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Guter Start trotz schwieriger Zeiten

Laut einer SZ-Umfrage an Schulen der Region Großenhain sei Lehrermangel kaum ein Thema. Gekürzt wird trotzdem.

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© Kristin Richter

Von Catharina Karlshaus und Jörg Richter

Großenhain. Klaus Liebtrau klingt entspannt. Tag zwei am Großenhainer Werner-von- Siemens-Gymnasium und der langjährige Leiter kann immerhin einen Stundenplan vorweisen. Bedingungen zum Start in ein neues Schuljahr, von denen vergleichbare Einrichtungen im Freistaat nur träumen können. Lehrermangel ist das Reizwort, in der Röderstadt erfreulicherweise nicht so verstärkt präsent wie andernorts. Allerdings: Auch am Werner-von-Siemens-Gymnasium ist die personelle Welt nicht völlig unversehrt.

Die 751 Mädchen und Jungen müssen zuweilen damit leben, dass Sport nicht vollständig abgedeckt werden kann. In den Klassen fünf bis sieben, so Klaus Liebtrau, habe man planmäßig reduzieren müssen. Ebenso problematisch schaue es in den Fächern Mathematik und Physik aus. Nachdem zum Schuljahresende zwei Lehrer mit dieser naturwissenschaftlichen Ausrichtung in Rente gegangen wären, klemme es in diesem Bereich. „Das Landesamt für Schule und Bildung hatte uns vier Bewerber angeboten. Aber leider kein einziger hat sich dafür entschieden“, bedauert Klaus Liebtrau. Um den Unterricht in Mathematik, Technik und Computer absichern zu können, würden nun fachfremde Kollegen die Stunden übernehmen.

Ein Dilemma, mit dem Sieglinde Unruh an der 4. Großenhainer Grundschule Am Schacht in diesem Jahr nicht zu kämpfen hat. Während es in der Vergangenheit schon schwieriger gewesen sei, die Stunden abzudecken, sei am Montag alles gut angelaufen. Zehn Kollegen, so die Schulleiterin, sorgten dafür, dass alles nach Plan verlaufen könne. „Natürlich immer in der Hoffnung, dass niemand längerfristig ausfällt. Aber da sind wir jetzt einfach mal optimistisch“, sagt Unruh.

Für 60 Fünftklässler war am Montag Unterrichtsstart an der 1. Großenhainer Oberschule Am Kupferberg. Mehr als sonst. Sie teilen sich in drei Klassen auf, obwohl die Kupferbergschule eigentlich nur zweizügig ist. Allein das ist für die hiesigen Pädagogen eine Herausforderung. Zudem fehlt eine Lehrkraft, bestätigt Schulleiterin Manuela Fuchs. Deshalb wurde das Fach WTH (Wirtschaft, Technik und Haushaltslehre) pro Klasse um eine Stunde gekürzt. Das ist nicht so schlimm, denn WTH wird nur von der siebten bis zur neunten Klasse angeboten. „Der Grundbereich des Lehrplans ist gesichert“, sagt Manuela Fuchs.

Auch der Schönfelder Oberschulleiter Klaus Backen hätte in diesem Schuljahr 60 neue Fünftklässler aufnehmen können. So viele wie noch nie, wie Bürgermeister Hans-Joachim Weigel in einer der letzten Gemeinderatssitzungen freudig verkündete. Entsprechend groß war die Nachfrage für die Oberschule Schönfeld. „Eigentlich will ich keine Schüler ablehnen“, sagt Backen. Doch nur 56 Mädchen und Jungen wurden zugelassen. Sie teilen sich nun in zwei Klassen auf. Backen ist außerdem in der komfortablen Lage, dass keine Lehrer fehlen. Vor wenigen Jahren sah das noch anders aus. Da hätte er sofort jeden Mathematiklehrer, der an seiner Pforte geklingelt hätte, mit Kusshand genommen.

Elke Menke, die Leiterin der Grundschule Priestewitz in Lenz, ist froh, dass trotz des großen Lehrermangels in Sachsen alle hiesigen Klassen eine Klassenleiterin haben. „Mir fehlen nur wenige einzelne Stunden“, sagt sie erleichtert. Lediglich im Schulgarten- und Förderunterricht müsste gekürzt werden. „Im Großen und Ganzen ist der Unterricht aber abgedeckt.“

Ähnlich sieht es an der Grundschule Lampertswalde aus. „Wir haben eine gute Besetzung“, so Schulleiterin Rita-Veronika Kube. Nur eine Lehrerin wird im Laufe des Schuljahres ausfallen. Das ist jetzt schon absehbar. Denn sie ist schwanger. „Aber das ist was ganz Normales und Erfreuliches“, sagt sie. Schließlich haben auch Lehrerinnen ein Recht darauf, Mutter zu werden. Allerdings beklagten hiesige Lehrer bereits vor den Sommerferien, dass das Fach Sport gekürzt werden soll. Und das, obwohl Lampertswalder Schüler zu den besten Leichtathleten Sachsens gehören.