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Familie mit Metallbau-Gen

Die Görlitzer Unternehmer Werner und Christoph Töpler sind stolz auf diese Tradition. Und verdoppeln die Produktionsfläche ihrer Firma.

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© Pawel Sosnowski

Von Frank-Uwe Michel

Görlitz. Die Fassade hat erst vor Kurzem einen neuen Anstrich bekommen, hinter der Werkstatt und auf dem Grundstück daneben wird an zusätzlichen Fertigungskapazitäten gebaut. Die Metallbau und Metallbeschichtung Töpler & Töpler GbR (MBT) in der Heiligen-Grab-Straße 49-51 ist eine jener mittelständischen Görlitzer Firmen, die in der Öffentlichkeit nicht groß im Rampenlicht stehen und doch eine interessante Geschichte zu erzählen haben. Denn das Metallbau-Gen, findet Senior-Chef Werner Töpler, liegt in der Familie. Schon in Schlesien betrieben sein Opa und Vater eine Schmiede, in der auch Fahrzeuge aufgebaut und repariert wurden. Er selbst habe Schlosser gelernt, sagt er, danach Maschinenbau studiert und sich zum Schweißfachingenieur qualifiziert. Lange Zeit war der inzwischen 78-Jährige Hauptmechaniker beim Wohnungsbau. „Irgendwann hatte ich die Nase voll von der Mangelwirtschaft. Ich wollte selbst bestimmen, was geht und was nicht geht und versuchte, mich 1987 selbstständig zu machen.“ Dass es ein Jahr brauchte, alle bürokratischen Hürden zu überwinden und die Wende seiner Firmengründung dann den richtigen Schwung verlieh, waren Umstände, die er anfangs nicht erahnen konnte. Und doch: Werner Töpler erschloss das lange brach liegende Gelände des früher dort ansässigen Kohlehandels, führte alle notwendigen Medien heran, sorgte für Entwässerung und errichtete die erste Produktionshalle. Im April 1991 begann er mit seiner Schlosserei, handelte zwischenzeitlich auch mit Landmaschinen, nahm Verkauf und Service von Luftdrucktechnik und Hebezeugen in seine Angebotspalette auf. Im Jahr 2000 entschloss er sich, Teile der auf der Landeskronstraße vor dem Aus stehenden Verchromerei auf sein Firmengelände umzusetzen und diesen Produktionszweig damit zu erhalten.

Nicht nur die Frau des Chefs mischte im Unternehmen kräftig mit, auch Enkel Christoph „war schon als Säugling in der Werkstatt dabei“, erinnert sich der Firmengründer. „Er ist hier regelrecht mit aufgewachsen.“ So lag es geradezu auf der Hand, dass der junge dem älteren Töpler eines Tages nachfolgen würde. Zuerst jedoch ließ sich der Junior bei Siemens zum Industriemechaniker ausbilden, machte im Dezember 2015 seinen Meister und meldete im Oktober 2016 das Gewerbe an. „Nach der Vorgeschichte mit meinem Opa war für mich klar, dass ich irgendwann in die Leitung der Firma einsteige.“

So führen momentan beide Töplers das Unternehmen – Christoph kümmert sich um den operativen Teil, Werner beobachtet als „graue Eminenz“ mit einem wachsamen Auge das Gedeihen des Betriebes, der inzwischen wieder zehn Mitarbeiter beschäftigt. Der Senior lobt seinen Enkel in den höchsten Tönen: „Er ist sehr rührig und besitzt ein hohes Fachwissen. Da spielt das geringe Alter überhaupt keine Rolle.“ Das findet auch der Junior-Chef, der mit seinen 26 Jahren unter den Kollegen längst Respektsperson und bei Geschäftspartnern anerkannter Experte ist. „Hier mit einzusteigen, war der absolut richtige Schritt für mich. Eine Herausforderung.“ Auch weil er nun nicht mehr nur allein für sich, sondern ebenso für seine Beschäftigten verantwortlich ist.

Mit der Beteiligung am Umbau des Marktkauf-Areals zum Neißepark hat das Unternehmen gerade einen großen Auftrag abgeschlossen. Vor allem in Görlitz und im Umland ist die Firma sehr aktiv. „Wir hatten aber auch schon Treppenbauten in Dresden und liefern gerade eine 30 Tonnen schwere Stahlkonstruktion für eine Kaufland-Filiale in Torgau aus“, erzählt Christoph Töpler. Weil die Auftragslage äußerst positiv ist, wird auch der eigene Standort kräftig um- und ausgebaut. Vor wenigen Wochen hat das Unternehmen das Grundstück der früheren Feilenhauerei in der Heiligen-Grab-Straße 48 erworben, will die bestehenden Hallen erneuern und damit rund 150 Quadratmeter neue Produktionsfläche schaffen. Eine zweite Erweiterung erfolgt direkt hinter der jetzigen Werkstatt: „Die Fundamente sind schon gegossen. Auch hier werden wir eine neue, etwa 400 Quadratmeter große Halle errichten.“ Mit den beiden Investitionen wird die aktuelle Betriebsgröße fast verdoppelt.

Werner Töpler ist bei all dem nicht mehr Aktivposten in der ersten Reihe. Er treibt die Dinge nun als Berater und Einfädler, Erfahrungsträger und stolzes Familienoberhaupt voran. „Ich bin zufrieden mit meiner neuen Rolle. Solange die Gesundheit mitmacht, bleibt es dabei.“