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Freital puzzelt sich ein neues Zentrum

Die Stadt will bis 2021 ein Areal bebauen, das bis zur Wende den Namen einer bekannten Wirtschaft trug: „Sächsischer Wolf“. Dabei müssen auch die Brückenbauer ran.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Ein Ort, an dem sich die Freitaler treffen und alle wichtigen Dinge des Alltags zentral erledigen können. Diesen Ort haben sich schon die Gründungsväter von Freital, das 1921 aus einem Zusammenschluss mehrerer Ortsteile entstand, gewünscht. Nun, fast hundert Jahre später, soll dieser Wunsch Realität werden. Die Stadtverwaltung will bis 2021 das Gelände am ehemaligen „Sächsischen Wolf“ bebauen lassen.

© Koerner, Heidemarie

Doch die Pläne für die neue Stadtmitte gehen noch weiter. Neben dem Areal sollen noch weitere Flächen das neue Freitaler Stadtzentrum bilden. Es ist ein Puzzle aus fünf Teilen.

Puzzleteil 1: Baustart am „Sächsischen Wolf“ wohl 2019
Die sächsische RTLL-Gruppe ist seit einem Stadtratsentscheid im vergangenen Jahr Eigentümerin des riesigen Grundstücks an der Ecke Dresdner Straße/Poisentalstraße. Für rund 20 Millionen Euro sollen hier mehrere Gebäude entstehen. Unter anderem ist auch ein Stadtplatz an der Weißeritz geplant. RTLL arbeitet derzeit gemeinsam mit der Stadt am Entwurf des Bebauungsplans. Im Bebauungsplan werden die Regeln für das Vorhaben festgezurrt, wie Fassadengestaltung oder die exakte Größe der Gebäude.

Dieses Konzept soll noch in diesem Jahr fertig sein. Anschließend wird der Plan öffentlich ausgelegt. Behörden und Bürger können ihre Meinungen dazu abgeben. Aufgabe des Freitaler Stadtrates ist es dann, diese Hinweise abzuwägen und eventuell die Pläne zu ändern. 2019 soll dieses Verfahren abgeschlossen sein. Dann können die Bauarbeiten starten.

Puzzleteil 2: Grundstück am Busbahnhof soll bebaut werden
Direkt gegenüber dem Areal am ehemaligen „Sächsischen Wolf“, auf der anderen Seite der Dresdner Straße, befindet sich eine weitere noch unbebaute Fläche. Auch sie soll Teil des neuen Stadtzentrums werden. Das Rathaus sieht für das Areal zwischen Busbahnhof und Sächsischem Wolf eine sogenannte Blockrandbebauung vor. Das heißt, die Häuser sollen entlang der Dresdner Straße und der Hüttenstraße entstehen. Was genau dort gebaut wird, steht aber noch nicht fest, denn die Stadt, die derzeit noch Eigentümerin der Fläche ist, wird das Grundstück wohl an einen Investor verkaufen. „Derzeit werden für dieses Grundstück die Voraussetzungen für eine Veräußerung geprüft“, heißt es aus dem Rathaus.

Puzzleteil 3: Stadttochter bringt das City Center auf Vordermann
Ein wichtiges Puzzleteil für das neue Freitaler Stadtzentrum ist ein Gebäudekomplex, der das Wort Zentrum schon im Namen trägt: das City Center. Es war deshalb auch eine strategische Entscheidung, dass die städtische Wohnungsgesellschaft WGF 2016 den Komplex von einem Immobilienfonds für 4,5 Millionen Euro gekauft hat. Mit Stadtbibliothek und Volkshochschule sind bereits zwei Einrichtungen eingezogen, die gut zu einem neuen Zentrum passen.

Nun investiert die WGF rund 1,9 Millionen Euro, um den Komplex Stück für Stück auf Vordermann zu bringen. Losgegangen ist es bereits am Haupteingang. Dort entsteht bis Jahresende ein Anbau, der den neuen, gemeinsamen Eingangsbereich für Bibliothek, Volkshochschule und einen neuen Fahrradmarkt bildet.

Puzzleteil 4: Neues Wohnviertel statt Lagerplatz für Müll
Ein neues Wohnviertel soll ebenfalls Teil des neuen Freitaler Zentrums sein. Entstehen wird es voraussichtlich in der Nähe des Areals am ehemaligen Sächsischen Wolf, auf der anderen Seite der Weißeritz. Dort haben derzeit noch die Umweltdienste Becker, ein Müllentsorgungsunternehmen, ihren Sitz. Doch die Firma will langfristig komplett nach Wurgwitz ziehen, wo sie bereits einen weiteren Müll-Lagerpatz betreibt.

Der Investor Günter Herms will auf dem Grundstück mehrere Wohnhäuser errichten. Für die Fläche gibt es bereits einen Vorvertrag zum Kauf. Bis tatsächlich gebaut wird, werden aber noch Jahre vergehen. Zum einen müsste Becker seinen Standort zunächst komplett nach Wurgwitz verlagern. Zum anderen sind für das Neubau-Vorhaben auf dem Grundstück jahrelange Planungen und Genehmigungsprozesse nötig.

Der Clou des Vorhabens soll eine neue Weißeritzbrücke werden, die das Wohnviertel mit dem neuen Zentrum am ehemaligen Sächsischen Wolf verbinden wird.

Puzzleteil 5: Lederfabrik soll neuem Behördenstandort weichen
Noch ist nicht ganz klar, wie die Zukunft der Lederfabrik aussieht. Am wahrscheinlichsten ist, dass am Ende das kommt, was sich Freitals Oberbürgermeister Uwe Rumberg (CDU) wünscht: Der Industriebau wird abgerissen. Wie es dann mit der beräumten Fläche weitergeht, ist noch nicht klar.

Der Idealfall für das neue Zentrum sieht so aus, dass der Freistaat dort das lange geplante Haus der Bildung, ein neuer Behördenstandort mit voraussichtlich 300 bis 350 Mitarbeitern, einrichtet. Denn ein solcher Behördenstandort mit Publikumsverkehr und Hunderten Mitarbeitern würde das Zentrum beleben. Ob der Plan aufgeht, ist aber noch nicht sicher. Frühestens zum Jahresende will sich der Freistaat festlegen, wo in Freital der neue Behördenstandort entsteht.

Die weiteren Puzzleteile: Neumarkt, Mühlenviertel, Sachsenplatz
Neben den genannten fünf wichtigsten Puzzleteilen zählt die Stadt noch weitere Flächen zum neuen Freitaler Stadtzentrum. Eine wichtige Rolle soll auch der Neumarkt spielen, der in diesem Jahr weiter umgestaltet wird. Mit dem regelmäßig stattfindenden Wochenmarkt hat er sich zu einer zentralen Anlaufstelle entwickelt. Diese Entwicklung soll mit anderen Veranstaltungen fortgesetzt werden.

Ebenfalls ein Teil des neuen Zentrums soll das Mühlenviertel werden. In den 90er-Jahren als lebendige Fußgängerzone angelegt, stehen dort nun die meisten Läden leer. Mit den geplanten Bauarbeiten im Umfeld verspricht sich die Stadt auch eine Belebung des Mühlenviertels. Attraktiver werden soll auch der Sachsenplatz, der sich künftig vielleicht zwischen neuem Wohnviertel und dem Haus der Bildung befindet.