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Glückliche Katze

Tschechen mögen Haustiere. Vor allem Hunde. Da fällt der SZ-Korrespondent aus der Reihe. Er ist Diener seiner Katze.

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© hjs/privat

Von Hans-Jörg Schmidt

Diesen Text wollte eigentlich Schmidts Katze schreiben, aber dann hätten Sie nur „mnau, mnau“ verstanden. Tschechische Katzen sagen nicht „miau, miau“, wie ihre deutschen Kumpane. Schmidts Katze ist eine Autoren-Berühmtheit, deshalb ihr Drang zum PC. Sie diktiert ihrem Dosenöffner – also mir – jeden Monat zwei Kolumnen für die Zeitungen der in Tschechien und der Slowakei lebenden Deutschen.

Schmidts Katze ist von Herkunft her eine Dorfkatze, die ich vor neun Jahren in meinem damaligen nordböhmischen Dorf vom Nachbarn zugesteckt bekam. Sie hat mich seither auf all meinen folgenden Umzügen in Tschechien begleitet.

Doch nun zum Kern der Geschichte: Die Tschechen an sich mögen Katzen und Hunde über alles. Zugegeben, mehr Hunde. Die Deutschen halten deutlich mehr Katzen in ihren vier Wänden. Hunde dürfen hierzulande alles. Vor allem müssen sie nicht an die Leine, obwohl das überall vorgeschrieben ist. Die armen Tiere könnten ja einen Schock fürs Leben erleiden. Auch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Leider gern auch in Buddelkästen. Schließlich, so Herrchen oder Frauchen, bezahlten sie monatlich Hundesteuer. Dabei stehen überall Automaten mit Tütchen für die Hinterlassenschaft rum, die jedoch tapfer ignoriert werden.

Katzen sind auch in Tschechien ganz anders. Sie sind eindeutig die klügeren Vierbeiner. Würde Herrchen oder Frauchen sie schlagen, kämen sie nie auf die Idee, nach fünf Minuten schwanzwedelnd wieder aufzutauchen. Katzen haben Charakter. Schmidts Katze grinst erfreut.

Das Problem mit den vierbeinigen Lieblingen in Prag ist ein anderes: Sie finden als Zweibeiner mit Hund oder Katze in der tschechischen Hauptstadt nur sehr, sehr schwer eine Wohnung zur Miete. Obwohl die Tschechen ansonsten nahezu verrückt sind, was Haustiere angeht. Immer öfter taucht in den Internet-Inseraten für Mietwohnungen die unschöne Bemerkung auf: „Vierbeinige Lieblinge sind nicht erwünscht.“

Ich selbst habe mehr als ein Jahr vergeblich nach einer Mietwohnung in Prag für Katze Mourinka und mich gesucht. Dann traf ich auf einen Tschechen, dem das schnurzpiepegal war, dass ich seine Wohnung auch mit meiner Katze bevölkern wollte. „Solange Sie die Miete pünktlich bezahlen, Herr Schmidt, ist Ihre Katze gar kein Problem“, sagte er mir. Ich dachte erst, ich bin im falschen Film. Und meine Katze erst!

Dass ich meine Miete pünktlich bezahlen würde, stand für meinen Vermieter außer jeder Frage. „Sie sind ein Deutscher, da mache ich mir keine Sorgen“, sagte er. So bekomme ich den Mietvertrag auch immer für drei Jahre verlängert, nicht für nur zwei Jahre, wie in Tschechien üblich ist. Mein Vermieter kennt mich aus dem tschechischen Radio und Fernsehen und weiß, dass die Sächsische Zeitung ein hochseriöses Blatt ist, das mir – meistens – pünktlich Honorar zahlt. Und außerdem: Schmidts Katze ist ja nicht rein tschechisch, sondern stammt ursprünglich aus dem Sudetenland, hat also womöglich ein paar deutsche Gene. Das verbindet jeder Tscheche per se mit Begriffen wie „Disziplin“ und „Ordnung“. Die Katze grinst breit.