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Gleise stopfen in Radebeul

Die Schmalspurbahn fährt bis übernächste Woche nicht. Was in diesen Tagen alles auf der Strecke und im Lokschuppen repariert werden muss.

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© Arvid Müller

Von Peter Redlich

Radebeul/Moritzburg/ Radeburg. Nichts geht derzeit auf der Lößnitzgrundbahn. Üblicherweise ist der November die beste Zeit, die übers Jahr notwendig gewordenen Reparaturen durchzuführen. In diesen Tagen ist allerdings nochmals der goldene Herbst ausgebrochen. Da wäre mancher Tourist gern auch jetzt noch durch den Lößnitzgrund hinauf nach Moritzburg und Radeburg in den Wagen auf der schmalen Spur gerollt. Geht nicht, denn vom 1. bis 19. November ist Bauzeit, sagt Mirko Froß. Er ist der Betriebsleiter der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft (SDG), die die Schmalspurbahnen im Erzgebirge, im Weißeritztal und hier zwischen Radebeul und Radeburg betreibt.

Gleisbau in Berbisdorf. Hier wurde der Bahnübergang für die Lößnitzgrundbahn neu befestigt.
Gleisbau in Berbisdorf. Hier wurde der Bahnübergang für die Lößnitzgrundbahn neu befestigt. © Arvid Müller

Was Reparaturzeit bedeutet, wird gerade jetzt besonders deutlich in Radebeul-Ost. Ein Gefährt, groß wie eine Diesellok, schiebt sich hier gerade meterweise über die Gleise. Eigentlich steht das gelbe Ungetüm mehr, als dass es rollt. Stopfmaschine ist die fachmännische Bezeichnung. Im Stand verrichtet die Maschine ihre wirkliche Arbeit.

Zwei Greifer, auf Breite der Schiene ausgefahren, packen die Stahlstränge und heben sie wenige Millimeter an. Zugleich stoßen zwei Meter weiter hinten an der Stopfmaschine beidseits Picker in den grauen Schotter und rütteln diesen zurecht. Roberto Rölke, Vorarbeiter von der von der Sächsischen Dampfeisenbahngesellschaft beauftragten Firma Erfurter Gleisbau, lenkt das Geschehen vom Führerstand der Stopfmaschine. Zurecht rütteln heißt, der Schotter muss solange und wiederholend so oft gerüttelt und gestoßen werden, bis sich die Steine ineinander verhakt und verdichtet haben. „Deshalb verwenden wir niemals runde Steine“, sagt Rölke.

Knapp eine Tonne Schotter liegt etwa unter einem Meter Gleis, so der Vorarbeiter. Eine andere Firma hat vorher die Schienen gelegt. 140 Meter lang ist ein Strang. Vier Gleise müssen von den Männern neu verfestigt werden.

Meter für Meter rückt die Maschine vor, greift und rüttelt. Am Bahndamm gibt es gelb-rote Markierungen, die eine Vermessungsfirma angebracht hat. „Sie sind für uns die Orientierung. Nach diesen Maßen müssen letztlich die Gleise sicher und millimetergenau im Schotter liegen“, sagt der Vorarbeiter und erster Maschinist.

Sein Kollege Andreas Prokop steuert ein im Vergleich zur Stopfmaschine kleines Gerät mit Rollen an den Füßen über die Schienen. Mittels eines Lasers kann er peinlich genau messen, ob die Schiene am Ende sauber im Bett liegt. Immer wieder rollt er Stück für Stück nach der Stopfmaschine die Gleise ab.

Noch bedeckt der Schotter die Schwellen. Wenn alles einwandfrei liegt, wölbt sich auf beiden Seiten des Gleises der Steineberg zu einem kleinen Wall. Die Schwellen aus Holz sind im Schotterbett dann wieder deutlich hervorgetreten. Dreimal gehen die Männer über jeden Meter Gleis. Dann sollte alles passen. Heute noch haben sie in Radebeul-Ost zu tun.

„Die Gleisbauerneuerungen sind in diesem Jahr die hauptsächlichen Arbeiten, die erledigt werden müssen“, sagt SDG-Betriebsleiter Mirko Froß. Gebaut wurde ebenso am Bahnübergang Berbisdorf und dieser neu befestigt.

Auch an den Loks muss jedes Jahr einiges überholt werden. Mirko Froß: „Die Kessel werden ausgewaschen. Übers Jahr bildet sich Kesselstein.“ Kleinere Wartungen an Lagern der Dampfloks sind nötig, eine generelle Putzaktion der Züge steht auf dem Plan. Und nicht zuletzt gibt es für die Mitarbeiter in Radebeul, Moritzburg und Radeburg eine Schulung.

Mirko Froß: „Am 20. November wird der Zug wieder auf der Schiene rollen. Die Nikolausfahrten stehen bevor.“

www.loessnitzgrundbahn.de