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Gefragte Automechaniker

Beim Rothenburger Autohaus Haake brummt es. Hier werden Fahrzeuge aller Couleur fit gemacht.

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© André Schulze

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Fast 100 Jahre gibt es den Namen Haake in Verbindung mit Kraftfahrzeugen in der Region. Erst in Piensk, das jetzt auf der polnischen Seite der Neiße liegt, später in Rothenburg. Wann genau die Geburtsstunde des in vierter Generation geführten Familienbetriebes geschlagen hat, will Stefan Haake unbedingt noch erforschen. Dabei setzt er auf alte Unterlagen, die er noch nicht vollständig durchgesehen hat. „Irgendwann in den 1920er Jahren muss es gewesen sein, da hat mein Uropa Alfred Haake in Piensk seine Kfz-Werkstatt gegründet“, weiß der 31-Jährige, der seit 2011 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens ist. Das Ende des Zweiten Weltkriegs verschlug die Firma nach Rothenburg. Hier wagte Alfred Haake zusammen mit seinem Sohn Manfred den zweiten Versuch und eröffnete 1946 in einem Hinterhof neben der Krone am Markt eine kleine Schrauberwerkstatt. 1956 folgte der Umzug in die Grabenstraße, wo das Unternehmen noch heute seinen Sitz hat. Repariert wurden in der Hauptsache Trabants. Aber auch andere in der DDR erhältliche Pkw wurden von den Haakes und ihren Mitarbeitern wieder fit gemacht. In seinen besten Zeiten hatte der Betrieb fünf Angestellte – darunter auch Manfreds Frau Hannelore, die sich im Büro um die Buchhaltung kümmerte. „Neuwagen durfte eine Privatfirma damals ja nicht verkaufen. Aber auch mit Ersatzteilen war es schwierig. Die gab’s ebenfalls nur auf Zuteilung“, erzählt Klaus Schubert, Stefan Haakes
Opa mütterlicherseits. „Zweimal im Jahr hatte man die Chance, Türen, Träger und sonstige Dinge zugeteilt zu bekommen. Das reichte natürlich nicht, deshalb waren die Wartezeiten auch im Service recht lang.“

Besserung setzte mit der Wende ein. Nicht nur, dass es jetzt fast alles gab – in Rothenburg wurde auch die automobile Zukunft neu definiert. „Wir hatten ja unser Wohnhaus gleich nebenan und konnten ein weiteres Grundstück kaufen. Deshalb eröffnete meine Familie 1993 ihr neues VW-Autohaus“, erzählt der Firmenchef. Als die vom Volkswagenkonzern vorgegebenen Verkaufszahlen nicht mehr stimmten, gab man 2000 diese Partnerschaft auf. Drei Jahre später begann der damals jüngste Haake seine Lehre zum Kfz-Mechaniker. „Schrauben war schon immer meine Welt. Für mich war und ist das ein Traumberuf.“ Als Vater Andreas 2007 krankheitsbedingt aus dem Unternehmen ausscheiden musste, stand Stefan kurz vor dem Abschluss als Facharbeiter. Schneller als gewollt musste er sich dafür entscheiden, in leitender Funktion in die Firma einzusteigen. Schritt für Schritt wuchs er in die neue Aufgabe und hat den Betrieb längst stabilisiert. „Reparaturen und Wartungsarbeiten sind unsere große Stärke, vom Motorrad bis zum Rasentraktor wird bei uns alles gemacht.“

Inzwischen ist die Beschäftigtenzahl wieder auf fünf angestiegen. Neben ihm selbst ist seit 2017 auch seine Lebensgefährtin Kathleen Schwengber dabei, die sich um sämtliche Büroarbeiten kümmert. Opa Klaus hat mittlerweile die 77 erreicht und zieht sich allmählich aus dem operativen Geschäft zurück. „Wenn mein Rat gefragt ist, bin ich natürlich immer dabei.“ Die Facharbeitercrew vervollständigen Lutz Haupt und Steffen Milke. Letzterer ist selbst seit 31 Jahren bei der Firma Haake aktiv, hat hier am Anfang seiner beruflichen Laufbahn die Lehre absolviert.
Inzwischen steht auch die fünfte Generation schon in den Startlöchern: Der kleine Edwin ist drei und darf sich zumindest schon mal auf dem Minimotorrad ausprobieren.

Mit ihrer Heimatstadt sind die Haakes durch und durch verbunden. „Wir fühlen uns als Unternehmen hier sehr gut aufgehoben und glauben auch, dass in der Stadt aktuell eine gute Politik gemacht wird“, meint der Firmenchef. Rothenburg entwickle sich äußerst positiv, wenn er nur an den neuen Schulstandort denke oder die Erweiterung der Polizeihochschule. „Die ist ein echter Pluspunkt für uns. Viele Studenten lassen ihre Autos bei uns reparieren. Wenn das so weiterläuft, muss ich einen weiteren Mitarbeiter einstellen.“ Nur ein Kritikpunkt fällt Stefan Haake ein: „Es wäre schön, wenn es in unserer Stadt eine Tankstelle gäbe.“