Merken

Fit und froh in Rietschen

Das Sportstudio ist etwas Besonderes: Es befindet sich im Kulturhaus und wird von einem Verein betrieben. Erfolgreich.

Teilen
Folgen
© André Schulze

Von Carla Mattern

Rietschen. Die bunten Primeln sind hübsch verpackt und locken erst die Blicke und dann die Seniorinnen aufs Sofa am Tisch. Der ist schön eingedeckt und mit Kaltem Hund und Eierschecke stehen auch selbst gemachte Leckereien darauf. Doch was hier gleich startet, ist kein Kaffeekränzchen. Dazu passt schon mal nicht das große Logo an der Wand und auch nicht die vielen Sportgeräte gleich hinter dem gemütlichen Sofa. Denn all das gehört zum Gesundheits- und Fitnessstudio in Rietschen. Und so wundert es nicht, dass die zehn älteren Damen erst einmal mit ihrer Trainerin Martina Weiser in den Gymnastikraum wechseln, ehe sie die Kalorienbomben verspeisen und gemeinsam mit Kaffee auf das gerade begonnene Jahr anstoßen.

Die Rietschenerin Bianca Janke ist Vereinsvorsitzende, der Nieskyer Peter Hänel Schatzmeister.
Die Rietschenerin Bianca Janke ist Vereinsvorsitzende, der Nieskyer Peter Hänel Schatzmeister. © André Schulze

Sie sind zwischen 75 und 89 Jahre alt, die Damen, die regelmäßig gemeinsam Sport treiben. Karin Sprejtz kommt dafür extra einmal pro Woche mit dem Bus aus Niesky. „Ich habe mal in Rietschen gewohnt“, sagt sie. „Wir machen leichtere Übungen für Rentner. Das ist wichtig. man will doch in Bewegung bleiben“, so die 76-Jährige.

Sie und ihre Mitstreiterinnen sind nicht mehr in dem Alter, wo mit dem neuen Jahr die guten Vorsätze hervorgekramt werden und die Sporttasche aus der Versenkung geholt wird. Da sind sie wie die meisten anderen Mitglieder im Gesundheits- und Fitnessstudio in Rietschen im Kulturhaus Fema. „Schon im November, Dezember sind wieder einige Neue zu uns gekommen“, sagt Bianca Janke. Die 50-Jährige arbeitet als Krankenschwester im Rothenburger Martin-Ulbrich-Haus und leitet in ihrer Freizeit als Vorsitzende den Verein. Der hat zurzeit 98 Mitglieder. Das sei eine gute Zahl, damit könne der Verein gut wirtschaften und Schwankungen abfedern, sagt Peter Hänel. Der Nieskyer hat als Schatzmeister die Finanzen im Blick. Keine leichte Aufgabe, schließlich beschäftigt der Verein mit Stephan Ulbrich auch einen Trainer, ist also Arbeitgeber. Dafür wird unter anderem der Vereinsbeitrag eingesetzt. 30 Euro zahlen Mitglieder monatlich, 15 Euro Kinder, 20 Euro Rentner und Erwerbslose. Wer nicht Mitglied werden möchte, kann auch eine Zehnerkarte lösen, die 55 Euro kostet.

Jedes Jahr wird auch investiert. Im vergangenen Jahr wurde beispielsweise der Flur renoviert. Für einen neuen Tresen ist das Geld noch zu knapp, aber in diesem Jahr werden wieder Geräte ausgetauscht, kündigt die Vereinsvorsitzende an. Mehr und gänzlich neue Sportgeräte sind nicht notwendig, auch der Platz wäre dafür nicht da, sagt Bianca Janke. Zwischen 3 000 und 5 000 Euro investiert der Verein durchschnittlich pro Jahr. „Das müssen wir erst mal erwirtschaften“, sagt Peter Hänel. Sehr willkommen war da natürlich auch die finanzielle Unterstützung der Rietschener Vereine, die die Gemeinde dank der Vattenfall- beziehungsweise Leag-Zuwendungen in den vergangenen Jahren verteilen konnte. Etwa 600 bis 700 Euro bekam der Fitnessverein. Ob es auch in diesem Jahr etwas geben wird? Das wissen sie noch nicht, sagt Bianca Janke. Aber aufgestellt sind sie so, dass es auch ohne gehen muss.

Das Konzept der Vereinsgründer hat sich bewährt. Nachdem das privat betriebene Fitnessstudio pleite war, gründeten einige Rietschener 2004 den Gesundheits- und Fitnessstudio-Verein. Der existiert seitdem und richtet sich sehr nach dem, was die Rietschener tatsächlich von ihrem Fitnessstudio erwarten. Ein Dauerläufer ist mittlerweile der Selbstverteidigungskurs von Gerald Zimmermann. Eine Stunde pro Woche gibt es das Angebot für Vereinsmitglieder, aber auch für Jugendliche und Frauen bietet der fitte Senior Kurse im Sportstudio an.

Rückenschule, Zumba, Faszientraining: Solche Kurse bieten die drei in Rietschen ansässigen Physiotherapiepraxen an, einige davon auch im Fitnessstudio. „Extra Kurse würde unser Trainer gar nicht schaffen, und wir müssen uns in Rietschen auch die Leute nicht gegenseitig wegnehmen“, sagt Bianca Janke.