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Gorschmitzer beim Fürstenzug dabei

Am Wochenende lebt Geschichte auf. Harry Geisler ist Teil des Ganzen. Das verlangt ihm und den übrigen Darstellern einiges ab.

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© Miskus

Von Heike Heisig

Rochlitz/Leisnig. Wer Harry Geisler in Gorschmitz besucht, dem wird schnell klar: der Mann ist Handwerker. Weshalb die gesamte Zeit Roger Whittaker vom Band „dudelt“, verrät der 66-Jährige erst später. Er ist Fan des Sängers, tritt bei Feiern sogar ab und an als dessen Double auf. Daher geht er regelmäßig in ein Tonstudio und arbeitet an seiner Stimme. Doch Harry Geisler ist noch mehr: Vorstand bei den Bürgerschützen Leisnigs, Motorradfan und jetzt vor allem der Darsteller Moritz von Sachsens bei den Fürstentagen. Die beginnen am Freitag in Seelitz und Rochlitz. Zum Abschluss wird am Sonntag der „Fürstenzug zu Dresden“ ein nächstes Mal lebendig. Darauf haben Dutzende Helfer und Mitwirkende hingewirkt – auch Harry Geisler aus Gorschmitz.

Dass er selbst einmal bei diesem historischen Spektakel eine Rolle spielt, hat der 66-Jährige vor ein paar Jahren noch nicht gedacht. Dazu gekommen ist er über ein anderes Hobby: das Reiten. Einer seiner Schützenbrüder hat ihn eines Tages mit auf den Reiterhof nach Seelitz genommen. „Vor vier Jahren habe ich mir dort dann einmal einen der Fürstentage angeschaut und war total begeistert“, gesteht der Gorschmitzer. Also habe er nicht lange überlegt, als Darsteller gesucht wurden. 2015 sei dann sein erster „Auftritt“ bei einem Jubiläum in Colditz gewesen, und zwar als Christian I.

Mit seiner neuen Rolle Moritz von Sachsen hat sich Geisler inzwischen „angefreundet“. Moritz war ein aus dem Hause der albertinischen Wettiner stammender Fürst. Schon 2015 stellte er ihn in Meißen dar. Im Folgejahr ritt er als Moritz noch einmal beim Oktoberfest in München mit. Dann gönnten sich die Fürsten und deren Begleiter eine Pause zum Durchatmen. „Und um die Kostüme einmal wieder in Ordnung zu bringen“, veranschaulicht Harry Geisler. Er ist inzwischen so in seiner Rolle im lebendig werdenden Fürstenzug aufgegangen, dass er in diesem Jahr den gleichnamigen Fürstenzug-Verein beigetreten und nun voller Vorfreude auf das bevorstehende Wochenende ist. Der Fürstentag solle eine neue Qualität erlangen. Dafür stellte sich Geisler der Herausforderung, nicht nur in die Rüstung und aufs Pferd zu steigen. Er gehört zu den fünf Fürsten, die in einer Art Theaterstück näher vorgestellt werden. Dazu muss er auch eine Rolle übernehmen und Text lernen. Am schwierigsten ist es da wohl gewesen, alle seine üblichen Termine und die zusätzlichen Proben unter einen Hut zu bringen.

Doch möglicherweise liegt die größte Herausforderung auch noch vor Harry Geisler und seinen zwei- wie vierbeinigen Mitdarstellern. Die vorhergehenden Auftritte hätten gezeigt, dass es unglaublich schwierig ist, sich und die Pferde unter Kontrolle und alles im Blick zu behalten. „Die vielen Besucher oder ein unerwartetes Geräusch können die Pferde, die Fluchttiere sind, verunsichern. Das habe ich schon miterlebt und daher großen Respekt vor dem Umzug“, gibt Geisler zu. Wer das Spektakel verfolgen will, sollte sich am Sonntag um 13 Uhr auf dem Markt in Rochlitz oder etwas später in Seelitz einfinden.

www.miskus.de/fürstentag-zu-rochlitz-und-seelitz