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Gemeinde verabschiedet sich vom Inselfest

Die Röderaue zieht sich aus Organisation und Finanzierung zurück. Das muss aber nicht das Aus bedeuten.

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© Archivfoto: Sebastian Schultz

Von Eric Weser

Röderaue. Die Gemeinde Röderaue wird im kommenden Jahr kein Inselfest mehr veranstalten. Das haben die Gemeinderäte am Donnerstag beschlossen. Die Gemeindevertreter entschieden auch, dass keine Tochtergesellschaft der Kommune die Traditionsveranstaltung ausrichten wird.

In den vergangenen Jahren hatte ein Ableger der Gemeinde Röderaue – die Visio OMR GmbH, kurz: Visio – das Sommerfest auf der Frauenhainer Teichinsel vorbereitet und durchgeführt. Die Visio ist allerdings überschuldet und zum Jahresende abgewickelt. Durch das Aus der Tochterfirma habe zur Debatte gestanden, ob die Gemeindeverwaltung fortan die Inselfest-Organisation übernimmt, so Bürgermeister Lothar Herklotz (CDU) im Gemeinderat. Das ist aber anscheinend nicht gewollt. „Wir sind der Meinung, dass das Inselfest nicht mehr von der Gemeinde durchgeführt werden kann“, so Herklotz. Unter anderem könne dem bis zu vierköpfigen Organisationsteam die Vorbereitung der Veranstaltung nicht mehr zugemutet werden. Bereits von 2017 zu 2018 sei das Aufkommen der Sponsoren-Gelder von 20 000 auf 13 000 Euro zurückgegangen. Es habe die Kraft gefehlt, die nötigen Geldgeber aufzutreiben, so der Bürgermeister. Die Gemeindeverwaltung sehe sich außerstande, das Inselfest weiter zu organisieren.

Räte bedauerten am Donnerstag den Schritt. „Es ist schade. Damit verliert die Gemeinde ein Highlight“, sagte Angelika Meyer (SV Frauenhain). Die Entscheidung sei aber notwendig. Auch Bürgermeister Herklotz sagte, man müsse den Tatsachen ins Auge sehen. Aus dem Gemeinderatspublikum war indes zu vernehmen, dass der Schritt „viel zu spät“ komme.

Das Frauenhainer Inselfest war in der Region seit Jahrzehnten eine feste Größe. Seit 1978 hatte es die Party mit einigen wenigen Unterbrechungen jährlich gegeben. Nationale und internationale Stars wie Smokie, Bonnie Tyler oder Roland Kaiser hatten Konzerte gegeben. Ringsum gab es Jahrmarkt-Atmosphäre mit etlichen Fahrgeschäften und Imbissbuden. Vereine und Gruppen aus der Gegend sorgten mit Sport- und Kulturbeiträgen für Lokalkolorit.

Erdrückende Defizite

In den vergangenen Jahren geriet das Inselfest allerdings zunehmend zum großen Verlustbringer für die Visio und damit auch die Gemeinde. Der Versuch, 2016 mit einem neuen Konzept und Ticketregime gegenzusteuern, verlief erfolglos. Das damalige Fest, für das extra eine mobile Konzerthalle aufgebaut und Schlagerstar Matthias Reim und das Popduo Glasperlenspiel verpflichtet wurden, schrieb erneut rote Zahlen. In der Folge zogen sich jahrelang federführende Mitglieder des Organisationsteams zurück. Das Aus für die Traditionsveranstaltung stand im Raum. Die Gemeinde entschied aber, das Fest mit deutlich verringerten Zuschüssen am Leben zu erhalten. 2017 und 2018 konnten deshalb weitere Inselfest-Ausgaben folgen. Früheren Angaben der Gemeinde zufolge waren diese keine Verlustbringer mehr. – Dass sich die Gemeinde nach einem neuen Organisator würde umschauen müssen, wurde allerdings spätestens im Frühjahr dieses Jahres klar, als der Gemeinderat den Weg für die Liquidation der überschuldeten Visio freimachte. Eine Beraterfirma hatte der Gemeinde Röderaue den Schritt in einem Sparkonzept nahe gelegt. Das Sparkonzept hatte die Gemeinde zuvor auf Drängen der Rechts- und Kommunalaufsicht des Landkreises in Auftrag gegeben. Die Aufseher beobachten die kritische Finanzlage der Gemeinde seit Jahren genau.

Dass sich die Kommune vollständig vom Inselfest verabschiedet, sah das Sparkonzept allerdings nicht zwingend vor. Der Vorschlag lautete, dass ein Verein künftig das Inselfest durchführt und die Gemeinde ihren Zuschuss dafür auf jährlich 15 000 Euro deckelt. Der Zuschuss scheint nun auch vom Tisch.

Das Aus des Inselfestes muss das aber nicht zwangsläufig bedeuten. Der Gemeinderat hat ebenfalls beschlossen, dass die Durchführung des Inselfestes ausgeschrieben werden soll. Ein privater Dritter könnte die Tradition also fortführen. Allerdings ohne Beteiligung der Gemeinde.