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Fußballfans rasten aus

Die Anhänger von Erzgebirge Aue gelten als friedlich. Doch nicht diese. Ein Dresdner Autokennzeichen genügte für eine Auseinandersetzung.

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© PICTURE POINT

Von Jürgen Müller

Meißen. Die fünf Fans des FC Erzgebirge Aue könnten zufrieden und glücklich sein in dieser Nacht, als sie von einem Auswärtsspiel ihres Vereins zurückkehren und in Nossen an einem Autohof Halt machen. Aue hatte sein Auswärtsspiel beim 1. FC Magdeburg klar mit 3:0 gewonnen, steht auf dem 2. Tabellenplatz und peilt den direkten Aufstieg in die 2. Liga an. Im Block der rund 1 500 mitgereisten Auer Fans wird nach der Pause neben einigen Bengalos auch reichlich Rauchpulver gezündet, dichte Schwaden vernebeln das Spielfeld und ins besondere die Magdeburger Spielhälfte.

Der Schiedsrichter unterbricht die Partie für mehrere Minuten. Viele Fans haben wohl auch reichlich Alkohol getrunken, darunter auch die Angeklagten, die jetzt vor dem Meißner Amtsgericht sitzen. Einer war von einem Absperrzaun gefallen, hatte sich dabei eine Platzwunde zugezogen und trägt deshalb einen Kopfverband. Wie sich erst später im Krankenhaus herausstellte, hatte er sich auch einen Arm gebrochen. Damit er schneller zurück nach Aue kommt, nimmt er nicht den Fanbus, mit dem er angereist ist, sondern andere Anhänger nehmen ihn im Auto mit. Dort ist gerade noch ein Platz frei.

Bei der kurzen Rast in Nossen – man will sich an der Tankstelle Nachschub an Getränken holen – kommt es dann zu einer Auseinandersetzung. Der Mann mit dem Kopfverband entdeckt ein Auto mit Dresdner Kennzeichen und dem Aufkleber „SGD“. Die Fans beider Vereine sind sich nicht gerade in inniger Freundschaft verbunden. Zudem steht Dynamo Dresden auf dem ersten Tabellenplatz - vor Aue. Der Mann bezeichnet den Besitzer des Autos als „Scheiß-Dynamo“ und beleidigt ihn mit anderen, nicht druckreifen Bezeichnungen. Seine zwei Kumpels nehmen den anderen - vermeintlichen - Dresdner vor, der aus Mügeln stammt. Einer soll ihn am Hals gegriffen und festgehalten, der andere mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben. Der Mann zieht sich eine Platzwunde zu, seine Brille fällt zu Boden, geht kaputt. „Es war ein Angriff aus dem Nichts“, schildert einer der Geschädigten.

Zwei der drei Täter sitzen nun in Meißen vor Gericht, ein dritter ist nicht erschienen. Gegen ihn wird später separat verhandelt oder ein Strafbefehl erlassen.

Die beiden geben die Tat zu, zeigen sich reumütig, wollen sich aber wegen ihrer Alkoholisierung nicht mehr genau an den Ablauf erinnern können. Eines aber räumt der jüngere der beiden ein: „Geschlagen habe ich auf alle Fälle.“ Viel zu leugnen gibt es auch nicht. Die Angeklagten wurden von der Überwachungskamera der Tankstelle gefilmt.

Dem Älteren der beiden Angeklagten kann nicht nachgewiesen werden, dass er an der Schlägerei gegen den Hauptgeschädigten beteiligt war. Er hatte sich nur mit dem Fahrer des Autos „befasst“. So bleibt bei ihm nur eine einfache Körperverletzung. Die kostet ihn nun 500 Euro, die er an den Geschädigten zahlen muss. Macht er das, wird das Verfahren endgültig eingestellt.

Für den Jüngeren, der nach Jugendstrafrecht behandelt wird, ist es teurer. Er muss 1 000 Euro an Schadensersatz und Schmerzensgeld an den anderen Geschädigten zahlen, ihm unter anderem die kaputte Brille und Anwaltskosten ersetzen.

Trotz aller Rivalitäten konnten sich am Ende der Saison übrigens die Fans beider Mannschaften freuen: Sowohl Dynamo als auch Aue steigen damals in die Zweite Liga auf.