Merken

Folien-Kirschen am Neumarkt

Der Löbauer Felix Juhl reagiert kreativ auf die Fällung der Bäume vor seinem Firmensitz. Sie mussten dem neuen Kreisverkehr weichen.

Teilen
Folgen
© Markus van Appeldorn

Löbau. Felix Juhl kann keine Kettensäge aufhalten. Aber er ist ein kreativer Kopf. Auf der Facebook-Seite der SZ Löbau hatte er dieser Tage gesehen, dass Arbeiter zwei Japanische Zierkirschen am Neumarkt abgeholzt hatten. Ausgerechnet vor dem Eckhaus, in das Juhl demnächst mit seiner Firma Druckpol einziehen möchte. Das geschah im Zuge der Bauarbeiten für den neuen Kreisverkehr. „Das ist traurig, dass die weg sind“, sagt der Werbespezialist. „Ich wollte darauf reagieren, ohne irgendjemandem die Schuld an der Abholzung zu geben.“ Deshalb betrieb Felix Juhl eine ganz eigene Art der Wiederaufforstung. Er versah vier Fenster an der Fassade mit einer Folie. Darauf gedruckt: eine Japanische Zierkirsche in voller Blüte. „Viele haben sich daran gewöhnt, dass am Neumarkt Kirschen stehen“, sagt er und mit einem gewissen Augenzwinkern gegenüber den Bau-Verantwortlichen: „Werbung soll ja auch ein bisschen polarisieren.“

Die Fensterfolien sind aber nicht bloß ein kreativer Protest. „Ich wollte die Wirkung einer neuen Folie ausprobieren“, sagt Juhl. „Und anstatt sie einfach als weiße Folie aufzukleben, habe ich dann die Kirschen aufgedruckt.“ Die Folie ist semipermeabel, also einseitig lichtdurchlässig. Durch unzählige kleine Löcher lässt sie Tageslicht in die Räume fallen und ist von der Innenseite durchsichtig. Aber man kann von außen nicht in die Räume hineinschauen. Das diene nicht der Geheimhaltung, sondern um die Räume zu verschatten, erklärt Felix Juhl. Auch an andere Motive denkt er in Zukunft: „Die Kirschen bleiben nicht für immer.“

Noch in diesem Jahr will Felix Juhl mit seiner Firma an den Neumarkt umziehen. Die bisherigen Räume im Katzenturmgässchen in der Altstadt sind für das expandierende Unternehmen zu klein geworden.