Merken

Geburtstagsgeschenke für ein Kinderlachen

Statt Blumen und Pralinen bitten Bothurs bei Jubiläen lieber um Geld für die Kinderkrebshilfe.

Teilen
Folgen
© Kristin Richter

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Wenn bei Monika und Wolfgang Bothur gefeiert wird, freuen sich viele. Nicht nur die eigene Familie, sondern auch völlig Fremde aus Ostsachsen, dem Westerzgebirge und Südbrandenburg. Krebskranke Kinder mit ihren Eltern.

Denn seit gut 20 Jahren sind Geburtstage und Jubiläen ein guter Anlass für Bothurs, ihre Gratulanten zu bitten, auf Blumen und Geschenke zu verzichten und lieber etwas Geld für eine Herzensangelegenheit zu geben. Die ist der Verein Sonnstrahl für die Großenhainer in den vielen Jahren wirklich geworden und das eher zufällig. Eine Motorradausfahrt führte Wolfgang Bothur Ende der 1990er Jahre in das alte Areal der Waldschlößchenbrücke, um krebskranken Kindern für einen Tag eine Freude zu machen. Aus der spontanen Aktion ist längst ernst geworden. Mit Tränen in den Augen erinnert sich Monika Bothur, „die Chefin“, an den kleinen Paul, der mit seinen Eltern nach Großenhain Bagger fahren kam. Es war vielleicht der glücklichste Tag in seinem Kinderleben. Inzwischen haben sich Bothurs oft die Arbeit des Vereins in Dresden angesehen, waren zu Benefizkonzerten und werden sich demnächst das Elternhaus ansehen. Denn was der Verein leistet, ist nicht nur, schwerkranken Kindern eine Freude zu machen, was auch schon viel ist.

Eine Mut-Perlenkette für jedes Kind

Nein, der Förderkreis „Sonnenstrahl“ ist unersetzlicher Teil der Therapie. Er begleitet die kleinen Patienten in der Klinik ab der Diagnose. Mit drei eigenen Therapeutenstellen und einem Kinderpsychologen wird ein lebenswerter Alltag auf Station organisiert, mit Malen, Basteln, Gesprächen, Spielen. Die Kinder haben hier die Chance Farbe, Töne und Worte in ihren Alltag zu holen, etwas außerhalb der Behandlungen zu erleben und zu gestalten. Und selbst bei den Therapien werden die Kleinen nicht allein gelassen. Auch die Dresdener leben eine Idee der deutschen Kinderkrebshilfe – die Mut-Perlenkette. Für jedes Erlebnis gibt es eine farbige Perle, manchmal auch eine Figur – die Bluttransfusion, den Beginn der Chemotherapie, den beginnenden Haarausfall oder auch nur einen Piks symbolisieren. Das ist wie ein Tagebuch, das viele Kinder stolz an ihr Bett hängen oder an den Tropf zum Mut machen. „So eine Kette wird im Laufe einer normalen Behandlung etwa 3,5 Meter lang, bei einem Rückfall fünf bis sieben Meter“, erzählt Diana Uhlemann vom Verein Sonnenstrahl.

Die junge Frau berichtet sachlich, aber auch voller Erfüllung von ihrer Arbeit. Als Bothurs den Verein für sich als lohnendes Engagement entdeckten, war sie selbst noch ein Kind. Heute ist sie extra nach Großenhain gekommen, um das Projekt auch aus Vereinssicht der Zeitung und damit der Öffentlichkeit nahezubringen.

Denn der Förderkreis gibt nicht nur den Patienten ein Stück Leben in der Klinik, sondern die insgesamt acht Festangestellten, die sich zu 90 Prozent über Spenden finanzieren, versuchen, auch die Familien aufzufangen. Da sind die Eltern, die nicht bei jeder Behandlung von Zuhause anreisen können, die nicht immer in der Klinik bleiben können und manchmal einfach einen Rückzugsort brauchen. Den bietet das Elternhaus mit elf Elternwohnungen, die ständig belegt sind.

Und wie geht es den Daheimgebliebenen? Geschwistern, Großeltern? Auch daran arbeiten die Dresdner intensiv. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass gerade in dem Moment, wo alles geschafft scheint, oft die Geschwister ausbrechen, die sich die ganze Zeit zusammengerissen haben und ja auch ihre Alltagssorgen haben“, erzählt Diana Uhlemann. Damit die Familien nach der erfolgreichen Behandlung in einen gemeinsamen Alltag zurückfinden, werden auch für Geschwisterkinder Camps, Sportnachmittage, Wochenend-Ausflüge mit anderen Familien organisiert.

Bothurs finden solche Geschenke besser als den 50. Blumenstrauß. Zu ihrem 70. Geburtstag im nächsten Jahr will es Monika Bothur genauso halten. Denn wie sagt sie: Es kommt nicht darauf an, wie viel jemand gibt, sondern dass er es gern tut.

Wer sich informieren möchte: www.sonnenstrahl-ev.org oder Telefon: 0351 31583900