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Feuerwehr fährt ohne Winterreifen

Während die ersten Autofahrer jetzt ihre Reifen wechseln, ist das bei manchen Rettungskräften im Landkreis Meißen anders.

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© Anne Hübschmann

Von Stephan Hönigschmid

Landkreis. Obwohl die Temperaturen momentan noch recht mild sind, ist eines sicher: Der Herbst kommt. Innerhalb kurzer Zeit können sich die Straßen dann in glitschige oder gar überfrorene Pisten verwandeln. Weil die Wahrscheinlichkeit von Tag zu Tag wächst, machen sich dieser Tage bereits die ersten Menschen im Landkreis Meißen auf den Weg, um bei ihrem Auto die Winterreifen aufziehen zu lassen.

Bei schwierigen Bedingungen helfen rotierende Ketten weiter. Sie legen sich unter den Reifen, wenn er den Boden berührt.
Bei schwierigen Bedingungen helfen rotierende Ketten weiter. Sie legen sich unter den Reifen, wenn er den Boden berührt. © Anne Hübschmann

Während dies jedoch im privaten Bereich gelebte Praxis ist, wählen Rettungskräfte wie die Feuerwehr einen anderen Ansatz. „Wir setzen auf Ganzjahresreifen, da es für die großen Lkw keine Winterreifen gibt“, erklärt der Meißner Wehrleiter, Frank Fischer. Alle zehn Fahrzeuge verfügten über diese Reifen, so Fischer.

Sollte es jedoch einmal richtig ungemütlich werden und Schnee und Eis die Straßen beinahe unpassierbar machen, haben sieben Fahrzeuge noch etwas Besonderes in petto. „Das betrifft zum Beispiel unsere Löschfahrzeuge. Dort haben wir die Möglichkeit, noch Rotationsketten zuzuschalten“, sagt Fischer. Das mühsame Aufziehen von Schneeketten entfalle auf diese Weise. Stattdessen könnten die Ketten quasi per Knopfdruck eingeschaltet werden.

„Das macht uns deutlich flexibler. Während die Ketten früher ständig dran waren, können wir sie nun gezielt für bestimmte Wege verwenden.“ Vor etwa sechs Jahren habe man auch die älteren Fahrzeuge nachgerüstet, die noch keine Rotationsketten hatten, sagt Fischer.

Obwohl die Feuerwehr oft schnell zum Einsatzort eilen muss und man deshalb eine hohe Abnutzung der Ganzjahresreifen erwarten würde, ist dies nicht der Fall: „Mit den großen Fahrzeugen dürfen wir ja maximal 80 Stundenkilometer fahren. Von daher hält sich der Verschleiß in Grenzen. Lediglich alle zehn Jahre müssen wir die Reifen erneuern“, so Fischer.

Eine ähnliche Strategie wie die Feuerwehr verfolgt auch die Verkehrsgesellschaft Meißen (VGM) mit ihren 115 Bussen. „Prinzipiell gäbe es für die Busse auch Winterreifen. Trotzdem haben wir uns aufgrund der zu erwartenden Witterungsbedingungen für Ganzjahresreifen entschieden“, sagt VGM-Prokurist Jörg Weinhardt. Die Winter seien in den vergangenen Jahren ziemlich mild gewesen, sodass es keine Probleme gegeben habe. Zudem seien die Straßen immer gut geräumt worden. „Und wenn es doch mal einen heftigen Wintereinbruch gibt und wir schwierige Strecken wie den Bohnitzscher Berg oder das Spaargebirge passieren müssen, dann stellen wir den Betrieb in Sinne der Sicherheit lieber ein“, sagt der Prokurist.

Dass bei der Reifenfrage grundsätzlich auch andere Lösungen denkbar sind, beweisen gecharterte Fahrten von Schulklassen oder Ausflugsgruppen in Wintersportregionen wie das Erzgebirge. „Für diese Fahrten haben wir drei Busse mit Winterreifen bereitstehen, die zusätzlich auch noch Winterketten mit an Bord haben“, sagt Weinhardt.

Nicht von Fall zu Fall, sondern grundsätzlich werden die Reifen bei der Meißner Polizei gewechselt. „Ja, es werden Winterreifen aufgezogen, Ganzjahresreifen kommen nur vereinzelt an Spezialfahrzeugen zum Einsatz“, teilt Polizeisprecher Marko Laske mit. Insgesamt seien im Revier Meißen 31 Fahrzeuge betroffen. Die Reifen würden Anfang/Mitte Oktober montiert. Für einen Wechsel zahle die Polizei inklusive Einlagerung, Wuchten, Reinigen sowie Zustandskontrolle pro Fahrzeug rund 60 Euro, so Laske.

Erhöhte Anforderungen gelten im Vergleich zum Verbraucher nicht. Die Mindestprofiltiefe beträgt ebenfalls 1,6 Millimeter. Dennoch hat sich die Polizei intern für eine Verschleißgrenze von circa fünf Millimetern entschieden.

Großen Wert auf den Reifenwechsel legt auch der Meißner Taxiunternehmer Stefan Rudolph. „Ganzjahresreifen sind ein Kompromiss. Die besten Eigenschaften für die jeweilige Jahreszeit hat man nur, wenn man die Reifen wechselt“, sagt Rudolph, der in diesem Jahr sehr zeitig seine Winterreifen aufziehen musste. „Weil ich beim Weinfest auf einen Nagel gefahren bin, musste ich es vorziehen. Ansonsten hätte ich noch ein wenig gewartet.“