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Flüchtlinge aus Heeresschule sind weg

Nach Dresden kommen mehr Flüchtlinge als erwartet. Zwei neue Großzelte werden deshalb aufgebaut. Die Heeresschule hat sich indes überraschend geleert.

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© Arvid Müller

Von Thilo Alexe und Gunnar Saft

Dresden. Bei der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge und Asylbewerber hat Sachsens Landeshauptstadt eine ungewöhnliche Entlastung erfahren.

Von den rund 270 vorwiegend Syrern, die am Wochenende in der Heeresoffizierschule Dresden – und damit deutschlandweit erstmals in einer Bundeswehrliegenschaft – untergebracht wurden, haben fast alle die Einrichtung bereits am nächsten Tag mit unbekanntem Ziel verlassen. Laut dem für die Betreuung zuständigen DRK nutzen derzeit nur noch etwa 50 Menschen die Unterkunft auf dem Kasernengelände. Die Landesdirektion Sachsen spricht von einem „in dieser Dimension bisher einmaligen Fall“. Die über 200 Flüchtlinge waren noch nicht registriert. Das sollte erst am Montag dieser Woche erfolgen. Vermutet wird, dass sie nun zu Bekannten und Verwandten im Bundesgebiet unterwegs sind.

Trotz des Auszuges bleibt die Unterbringungssituation angespannt. Daher sind in Dresden die Vorbereitungen für den Ausbau des zweiten Zeltcamps angelaufen. Bis Ende kommender Woche sollen nahe des Hauptbahnhofes zwei weitere Wohnzelte errichtet werden, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). Im ersten haben bereits etwa 200 Menschen Platz gefunden. Zudem soll ein Versorgungszelt aufgebaut werden. Ulbig schließt nicht aus, dass die beheizbaren Zelte mit festem Boden auch im Winter genutzt werden. Vor wenigen Wochen hatte die Regierung angekündigt, dass ab Oktober die Flüchtlinge unter festen Dächern leben sollen.

Sachsen sucht mit Hochdruck Immobilien und Grundstücke für die Erstaufnahme von Flüchtlingen. Intern rechne die Landesverwaltung mit 15 000 Plätzen, sagte Innenminister Markus Ulbig (CDU). Vor drei Wochen hatte das Kabinett die Zahl der Plätze auf 13 000 gesteigert. Derzeit gibt es 8 800 davon.

Ulbig geht davon aus, dass auch weiterhin Immobilien wie leer stehende Baumärkte in die engere Wahl kommen. In Heidenau gab es gestern Proteste. Etwa 70 Flüchtlinge beklagten die Bedingungen in einem ehemaligen Baumarkt.

Unklar ist, ob Leipzig ein Drehkreuz für die Verteilung von Flüchtlingen auf ostdeutsche Länder wird. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) betonte, die Entscheidung liege beim Bundesinnenministerium. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Drehkreuz eingerichtet werde, sinke aber offenbar täglich.

Bei der Integration von Asylbewerbern setzt Sachsen auch auf Sport. Minister Ulbig kündigte eine Förderung für den Landessportbund von 200 000 Euro an. Vereine sollen so Angebote für Flüchtlinge schaffen können. (mit svh/dpa)