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Frisches Gemüse für Rothenburg

Klaus-Dieter Pietasch hat das Gärtnern im Blut. Und die nächste Generation arbeitet schon kräftig mit.

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© Frank-Uwe Michel

Von Frank-Uwe Michel

Rothenburg. Eigentlich müsste Klaus-Dieter Pietasch nicht mehr in den Gewächshäusern arbeiten, keine Tomaten mehr pflücken oder die Bewässerung der Paprikapflanzen kontrollieren. Der Chef des gleichnamigen Steinbacher Gartenbaubetriebes ist 68 Jahre alt und hat das gesetzliche Rentenalter damit längst erreicht. „Aber ich bin selbstständig“, meint Pietasch vielsagend. „Außerdem komme ich von den Pflanzen nicht los.“ Bis Ende nächsten Jahres will er noch durchhalten, dann soll Tochter Anke den Betrieb übernehmen. Ganz loslassen wird der Firmengründer dann wahrscheinlich trotzdem nicht. „Ich bin in einer Gärtnerei aufgewachsen, habe fast mein ganzes Berufsleben in dieser Branche verbracht. Da hört man nicht einfach von heute auf morgen auf.“

Klaus-Dieter Pietasch ist gebürtiger Rothenburger. Sein Vater betrieb in der früheren August-Bebel-Straße, der heutigen Grabenstraße, eine Gärtnerei. „Darin liegt wohl meine Liebe zu Gemüse und Blumen begründet. Man sieht, was aus der eigenen Arbeit wird.“ Außerdem sei es einer der gesündesten Berufe, den man sich vorstellen könne, lacht er. „Bei Wind und Wetter an der frischen Luft. Außerdem immer auf der Suche nach dem, was den Leuten schmecken könnte.“ Dort, wo Pietasch in Steinbach jetzt seine Gärtnerei betreibt, war früher einer der Standorte der LPG Pflanzenproduktion Rothenburg. Eigentlich sollte hier ein großes Zentrum für den Zwiebelanbau entstehen, entsprechende Pläne lagen schon in der Schublade. „Als sich die Zeiten änderten, war für mich klar, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters treten wollte – Chef in der eigenen Gärtnerei.“ Aus dem Vorsatz wurde schnell Wirklichkeit: Am 1. November 1990 legte der Gartenbaubetrieb Pietasch los.

Da traf es sich gut, dass die ebenfalls noch sehr junge Firma Marktfrisch anfragte, ob sie Suppengrün in großen Mengen bekommen könne. Klaus-Dieter Pietasch und seine Frau Romana stellten sich darauf ein und bauten verstärkt Porree, Sellerie, Möhren und Petersilie an. Um an Fahrt zu gewinnen, pachtete der Betrieb noch zweieinhalb Hektar zusätzlich, inzwischen wurden sie wieder abgegeben. Was geblieben ist, ist die Schlauchberegnungsanlage, für die es zwar fast keine Ersatzteile mehr gibt, die von befreundeten Schlossereien aber weiterhin in Schuss gehalten wird. „Sie hat mir schon viele Male geholfen. Auch die jetzige Dürreperiode konnten wir damit einigermaßen überstehen.“

Längst hat der Gartenbaubetrieb seine Produktpalette erweitert. So werden auch Gurken, Tomaten und Paprika in verschiedenen Sorten angebaut. Selbstverständlich auch Bohnen, Peperoni und Zucchini. Nebenher Kräuter wie Knoblauch, Dill und Schnittlauch. „Wir müssen mit Vielfalt bestehen. Und natürlich mit Frische. Das ist es, was uns von den Obst- und Gemüseabteilungen in den großen Märkten unterscheidet – auch, wenn unsere Erzeugnisse ein bisschen teurer sind.“

Dabei kommt Pietasch und seinem Sechs-Personen-Betrieb das veränderte Kaufverhalten der Leute entgegen. „Nach der Wende haben die Menschen hauptsächlich auf billige Ware gesetzt, Qualität war nur eine Randerscheinung.“ Jetzt habe sich die Einkaufsphilosophie in vielen Haushalten komplett gewandelt. „Mit unserem Sortiment versuchen wir das, so gut es geht, zu bedienen.“ Dabei setzt die Firma auf naturnahe Produktion und in ihren Gewächshäusern keinerlei Pflanzenschutzmittel ein. Vielmehr lässt man Nützlinge Schadinsekten wie Läuse, rote Spinnen, weiße Fliegen und Tripse bekämpfen.

Marktfrisch ist zwar Hauptabnehmer für die Steinbacher Gärtnerei geblieben, längst aber sind deren Erzeugnisse auch im eigenen Laden in Lodenau und auf dem Wochenmarkt in Rothenburg beliebt. Dort muss sich Klaus-Dieter Pietasch gegen polnische Konkurrenz behaupten. „Die Kollegen sind zwar zum Teil preisgünstiger als wir. Die Leute wollen aber auch gute Beratung. Außerdem wissen sie, dass unser Gemüse auf gesunde Art und Weise gewachsen ist.“ Er selbst fühle sich noch immer als Rothenburger und komme mit seinem Stand gern auf den Marktplatz der Stadt.