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Gefährlicher Weißeritzknick wird entschärft

Durch das trockene Wetter kommen die Wasserbauer zügig voran. Eine Gefahr im Untergrund haben sie sofort erkannt.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Sichtbare Konturen hat die neue, deutlich höhere Ufermauer am Weißeritzknick angenommen. Er befindet sich zwischen den Brücken Löbtauer und Kesselsdorfer Straße. Der fast rechtwinklige Abschnitt wird entschärft. Dort verlässt die Weißeritz ihr altes Bett in Richtung Cotta. Das Flussbett wird bis zu 15 Meter breit. Künftig schlägt der Fluss nur noch einen leichten Bogen. Bei der Jahrhundertflut 2002 war der reißende Strom dort über die Ufer getreten. Er hatte sich seinen Weg bis in die Innenstadt gebahnt. Deshalb wird die Weißeritz seit 2009 so ausgebaut, dass sie selbst eine 500-jährliche Flut wie 2002 sicher ableiten kann.

Gebaut wird eine 100 Meter lange Ufermauer am rechten Flussufer. Sie wird fast einen Meter höher als die alte Wand. Der Rohbau des ersten Abschnitts vorm Gründerzentrum an der Löbtauer Straße steht, erläutert Projektleiter Reinhard Scholz von der Landestalsperrenverwaltung. Die Stahlbetonwand steht auf Bohrpfählen. Bis Anfang November wird die Wand mit Sandsteinen verkleidet. Später wird die Fläche dahinter wieder verfüllt, sodass die Terrasse des Gründerzentrums wiederhergestellt und ein Geländer gebaut werden kann.

Im Anschluss ist eine Lücke bis auf ein Feld fast geschlossen. Dort war bisher die Flusszufahrt für Baufahrzeuge. Dafür wird jetzt eine Zufahrt nur einen Steinwurf entfernt genutzt. Ende Oktober soll dort auch das letzte Stahlbetonfeld fertig sein.

Der mittlere Abschnitt der neuen Ufermauer steht weitgehend. Im dritten und letzten Stück direkt vor der Brücke Kesselsdorfer Straße hat ein gewaltiges Bohrgerät Löcher in den Untergrund getrieben, in die 15 Meter hohe Körbe aus Stahlbewehrung kamen, die letztlich betoniert wurden. Das wird in der Fachsprache Bohrpfähle genannt. Jetzt sind die Bauleute dabei, davor eine Wand aus Stahlbeton zu bauen. Auf die neue Mauer wird später eine Brüstung mit Geländern gebaut. Schließlich verläuft dort der Weg entlang der Weißeritz. Der gesamte Ausbau dieses Abschnitts wird bis Frühjahr 2020 dauern, so der Projektleiter.

Ein Stück weiter wird in einem etwa 200 Meter langen Abschnitt flussabwärts der Brücke Oederaner Straße die Mittelwasserrinne ausgebaut. Nicht nur beim Bau hätten die Männer der beauftragten Firma hervorragende Arbeit geleistet, verweist Scholz auf ein besonderes Ereignis am 8. Oktober. Trotz aller Vorkehrungen lauert im Untergrund immer wieder eine Gefahr. Auf die ist ein Baggerfahrer im Flusskies in Gestalt einer Panzergranate unter der Brücke gestoßen. Und das, obwohl das Gelände vorher umfangreich auf Kampfmittel untersucht und bereits mehrmals dort gearbeitet wurde.

So war die Brücke 2006/2007 neu gebaut worden. 2008 wurden dort Bohrpfähle für eine neue Uferwand in den Untergrund getrieben. Dafür, dass die Granate nicht entdeckt wurde, gibt es einen einfachen Grund. Beim Brückenbau wurde unter der Brücke eine stählerne Spundwand in den Grund gerammt, die im Untergrund noch heute steht. Direkt dahinter lag die Granate. Bei der Kampfmittelsuche habe es zwar immer ein Signal gegeben. Doch vermutet wurde, dass dies auf die Stahlwand hindeutet. Beim Fund hätten die Wasserbauer hervorragend reagiert. So konnte die Granate schnell abtransportiert werden.