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Große Gewerbeflächen werden knapp

Der Dresdner Norden ist bei Unternehmen besonders beliebt. Für zwei Betriebe ist die Zukunft aber ungewiss.

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© dpa

Von Nora Domschke

Dresdens Gewerbegebiete wachsen weiter. Mit dem Zigarettenhersteller Philip Morris und dem Technologieunternehmen Bosch haben sich nun zwei Weltkonzerne für den Wirtschaftsstandort an der Elbe entschieden. Im Gewerbegebiet „Airportpark“ entstehen mit den neuen Werken etwa 1 200 Arbeitsplätze für die Region. Tabakriese Philip Morris produziert in Dresden ab 2019 Zigarettensticks, Bosch stellt Sensoren her, die unter anderem in der Unterhaltungselektronik eingesetzt werden. Damit sich diese Unternehmen ansiedeln können, muss die Stadt noch einige Hausaufgaben erledigen. Und auch an anderer Stelle sind Lösungen gefragt.

Bessere Infrastruktur: Technologie benötigt größere Wasserleitungen

Unternehmen wie Globalfoundries, Infineon und Plastik Logik verbrauchen sehr viel Wasser. Damit die Versorgung auch gewährleistet werden kann, wenn Bosch und Philip Morris ihre Werke in Betrieb nehmen, müssen die Leitungen schnellstmöglich vergrößert werden. Nach dem ersten Ausbauschritt sollen gut 600 Kubikmeter pro Stunde durch die Rohre fließen, später zusätzliche 300 Kubikmeter. Rund 6,5 Millionen Euro kosten die neuen Wasserleitungen, 70 Prozent davon soll der Freistaat übernehmen. Allerdings drängt die Zeit: Bis Ende Oktober muss der Fördermittelantrag eingereicht werden. Dafür muss nun am 28. September der Stadtrat zustimmen. Sollte er das tun, könnten die Leitungen auf der Radeburger Straße, Am Torfmoor und der Hellerstraße bis 2020 gebaut werden. Dazu kommt der Ausbau des Stromnetzes; die Drewag rechnet mit Investitionen in Höhe 16 Millionen Euro.

Zusätzliche Gewerbeflächen: Neue Unternehmen brauchen Platz

Allein Philip Morris benötigt für sein Werk 24 Hektar Fläche. „Ein Areal in dieser Größe hat die Landeshauptstadt nun nicht mehr im Angebot“, sagt Kerstin Zimmermann, Abteilungsleiterin im Amt für Wirtschaftsförderung. Das liegt auch daran, dass viele Grundstücke für den Wohnungsbau genutzt werden. Seit 1992 hat die Stadt sieben Gewerbegebiete mit einer Gesamtfläche von 141 Hektar erschlossen. Dafür wurden mithilfe von Fördermitteln rund 62 Millionen Euro investiert. Künftig sollen vor allem drei bis fünf Hektar große Flächen erschlossen werden, erklärt Zimmermann. Ziel sei es nicht nur, neue Unternehmen nach Dresden zu holen, sondern auch den ansässigen Betrieben die Möglichkeit zu geben, sich zu erweitern. Kleinere Flächen sollen für Handwerksbetriebe zur Verfügung gestellt werden. Neue Gewerbegebiete werden derzeit am Klotzscher Rähnitzsteig, an der Freiberger Straße in der Wilsdruffer Vorstadt sowie und im ersten Bauabschnitt des Wissenschaftsstandortes Ost in Strehlen erschlossen. Die geplante Erweiterung des Reicker Gewerbeparks muss indes warten – das Geld wird nun erst einmal für den Ausbau der Infrastruktur im Dresdner Norden benötigt.

Gefährdete Gewerbeflächen: Betriebe sollen dem Naturschutz weichen

Der Konflikt ist extrem verfahren, eine Lösung noch nicht in Sicht. Denn zwei Unternehmen im Gewerbegebiet Augustusweg/Hellerberge haben ein Problem mit ihrem Standort. Dieser liegt nämlich genau an der natürlichen Verbindung von Dresdner Heide und Junger Heide. Weil beide Naturgebiete zusammenwachsen sollen, hatte die Stadt die Nutzung der Gewerbeflächen auf 20 Jahre befristet. Diese Zeit ist nun um. Die zwei Firmen – das Baumaschinenunternehmen Beutlhauser und die Spedition Richter – haben sich in den vergangenen Jahren am Standort etabliert, wollen ihre Betriebe ungern verlegen.

Die Grünen-Fraktion im Stadtrat fordert jetzt mit einem Antrag, eine Alternative für die Firmen zu suchen und das Bebauungsplanverfahren für das Gewerbegebiet auszusetzen. Der Antrag wurde an diesem Montagabend im Ortsbeirat Klotzsche besprochen. Die meisten Ortsbeiräte lehnten ihn allerdings ab, weil die Unternehmen bereits mit dem Amt für Wirtschaftsförderung und dem Umweltamt in Kontakt stehen. Dabei sei in den vergangenen Monaten durchaus nach alternativen Standorten gesucht worden, berichtet der Anwalt der beiden Firmen. Bislang ohne Erfolg – auch, weil geeignete Flächen in kommunalen Gewerbegebieten fehlen. Die Ortsbeiräte betonten, dass es Ziel sei, die Betriebe in Dresden zu halten und damit auch die Arbeitsplätze zu sichern.