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Farbenreich

Felix Juhl hat ein Haus am Neumarkt in Löbau für seine Firma Druckpol saniert. Jetzt ist er eingezogen – mit tausenden Farben.

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© www.foto-sampedro.de

Von Susanne Sodan

Die Rosenbacher Baufirma kann ihre neuen T-Shirts, Pullover und Jacken abholen. Das Firmenlogo ist frisch aufgedruckt, der Auftrag ist fertig. In ordentlichen Stapeln liegen die Sachen auf einem großen Tisch. Solche großformatigen Tische stehen mehrere in den neuen Räumen von Druckpol in Löbau. „Platz ist bei uns in der Werbebranche das höchste Gut“, sagt Felix Juhl. Platz. Das ist auch der Grund, warum Felix Juhl mit seiner Firma Druckpol umgezogen ist, von der Inneren Zittauer Straße zum Neumarkt. Vor rund einem Jahr hat er angefangen, die Räume in dem Eckhaus zwischen Neumarkt und Pestalozzistraße zu sanieren. „Im März ging es mit den Bauarbeiten los“, erzählt er. Jetzt ist das neue Geschäft geöffnet.

Zwischen den Tischen stehen mehrere Maschinen, Drucker für Groß- bis Riesenformate und Plotter, also große Schneidegeräte. Sehen auch ein bisschen aus wie die Drucker, haben aber ein Messer statt Tinte. Diese Geräte können aus Folien Formen oder Schrift ausschneiden. Ein Ergebnis liegt nebenan auf einem der Tische: eine matt-schwarze Folie, in die vielleicht hundert Mal das Wort „Uhr“ eingestanzt ist. Einer von Juhls Mitarbeitern macht sich mit einem feinen Cuttermesser ans Werk. „Handarbeit brauchen wir trotzdem noch“, sagt Juhl. Der Plotter hat vorgeschnitten, der Mitarbeiter macht die Feinarbeit. „Das ist ein Auftrag für ein Dresdner Unternehmen, das Verkehrsschilder herstellt“, erklärt der 35-Jährige. Druckpol liefert die Beschriftung. „Uhr“? Offenbar ist bei dem Dresdner Unternehmen gerade ein Auftrag für Parkplatzschilder eingegangen. Textildruck, Werbung und Aufkleber für Firmen und Vereine, das ist, was Druckpol macht. „Manchmal übernehmen wir auch Zuarbeiten für Großdruckereien“, erzählt Juhl.

Unterm Tisch hinter der Tür liegen Holzleisten. „Das ist unsere Ecke für Leinwanddruck“, erzählt Juhl. Einer seiner Mitarbeiter ergänzt: „Der Tisch war vor Weihnachten stark beansprucht.“ Hier entstehen viele Geschenke: Kunstdrucke, die auf Leinwand gedruckt und auf Rahmen gespannt werden. „Das ist auch eine Sache, die wir in Handarbeit machen“, erzählt Juhl. „40 mal 60 Zentimenter ist übrigens das beliebteste Format bei Bildern“, fügt er mit einem Schmunzeln an. In den allermeisten Fällen arbeitet Druckpol aber für Firmen, die Autos, Plakate, T-Shirts oder Fensterscheiben bedruckt haben möchten. „Bei 80 Prozent unserer Kunden handelt es sich um Unternehmen, die schon länger bestehen“, erklärt Juhl. Diese Firmen haben also schon ihr Logo. Für manches neue Unternehmen beginnt die Arbeit für Druckpol in den kreativen Kinderschuhen. Zum Erstellen von Logos hat Juhl vergangenes Jahr eine Grafikerin eingestellt.

Möglichkeiten gibt es viele. Was sofort auffällt, wenn man in das Geschäft tritt: Die vielen Folienrollen, die in Halterungen an der Wand und im Raum stehen. Auf einem der Ständer hängen alleine schon zehn Blautöne. Juhl winkt ab. „Das sind nur die Folien, die wir ständig brauchen.“ Es gibt unzählige Farbe und zig Beschaffenheiten: Folien, die auf Autolack halten sollen, Folien für Schaufensterscheiben, Folien, die nur kurz und Folien, die viele Jahre halten sollen. Angeblich soll ja Lila die Trendfarbe für 2018 sein. Juhl schüttelt den Kopf. „Verschiedene Grautöne sind gerade sehr angesagt, auch Limettengrün und gedeckte Farben wie Creme“, erzählt er. „Und Gold und Silber gehen immer.“ Für sein eigenes Firmenlogo hat er den Farbton Pastell-Orange gewählt. Das heißt wirklich so.

Dabei kommt Felix Juhl beruflich eigentlich aus einem ganz anderen Gebiet. Er ist Fluggerätemechaniker. Jahrelang hat der gebürtige Löbauer auf zahlreichen Flughäfen gearbeitet, ist viel gereist. Ein paar Tage in München, ein paar Tage Köln, eine Woche Frankfurt, dann Moskau. „Für drei Jahre habe ich häufig in Russland gearbeitet“, erzählt er. „Irgendwann kam der Punkt, da wollte ich im Sommer einfach zu Hause meinen Grill anwerfen und in meinem eigenen Bett schlafen, statt immer von Hotel zu Hotel zu tingeln“, sagt er. „Es war dann einfach mal genug.“ Außerdem habe sich die Arbeit in der Fliegerei, wie er es nennt, verändert. „Der Arbeitsdruck ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen.“ Deshalb suchte er sich ein anderes Standbein, begann nebenberuflich in Löbau mit einer Netzwerk- und Computerfirma. „Dafür brauchte ich damals ein Logo“, erzählt er. Das erstellte eine Freundin, die Grafikerin ist. Durch die Zusammenarbeit kam das Interesse auf und Juhl entschied sich, die Richtung zu wechseln: Das erste Gerät, das er kaufte, war ein Plotter. „Damit habe ich damals die ersten kleinen Aufträge für Vereine übernommen. Und so hat sich das entwickelt.“ 2009 war das. Aus dem Netzwerkunternehmen wurde also ein Werbe- und Druckunternehmen. Aus der Nebenbeschäftigung wurde das Hauptgeschäft. „2014 habe ich meinen alten Beruf an den Nagel gehängt.“

Mittlerweile hat Juhl drei Angestellte. Für sie, die Tische, die Folien, die Drucker und Plotter wurde der Raum in der Inneren Zittauer Straße zu eng, deshalb der Umzug in das Eckhaus am Neumarkt – und vorher erstmal Innensanierung. „Wir haben im Grunde alles neu gemacht, was Sie hier sehen.“ Der Boden, der Fußbodenbelag, die Wände, die Decke, die Beleuchtung, auch die gesamte Elektrik sind überarbeitet oder erneuert worden. „Hier ist kein altes Kabel mehr drin“, erzählt Juhl. Für sich selber hat er kürzlich übrigens auch gedruckt: Logo und Öffnungszeiten für die Eingangstür am Neumarkt.