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Gangsterboss und Märchenprinz

Als Schauspieler an den Landesbühnen Radebeul kann Michael Berndt-Cananá fast alles sein. Genau diese Vielfalt liebt er an seinem Beruf.

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© Matthias Schumann

Von Beate Erler

Radebeul. Bevor Michael Berndt-Cananá mal als Gangsterboss, mal als Märchenprinz sein Geld verdiente, war er auch schon vielseitig beschäftigt. Er jobbte in einer Diskothek, fuhr Essen aus, riss auf dem Bau Häuser ab, begann ein Sportstudium. „Ich befand mich in einer Art Wartestatus“, sagt er beim Treffen im Theatersaal der Landesbühnen. Worauf hat er gewartet? Darauf gefunden, entdeckt zu werden. Die Schauspielerei hatte er immer im Hinterkopf. „So habe ich mir das damals vorgestellt“, sagt er und lacht.

Doch ganz so leicht sollte es nicht werden. Lange Zeit fragte er sich, womit er auch in 15 Jahren noch sein Geld verdienen will. Mittlerweile weiß er es ganz sicher: „Mit der Schauspielerei, die so vielseitig ist“, sagt er. Seit 2012 gehört Berndt-Cananá zum Ensemble der Landesbühnen. In dem Brecht-Schauspiel „Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“, spielt er gerade die Hauptrolle des machthungrigen Gangsterbosses. Mit karikaturenhafter Übertreibung, akrobatischen Verrenkungen und aberwitzigen Sprachkunststücken, entlockt er sogar dem nicht so leicht zu euphorisierenden Radebeuler Publikum Bravo-Rufe, schreiben die Kritiker.

Dabei wurde ihm das Talent zumindest nicht in die Wiege gelegt. Berndt-Cananá wurde 1980 geboren und ist in Dresden-Löbtau aufgewachsen. Seine Mutter hat ein Massage- und Kosmetikstudio, der Vater ist Berufskraftfahrer und arbeitet heute für einen Fahrdienst. Auch sonst hat niemand in seiner Familie etwas mit Schauspielerei zu tun. „Außer der Opa“, sagt er plötzlich und hält kurz inne. „Der war ein Komiker und hat die Scherze gesucht und gemacht.“

Die Familie nimmt auch heute wieder einen großen Platz in seinem Leben ein. Lange Zeit war dafür wenig Gelegenheit: Für seine Schauspielausbildung an der Berliner Schule für Schauspiel, musste er seine Heimatstadt verlassen. Danach ging er für sein erstes Engagement an das Landestheater Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern. An diesem Haus, das schon 1779 ein Hoftheater war, blieb er drei Jahre.

Erst die hippe Millionenstadt Berlin, dann der 20 000 - Seelen-Ort Neustrelitz. Das war nicht immer leicht, besonders in den Wintermonaten. Doch es gab einen Lichtblick: Seine jetzige Frau, von der er den italienisch klingenden Nachnamen angenommen hat. Sie war Balletttänzerin, unter anderem in Chicago und zu dieser Zeit auch in Neustrelitz an der Deutschen Tanzkompanie. „Ich habe sie immer mal wieder im Ort gesehen“, erinnert sich Berndt-Cananá, „Sie ist dort einfach aufgefallen.“ Heute leben die beiden in Radebeul und erwarten ihr erstes Kind. „Ich ziehe viel Kraft und auch Motivation aus meinem Privatleben und meiner Familie“, sagt er.

Besonders während seiner Ausbildung habe das Theater immer an erster Stelle gestanden. Am Dresdner Schauspielforum war er nicht mal ganz ein Jahr, denn die Schule musste aufgrund von Zahlungsschwierigkeiten schließen. Sein damaliger Dozent habe ihn trotzdem ermutigt weiter zu machen.

Er ging zu Castings an Schauspielschulen in Leipzig und München, wo er nicht angenommen wurde. Doch er versuchte es weiter. Ein Freund hatte eine Anzeige für einen Tag der offenen Tür an der Berliner Schule für Schauspiel gelesen. Berndt-Cananá ging hin, sprach mit den Dozenten und hatte es geschafft, doch noch einen Platz an einer Schauspielschule zu ergattern.

Mittlerweile ist er im Theaterberufsleben angekommen. Und das heißt an den Landesbühnen auch viel unterwegs sein. Die letzten Tage hat er in Bad Elster den Prinzen in Aschenbrödel gespielt. Natürlich sein Lieblingsmärchen, sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Kulisse zeigt das Schloss Moritzburg, wo der tschechisch-deutsche Märchenfilm gedreht wurde und die Winterausstellung zum Film seit Jahren Tausende Besucher anlockt. Bis zum Jahresende ist Berndt-Cananá auch noch mehrmals als Haushofmeister in der Goldenen Gans zu sehen.

„Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui“ mit Michael Berndt-Cananá in der Hauptrolle wird in Radebeul das nächste Mal am 30. Dezember um 19. 30 Uhr gespielt.

Karten gibt es im Internet.