Merken

Fliegende Holländerin an der Elbe

Eine der besten Triathletinnen weltweit siegt in Dresden. Aber kaum jemand bekommt das mit.

Teilen
Folgen
© Robert Michael

Von Michaela Widder

Eine nette Idee. Die bunte Blumenkette, die es für jeden Teilnehmer im Ziel gibt, soll einen Hauch Hawaiifeeling versprühen. Doch bei herbstlich-kühlen Temperaturen, überschaubaren Teilnehmern und kaum Zuschauern kommt am Sonntag bei der vierten Auflage des City-Triathlons keine richtige Stimmung auf.

Die Profis stört das weniger, sie kommen vor allem wegen des Preisgeldes an die Elbe, gibt Sieger Marcus Herbst zu: „Uns Profis lockt vor allem das hoch dotierte Preisgeld an. Und allein auf der Strecke zu sein, sind wir Mittel- und Langdistanz-Athleten ja gewöhnt. Aber für die meisten Teilnehmer zählt der Eventcharakter“, sagte Herbst. 2 000 Euro für knapp zwei Stunden Vollgas, der Leipziger kann mit seinem kurzen Arbeitstag überaus zufrieden sein. Der 30-Jährige, der in Dresden bisher zweimal Zweiter wurde, gewinnt die olympische Distanz mit Blick auf die Innenstadt-Silhouette in 1:56:24 Stunden vor Christian Kramer und Per Bittner. Alle drei sind Profis.

Bei den Frauen endet das Rennen mit dem vorausgesagten Start-Ziel-Sieg. Yvonne van Vlerken, Bittners Freundin und baldige Ehefrau, wiederholt ihren Erfolg aus 2017 vor der Dresdnerin Pauline Neidel. „Ich liebe das Rennen, auf der flachen Radstrecke kann man richtig reinhauen“, sagte die 39-Jährige, die 2008 einen Weltrekord auf der Langdistanz aufgestellt hatte und noch immer zu den Top-Triathletinnen zählt.

Die fliegende Holländerin ist in der Welt umhergekommen und wird nach dem Umzug nach Leipzig zu ihrem Freund Per demnächst Wahl-Sächsin. Dass der Citytriathlon in Dresden nun aber womöglich vor dem Aus steht, bedauert sie. „Ich fände das sehr schade. Vielleicht könnte man das Preisgeld halbieren, ich würde trotzdem starten“, meint van Vlerken. Der Titelsponsor, ein Dresdner Radunternehmen, will sich offenbar zurückziehen.

Doch auch die Teilnehmerzahlen waren dieses Jahr leicht rückläufig, was wohl auch am Wetter lag. Insgesamt starteten 276 Triathleten auf allen Strecken, die Veranstalter hatten eigentlich mal mit dem Vierfachen gerechnet. Dabei sollte das Wettkampfformat mit dem Schwimmen in der Elbe einen besonderen Reiz haben. Nirgendwo anders in der Welt ist van Vlerken bisher bei einem Triathlon in einen Fluss geschwommen. 3,5 Kilometer ist die Strecke lang, da sie flussabwärts geschwommen wird, entspricht das rund 1,8 Kilometer ohne Strömung. „Das Verhältnis von Distanz und Zeit ist ungewohnt“, erklärt Männer-Sieger Herbst, „und eine höhere Armfrequenz ist notwendig, weil man den Wasserwiderstand nicht so findet.“

Vielleicht schreckt einige Hobby-Triathleten, bei denen ja die erste Disziplin oft die schwierigste ist, das Elbeschwimmen auch ab. Oder eben das recht teure Startgeld. Der Citytriathlon ist jedenfalls auch nach vier Jahren nicht angekommen – weder in der Stadt noch bei Athleten aus der Region.