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Hat es sich bald ausgefeiert?

Einige Vereine haben Geldprobleme und bangen um die Zukunft ihrer Stadtteilfeste. Eines musste nun abgesagt werden.

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© René Meinig

Von Julia Vollmer und Sarah Herrmann

Drei Tage Elbhangfest im Nieselregen hinterließen ein großes Loch im Haushalt des Elbhangfest-Vereins. 50 000 Euro Miese, so die erste Bilanz von Geschäftsführerin Lydia Göbel. Sie startete einen Spendenaufruf, um Geld zu sammeln. „Wir haben jetzt schon rund ein Drittel der Summe zusammen“, sagt sie, die als eine der wenigen hauptamtlichen Geschäftsführer von Vereinen fungiert. Allerdings organisiert der Fest-Verein neben dem Elbhangfest auch den Weihnachtsmarkt.

Kaltes Regenwetter und die Fußball-Weltmeisterschaft: Die Bedingungen waren in diesem Jahr nicht ideal. Und das machte sich auch bei den Besuchern bemerkbar. Waren es im vergangenen Jahr noch etwa 22 000, konnte der Verein 2018 nur 12 000 bis 14 000 zahlende Gäste verbuchen. Das seien nur Schätzungen, genaue Zahlen liegen noch nicht vor.

Wie kommen die 50 000 Euro Miese zusammen? Der größte Teil komme der Kultur auf dem Fest zugute, den Künstlern und Bands. Das sei rund ein Fünftel des Budgets. Dazu kommt die Sondernutzungsgebühr an die Stadt sowie Kosten für Straßensperrungen und Absicherungen und für die Sicherheitsfirma. Außerdem für Strom und Wasser. Laut Stadt erhielt das Elbhangfest 2018 aber auch 12 000 Euro aus dem Budget für Großveranstaltungsförderung und aus dem Kleinprojektefonds 2 500 Euro. 2016 und 2017 waren es nur jeweils 9 000 Euro aus dem Veranstaltungstopf. Jetzt bleibt es spannend, wie es mit dem Elbhangfest weitergeht. Anwohner fürchten schon das Aus.

Zur bitteren Realität wurde diese Sorge nun beim Inselfestverein. Nach reiflicher Überlegung hat er sich in diesem Jahr entschieden, das Straßenfest ausfallen zu lassen. Auch bei dieser Entscheidung ging es um die Finanzen. So würden die Kosten für Wasser- und Stromversorgung von Jahr zu Jahr steigen. Der Verein hat allerdings keinen Antrag auf Förderung bei der Stadt gestellt, so das Rathaus. In diesem Jahr macht dem Verein zudem der Termin Probleme. Denn das Inselfest sollte vom 10. bis 12. August stattfinden. An diesem Wochenende feiern aber viele Familien Schuleinführung. Am 11. August sollen dennoch einige Musiker vor der Kneipe „Zum Gerücht“ zusammenkommen. Auch das Laubegaster Frühstück soll am darauffolgenden Sonntag stattfinden. Und auch das Ende des Inselfests ist keinesfalls besiegelt. „Wir nutzen die Zeit, Kraft und neue Ideen zu sammeln und das Inselfest 2019 zu planen“, verspricht der Verein.

Auch die Bunte Republik Neustadt (BRN) ist jedes Jahr ein Minusgeschäft. So wurden 2017 über 70 000 Euro investiert, allein 47 000 Euro für die Reinigung des Geländes. Eingenommen wurden allerdings nur rund 10 000 Euro. Allerdings kommt dem Fest eine Sonderrolle zu. Denn seit 2002 gibt es keinen Gesamtveranstalter. Stattdessen regelt die Stadtverwaltung die Standvergabe per Sondernutzungssatzung. Das heißt: Jeder meldet seinen Stand einzeln an, ein Gesamtkonzept gibt es nicht. Dabei hatten sich zwischen 1994 und 2002 einige Vereine an der Organisation des Stadtteilfestes versucht. Alle gaben nach maximal zwei Jahren auf – aus verschiedenen Gründen, Geldnöte waren sicher auch darunter. Seit diesem Jahr gibt es nun eine neue Regelung. So kümmerten sich zehn Inselverantwortliche um die Organisation von Straßenzügen oder Plätzen. Die freien Stellen wurden dann nach dem altbewährten Prinzip gefüllt. Allgemeines Fazit: Das neue Konzept ging auf.

Gänzlich ohne finanzielle Sorgen kommt hingegen der Hechtviertel-Verein aus, der in diesem Jahr zum nunmehr zehnten Mal das Hechtfest organisiert. „Wir schreiben seit mehreren Jahren keine roten Zahlen“, sagt Vorsitzender Maik Schellbach, der seit acht Jahren dabei ist. Dabei sei der Verein nicht darauf angewiesen, dass viele Besucher kommen. „Wir holen unsere Ausgaben zu 90 Prozent über die Standgebühren rein.“ Auch die Förderung der Stadt, die aus rund 2 000 Euro Kultur- sowie 1 500 Euro Förderung für Großveranstaltungen besteht, mache kaum etwas aus. Ein Geheimnis: Der Verein kümmert sich nicht um alle Bühnen selbst. Ähnlich wie bei der BRN gibt es verschiedene Verantwortliche. So trägt die Kneipe „Rosis Amüsierlokal“ auch die Kosten für ihre Bühne. „Dafür bekommen sie die Stände kostenlos“, so Schellbach. „Der Hauptgrund, warum wir keine Finanznot haben, ist aber, dass in unserem Verein – anders als beim Elbhangfestverein – nur ehrenamtlich gearbeitet wird. So müssen wir keine Gehälter für Geschäftsführer zahlen.“