht vor. Entsprechende Lautsprecherdurchsagen, wie der Bahnhof zu verlassen ist, gibt es. Per Lautsprecher wurde zuvor auch nach dem Eigentümer des herrenlosen Gepäckstücks gesucht, allerdings ohne Erfolg. „Da nicht ausgeschlossen werden konnte, dass von dem Gegenstand eine Gefahr ausgeht, wurde der Bahnhof gesperrt und Spezialkräfte der Bundespolizei dorthin beordert“, so Ralf Zumbrägel, Sprecher der Polizeidirektion Ludwigsdorf.

Etwa anderthalb Stunden später rollt das weiße Fahrzeug aus der Landeshauptstadt vor den Görlitzer Bahnhof. Die Polizisten drin machen sich für den Einsatz bereit. Sprengstoffsichere Bekleidung gehört dazu, ebenso die Gerätschaften für die Inspektion des herrenlosen Gepäckstückes. Es habe eine Röntgenuntersuchung des Fundes durch die Experten gegeben, so Ralf Zumbrägel. Zudem sei der Trolley geöffnet worden. Die Gefahr im Inneren hielt sich aber offensichtlich in engen Grenzen. Im Trolley befanden sich lediglich Bekleidungsgegenstände, so der Sprecher der Bundespolizei.

Gegen 17 Uhr ist der Spuk dann auch schon vorbei. Zunächst wird der Nebeneingang des Bahnhofes wieder geöffnet. Reisende können somit von der Bahnhofstraße zu den Gleisen. Eine Viertelstunde später geben die Experten aus Dresden dann endgültig grünes Licht. Die Absperrbänder für die Haupthalle können weg. Während das passiert, rollt der Trolley, der so viel Wirbel verursacht hat, an der Hand eines Bundespolizisten aus dem DB-Reisenzentrum hinaus. Es ist ein harmlos aussehendes Gefährt. Große Räder, gesamte Höhe vielleicht einen Meter. Und in einem dezenten Grau gehalten. Kaum zu glauben, dass dieses Behältnis über Stunden für so einen Aufruhr am und im Görlitzer Bahnhof gesorgt hat.

Hinweise zum Eigentümer des Trolleys nimmt die Bundespolizei Ludwigsdorf, 03581 36260, entgegen.