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Frau stirbt nach Messerattacke in Zittau

Das Beziehungsdrama endet vor dem Polizeirevier. Die Beamten suchen nun Zeugen.

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© Danilo Dittrich

Von Mario Heinke

Am Tatort finden sich an diesem verregneten Mittwochmorgen keinerlei Spuren der Messerattacke. Rund um die Konstitutionssäule am Haberkornplatz direkt gegenüber dem Zittauer Polizeirevier am Stadtring herrscht die gewohnte Betriebsamkeit auf dem Parkplatz vor der Post, im Gymnasium läuft der Unterricht. Nichts deutet mehr daraufhin, was sich hier am Dienstagabend gegen 20.20 Uhr ereignete: eine Gewalttat mit tödlichem Ausgang zwischen zwei Deutschen, die in in einer Gemeinde bei Zittau leben.

Mit diesem Messer stach der Tatverdächtige zu.
Mit diesem Messer stach der Tatverdächtige zu. © Danilo Dittrich

Polizei und Staatsanwaltschaft Görlitz beschreiben den Tathergang in einer gemeinsamen Medieninformation so: Eine 34-jährige aus Jena stammende Frau traf sich mit ihrem langjährigen Partner, der um das Treffen gebeten hatte, weil die Beziehung am Ausklingen war. Bei der Aussprache griff der in Dresden geborene Mann zum Messer und verletzte seine Freundin mit mehreren Messerstichen. Danach entfernte er sich vom Tatort. Die Frau blieb mit ihren schweren Stichverletzungen zurück. Anwohner fanden die Verletzte und verständigten Rettungsdienst und Polizei. Ein Rettungswagen brachte die Frau in das Krankenhaus, wo sie an ihren Verletzungen verstarb. Der Tatverdächtige wurde noch am Dienstagabend festgenommen und am Mittwochnachmittag dem Haftrichter vorgeführt. Er erließ auf Antrag der Staatsanwaltschaft Görlitz Haftbefehl gegen ihn wegen Totschlags. Dem Verdächtigen droht eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren. Opfer und Tatverdächtiger waren zuletzt im Raum Zittau wohnhaft und polizeilich gemeldet, erklärte Polizeisprecher Torsten Jahn auf Nachfrage.

Die Polizei sucht nun Zeugen, welche das Geschehen oder den Tatverdächtigen und die Geschädigte am Dienstagabend in der Zittauer Innenstadt gesehen haben. Hinweise nimmt die Polizeidirektion Görlitz oder jede andere Polizeidienststelle entgegen. Der Tatort befindet sich an einer niedrigen Mauer unmittelbar neben dem Eingang des Christian-Weise-Gymnasiums direkt gegenüber dem Zittauer Polizeirevier am Stadtring, der wegen Bauarbeiten an der Stelle derzeit voll gesperrt ist.

Bei Facebook löste die Meldung über die Messerattacke die inzwischen bekannten Reaktionen aus. „Danke Merkel“, „Merkelland Messerland“ und andere Einträge diverser Internetnutzer, ordneten die Tat einem Ausländer zu, ohne sich für die Fakten zu interessieren.

Kapitalverbrechen, wie Mord und Totschlag, Körperverletzung mit Todesfolge sind in der Region keinesfalls alltäglich. Im vergangenen Jahr hatte die Staatsanwaltschaft Görlitz insgesamt 26 Fälle von Kapitalverbrechen auf dem Tisch. Von den 26 Fällen entpuppten sich am Ende 14 als „echte“ Kapitalverbrechen, erklärte Oberstaatsanwalt Sebastian Matthieu im März gegenüber der SZ.

Großes Aufsehen erregte zuletzt der vermeintliche Mordversuch eines Zittauers an einem Tschechen im August im Kristýna-See bei Hradek (Grottau). Ein 44-jähriger Zittauer griff einen 27-jährigen Tschechen mit einem Teppichmesser an verletzte ihn mit Dutzend Stichen schwer. Der Tatverdächtige sitzt seither im tschechischen Gefängnis. Wie eine Prophezeiung erscheint der Kriminalroman des Sebnitzer Autors und ehemaligen Kriminalisten Rainer Böhme, der mit einem Mord auf dem Haberkornplatz beginnt. Das Opfer in dem im Januar 2018 erschienen Buch „Mord in Zittau“ ist eine Frau. Die Handlung liegt allerdings viele Jahre zurück.

Polizeidirektion Görlitz Tel. 03581 468 - 100