Merken

Flugzeugzulieferer auf Höhenflug

Das Wilsdruffer Unternehmen PMG baut für Airbus. Damit das so bleibt, wird eine Million Euro investiert.

Teilen
Folgen
© Karl-Ludwig Oberthür

Von Maik Brückner

Wilsdruff. Von außen sieht das Betriebsgebäude des Wilsdruffer Flugzeugteilebauers PMG recht unscheinbar aus. Ein funktionaler Bau, wie er überall in Gewerbegebieten steht. Drinnen jedoch stehen hochwertige, computergesteuerte Dreh- und Fräsmaschinen, die noch hochwertigere Teile aus Aluminium und Titanlegierungen herstellen. Diese werden in der Luft- und Raumfahrttechnik verbaut, unter anderem im Airbus A 350 und A 380.

Die Kunden des Unternehmens sind hauptsächlich in Deutschland, aber auch in Tschechien, Österreich und der Schweiz tätig. Darunter sind renommierte Unternehmen, wie die Elbe-Flugzeugwerke in Dresden, Jenoptik, der Luftfahrzeugausrüster Diehl Aircabin, der Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters, der Schweizerische Flugzeughersteller Pilatus Aircrafts und das Freiberger Unternehmen AC Tech.

Für diese und andere Unternehmen fertigt PMG rund 6 000 verschiedene Bauteile, auf speziellen Wunsch auch Einzelstücke und Kleinstserien. Bei Drehteilen werden bis zu 2 000 Stück gefertigt, bei Frästeile werden zwischen zehn und einhundert Stück produziert. „Das Geschäft läuft gut“, sagt Geschäftsführer David Riedrich. Deshalb kann die Firma in diesem Jahr eine Million Euro investieren. Für rund 700 000 Euro schaffte es sich ein neues Fräs- und Drehzentrum an, das bereits installiert ist.

Diese hochkomplexe Anlage, die die Ausmaße einer Fertigteilgarage hat, ist zum Beispiel in der Lage, einen Aluminiumblock von fünf Seiten zu bearbeitet. Zwar besitzt PMG bereits 24 ähnliche Maschinen, doch dieses Bearbeitungszentrum kann bis zu ein Meter lange Teile bearbeiten. Und diese Anlage arbeitet noch genauer – und darauf komme es in der Branche an, sagt PMG-Chef Riedrich. „Unsere Kunden legen großen Wert auf Präzision.“ Und die wolle man bieten. Von daher ist das Bearbeitungszentrum gut angelegtes Geld.

Bessere Arbeitsbedingungen

Außerdem hat das Unternehmen in Technik investiert, um die Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter zu verbessern und Arbeitsanläufe flexibler gestalten zu können. Fast fertig montiert ist die neue Luftreinigungsanlage. „Zwei Drittel der Anlage sind bereits installiert“, erklärt Torsten Freudenberg, der ebenfalls Geschäftsführer ist und die Produktion leitet. Man werde zwar keine Reinraumatmosphäre schaffen. Doch schon jetzt ist die Luft in der Betriebshalle deutlich sauberer geworden. Der übliche leichte Ölgeruch ist beim Flugzeugteilebauer kaum wahrnehmbar.

Davon konnten sich Sachsens Innenminister Roland Wöller, und Wilsdruffs Bürgermeister Ralf Rother (beide CDU) dieser Tage bei einer Führung durch den Betrieb überzeugen. „Wenn die Anlage fertig ist, wird die Luft noch besser“, sagt Freudenberg. PMG hat sich auch eine neue Krananlage zugelegt, mit der bis zu 800 Kilogramm schwere Bauteile durch die 3 000 Quadratmeter große Halle transportiert werden können. Die Anlage wird einen Drehkran ablösen, der nur in einem begrenzten Radius agieren kann.

PMG investierte auch in eine leistungsstärkere Energieversorgung. Diese ermöglicht der Firma, große Maschinen an fast jeder Stelle in der Halle sofort in Betrieb zu nehmen, ohne dass neue Elektroleitungen verlegt werden müssen.

Da die Auftragslage gut ist, plant das Unternehmen an einer Erweiterung. Dabei werde ein Hindernis zu überwinden sein, dass auch vielen anderen Betrieben in der Branche zu schaffen macht, sagt Riedrich. Der Fachkräftemangel. Arbeitssuchende Zerspanungsmechaniker gibt es auf dem Arbeitsmarkt faktisch nicht. Die, die wechseln wollen, haben oft mehrere Angebote. Obwohl sein Unternehmen vielen potenziellen Bewerbern sehr entgegenkommt, komme es vor, das Kandidaten im letzten Moment wieder abspringen.

Weil sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt offenbar so schnell nicht ändern wird, wird sich PMG noch stärker als bisher um die Nachwuchsgewinnung kümmern. Bereits jetzt sind acht der 70 Mitarbeiter Lehrlinge. Die Firma bildetet einen Industriekaufmann und acht Industrie- und Zerspanungsmechaniker aus. Auf diesem hohen Niveau werde man bleiben, sagt Freudenberg. Noch sei ein Ausbildungsplatz frei. Um interessierte junge Leute zu finden, werde man sich verstärkt auf Ausbildungsmessen sehen lassen. Bürgermeister Rother lud das Unternehmen ein, sich auch auf der Ausbildungsmesse der Wilsdruffer Oberschule vorzustellen.

Wöller zeigte sich nach dem Rundgang begeistert und versprach dem Unternehmen zu helfen, neue Partner zu finden. Sollte das gelingen und sollten die Pläne der Geschäftsführung aufgehen, könnten in dem unscheinbaren Produktionsgebäude bald noch mehr Maschinen stehen. Für eine Hallenerweiterung um 1 000 bis 1 500 Quadratmeter auf dem Nachbargrundstück gibt es schon konkrete Pläne, die in den nächsten fünf Jahre umgesetzt werden könnten, sagt Freudenberg.